Versicherungen für die Elektroautos von Tesla sind relativ teuer, weil auch die Autos und Reparaturen an ihnen viel kosten und es an langjährigen Erfahrungen mit den Schadensquoten mangelt. Elon Musk, Mitgründer und CEO des Unternehmens, sieht dies als einen der Gründe dafür an, dass Interessenten sich nicht für ein Auto von Tesla entscheiden. Ende Mai kündigte er deshalb an, bald ein eigenes Versicherungsprodukt anzubieten. Experten halten das – wieder einmal – für wagemutig, manche aber sehen durchaus Potenzial in den Plänen.
Das grundsätzliche Problem bei Risiko-Versicherungen wie für Autos ist, dass die Kunden ihre eigene Gefährlichkeit besser einschätzen können als der Versicherer. Ein Gegenmittel dazu sind im Kfz-Bereich die in Deutschland verbreiteten Schadensfreiheitsrabatte – wer viele Jahre unfallfrei fährt, muss immer niedrigere Prämien bezahlen, weil er sich als relativ risikoarm erwiesen hat. Das allerdings ist nur eine ungefähre Annäherung und unfair gegenüber Personen, die extrem besonnen fahren, aber noch keine Gelegenheit hatten, das mehrere Jahre lang zu beweisen.
Hier könnte Tesla, dessen Fahrzeuge stets mit dem Internet verbunden sind und Daten an den Hersteller zurückmelden, mit genaueren Informationen besser kalkulieren und somit günstiger für Kunden sein. Das bestätigte auch Warren Buffett, ein bekannter Großanleger aus den USA, der unter anderem im Versicherungsgeschäft tätig ist. „Es ist wichtig, Daten darüber zu haben, wie die Leute fahren, wie scharf sie bremsen, wie oft sie ausweichen, all das“, sagt er. Allerdings ist Buffett nach eigener Aussage trotzdem der Ansicht, dass Autofirmen sich von diesem Geschäft fernhalten sollten.
Was er dabei aber möglicherweise übersieht, ist die Kraft der Marke Tesla. Wie der Strategieberater Eddie Yoon in einem Gastbeitrag für Harvard Business Review schreibt, habe das Unternehmen Potenzial, mit Versicherungen zu einer „Mega-Marke“ zu werden. Für eine Expansion in angrenzende Märkte brauche man einen Partner aus der neuen Branche, den Tesla mit der Versicherung State National bereits gefunden habe. Außerdem müsse die Expansion finanziell attraktiv sein, auch weil sie das eigentliche Kerngeschäft unterstützt. Dies sei bei Tesla ebenfalls der Fall, weil billigere Versicherungen den Absatz der Fahrzeuge stützen könnten. Zudem könne das Unternehmen allein mit den Provisionen für die Vermittlung an den Partner State National viel Geld einnehmen.
Für den Markenexperten Yoon ist damit noch nicht Schluss. Wenn Tesla mit der Autoversicherung Erfolg habe, sei auch eine Expansion in den noch viel größeren Markt für Lebensversicherungen denkbar. Er verweist auf das Beispiel des Babynahrungsherstellers Gerber, der im Jahr 2017 rund 900 Millionen Dollar an Lebensversicherungsprämien eingenommen habe.