Das Jahr 2020 war für Auto-Verkäufe in der Europäischen Union bislang schwach, und im April hat es einen regelrechten Einbruch gegeben. Das geht aus jetzt veröffentlichten Zahlen der European Automobile Manufacturers Association (ACEA) hervor, nach denen die Neuzulassungen im April um 76,3 Prozent unter dem Vorjahres-Monat lagen. Gleichzeitig gab es aus einzelnen Ländern schon Meldungen, dass sich Elektroautos insbesondere von Tesla weitaus besser hielten. Trotzdem geht eine Marktforschungsfirma jetzt davon aus, dass 2020 auch die Elektroauto-Verkäufe niedriger ausfallen werden als im Vorjahr – zum ersten Mal seit zehn Jahren.
Bislang kein Einbruch bei Tesla
Die Coronavirus-Pandemie wirbelt die Auto-Märkte vor allem im Westen durcheinander. So geriet das Tesla Model 3 im April an die Spitze der nationalen Gesamt-Verkäufe in Großbritannien, die allerdings um 97 Prozent einbrachen. In einer ähnlichen Größenordnung ging es auch in der EU bergab, wie die neuen ACEA-Zahlen zeigen. Schon im Januar und Februar hatten die Zulassungen im Jahres-Vergleich leicht abgenommen, im März sanken sie um 55,1 Prozent und im April um 76,3 Prozent, so sehr wie noch nie.
Von Tesla war von solchen Abstürzen bislang nichts zu hören, auch wenn die Verkäufe von Model 3 in China zuletzt überraschend niedrig ausfielen. Allerdings könnte im Mai ein Tesla-Einbruch folgen, denn den gesamten April über konnte das Unternehmen im Stammwerk kein einziges Elektroauto für die USA oder den Weltmarkt produzieren. Seit vergangener Woche läuft die Produktion in Fremont wieder, und die in China wird in hohem Tempo ausgebaut. Doch Tesla allein wird den Markt nicht retten können, sagt jetzt die Marktforschungsfirma BloombergNEF (BNEF) voraus: Erstmals nach zehn Jahren mit starkem Wachstum sollen die weltweiten Elektroauto-Verkäufe 2020 zurückgehen.
Rettet Tesla den Elektroauto-Markt?
Nach BloombergNEF wird es Elektroautos dabei zwar besser ergehen als Verbrenner-Modellen, sodass sie ihren Marktanteil weiter steigern werden. Aber ein prognostiziertes Minus von 18 Prozent für ganz 2020 gegenüber 23 Prozent bei traditionellen Konkurrenten hört sich nur nach einem schwachen Trost an. Langfristig allerdings hält BNEF den Trend zu Elektroautos für intakt. Die nächsten drei Jahre würden allgemein schwierig werden, aber Verbrenner-Autos hätten schon 2017 ihre Verkaufsspitze überschritten, schreibt der Dienst.
Trotz der aktuellen Verwerfungen dürfte der überproportionale Rückgang bei Verbrennern dazu führen, dass der Elektroauto-Anteil 2020 insgesamt weiter steigt. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) sagt diesem Teil der Branche für das Jahr in einer neuen Einschätzung sogar eine im Vergleich „weitaus bessere Entwicklung“ voraus und hält anders als BNEF auch eine weitere Steigerung bei den absoluten Verkaufszahlen von Elektroautos in diesem Jahr noch für möglich. Als Gründe werden Emissionsvorgaben, viele neue Modelle in Europa und die Tatsache genannt, dass Elektro-Käufer tendenziell wohlhabender und deshalb von einem Wirtschaftsabschwung weniger betroffen sind.