Für das Coronakrisen-Umfeld überraschend und wie seit einigen Tagen trotzdem zunehmend erwartet ist es Tesla im zweiten Quartal gelungen, mehr als 90.000 seiner Elektroautos an Kunden auszuliefern und gut 82.000 davon zu produzieren. Damit lagen die Zahlen dennoch weit über den Erwartungen von Analysten, die wegen einer langen Produktionsunterbrechung im Tesla-Werk Fremont zunächst nur mit 60.000-70.000 Auslieferungen im zweiten Quartal 2020 gerechnet hatten.
Tesla-Aktie springt weiter hoch
In den letzten Tagen hatte es allerdings Berichte darüber gegeben, dass Tesla-CEO Elon Musk seine Mitarbeiter noch mehr als sonst vor Quartalsenden üblich zu Höchstleistungen antrieb und sogar einen Gewinn im Corona-Quartal als erreichbar bezeichnete. Daraufhin hoben manche Analysten ihre Schätzungen noch an. Dennoch war die erste Reaktion der Börse auf die am Donnerstag vor US-Eröffnung gemeldeten Tesla-Zahlen begeistert: Die Aktie, die zuletzt ohnehin schon deutlich zugelegt hatte, sprang um weitere 100 Dollar auf rund 1220 Dollar.
Im zweiten Quartal 2019 hatte Tesla rund 87.000 Elektroautos produziert und gut 95.000 davon ausgeliefert, was zu dieser Zeit jeweils neue Rekorde waren. Die jetzt gemeldeten Zahlen für das zweite Quartal dieses Jahres liegen nicht weit darunter. Dabei stand Tesla für die Produktion in Fremont nur etwa das halbe Vierteljahr zur Verfügung: Bis Mitte Mai musste sie wegen einer Corona-Verfügung der lokalen Behörden ruhen – sehr zum Unwillen von CEO Musk.
Jedes zweite Model 3 aus China?
Wie Tesla jetzt mitteilte, hat die Produktion in Fremont inzwischen wieder das Niveau von vor der Zwangspause erreicht. Unterstützung lieferte zudem die neue Gigafactory in China, deren Produktion von Model 3 nach einer viel kürzeren und früheren Corona-Unterbrechung immer weiter gesteigert wurde und bis Ende Juni schon 4000 Teslas pro Woche erreicht haben sollte. Bei 3000 im Wochen-Durchschnitt des Quartals würde das bedeuten, dass die chinesische Gigafactory rund die Hälfte der Gesamtproduktion an Model 3 beigesteuert hätte, die laut Tesla im zweiten Quartal bei knapp 76.000 lag.
Die euphorische erste Reaktion an der Börse dürfte damit zusammenhängen, dass die nah am Vorjahres-Rekordwert liegenden Liefer-Zahlen einen Gewinn von Tesla im zweiten Quartal deutlich wahrscheinlicher machen. Dann wiederum wären die formalen Voraussetzungen für eine Aufnahme der Tesla-Aktie in den bedeutenden Aktien-Index S&P 500 erfüllt, die weitere Kursgewinne erwarten lässt.