Im zweiten Quartal dieses Jahres hat Tesla trotz Coronavirus-Einschränkungen annähernd so viele Elektroautos ausgeliefert wie vor einem Jahr und mehr als im ersten Quartal, was an der Börse erneut Kurs-Sprünge von einem ohnehin schon hohen Niveau auslöste. Zuvor hatte CEO Elon Musk in Mails an Mitarbeiter den Eindruck vermittelt, dass höchster Einsatz bei Tesla an den letzten Tagen in diesem Vierteljahr besonders wichtig war. Denn akut existenzbedroht ist Tesla schon länger nicht mehr. Aber CEO Musk scheint es auf die Aufnahme in den wichtigen US-Aktienindex S&P 500 abgesehen zu haben.
Tesla seit 3 Quartalen mit Gewinn
Und nach einem Bericht der Anleger-Zeitschrift Barron’s ist diese Aufnahme für Tesla näher denn je. Vom reinen Börsenwert her müsste Tesla mit seinen mittlerweile deutlich mehr als 200 Milliarden Dollar längst in dem Index der 500 wichtigsten Aktien der USA vertreten sein. Aber die Regeln dafür verlangen auch einen Gewinn nach GAAP-Richtlinien über 12 Monate und ebenso einen Gewinn im jüngsten Quartal, schreibt Barron’s. Drei profitable Quartale nacheinander hat Tesla mittlerweile geschafft, mit einem Plus im zweiten Quartal 2020 wäre ein Platz im S&P 500 also so gut wie sicher.
Wegen der Corona-Störungen rechnen Analysten bislang nicht damit, dass Tesla mit den Zahlen zum zweiten Vierteljahr 2020 Ende Juli einen Gewinn melden wird – aber sie hatten auch nicht erwartet, dass Tesla gut 90.000 Elektroautos in dem Quartal ausliefern würde. Unter Beobachtern auf Twitter wird deshalb schon seit Tagen spekuliert, Tesla könne doch einen kleinen Gewinn geschafft haben und werde deshalb bei nächster Gelegenheit in den S&P 500 kommen.
Und das hätte weitaus mehr als nur symbolische Bedeutung. Schon immer orientieren sich viele Aktien-Fonds nah an einem Referenz-Index – und einen wichtigeren als die S&P-Zusammenstellung der 500 größten US-Aktien dürfte es weltweit nicht geben. Wenn Tesla bald dazugehört, werden diese Fonds die Aktie kaufen. Noch direkter gilt das für Fonds oder ETFs, die ganz ohne eigene Gewichtungen Indizes nachbilden, damit Anleger zu niedrigen Gebühren zumindest die Markt-Durchschnittsrendite erzielen.
25 Mio. Tesla-Aktien für Fonds
Diese reinen Index-Fonds sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, sodass sie enorme Summen bewegen. Insgesamt würden wohl 25 Millionen Tesla-Aktien neu gekauft werden müssen, wenn es mit dem Index klappt, hat ein Händler für Barron’s ausgerechnet. Je drei Millionen bräuchten allein die beiden großen ETFs auf den S&P 500 von Vanguard und State Street.
Kurzfristig sei an den Tagen nach der Aufnahme deshalb mit erhöhter Nachfrage zu rechnen, auch wenn manche Fonds sich schon vorab positionieren könnten, sagte der Händler weiter. Auf der anderen Seite habe die Aktie von Tesla ein hohes Handelsvolumen, sodass der Markt das zusätzliche Index-Interesse leichter aufnehmen könne. Der Kurs-Effekt durch die Aufnahme könnte also mäßig ausgeprägt und kurzlebig bleiben. Aber allein die Berücksichtigung von Tesla im wichtigsten Aktien-Index der Welt könnte der Grund dafür sein, dass CEO Musk gute Zahlen im soeben beendeten Quartal so besonders wichtig fand.