Das eigentliche Jubiläum nach der Erstnotierung der Aktien von Tesla an der Nasdaq Ende Juni 2010 ist schon eine Weile her, aber ein an dem damaligen Börsengang beteiligter Banker hat jetzt einen interessanten Rückblick darauf veröffentlicht – und er zeigt erneut die Bereitschaft von Elon Musk, hohe Risiken ein- und aufs Ganze zu gehen. Nach dem Bericht von Mark Goldberg, heute Partner bei der Wagniskapital-Gesellschaft Index Ventures, verhielt sich Musk schon während der Werbung für Tesla-Aktien bei großen Anlegern denkbar unkonventionell. Und weil ihm kurz vorher der von den Bankern vorgeschlagene Ausgabe-Kurs nicht reichte, drohte er sogar damit, den ganzen Börsengang platzen zu lassen.
Tesla-Banker berichtet auf Twitter
All das ist einer Serie von Twitter-Nachrichten zu entnehmen, die @Mark_Goldberg_ in dieser Woche auf Twitter veröffentlichte. Er sei damals 22 Jahre alt und als Geisteswissenschaftler sehr froh gewesen, einen Job bei der Investmentbank Morgan Stanley zu bekommen, die mit drei anderen den Tesla-Börsengang vorbereitete. Teil davon sind stets Treffen mit interessierten Großanlegern an verschiedenen Orten. Musk aber reichten die bei diesen Veranstaltungen üblichen Präsentationen voller Zahlen und Prognosen nicht aus: Laut Goldberg bestand der Tesla-Chef darauf, auch seine Elektroautos vorzuführen. Morgan Stanley habe sich darauf eingelassen, Glas-Türen zu entfernen, um sie in die Lobby seines Sitzes in New York stellen zu können.
Sogar Test-Fahrten waren Teil von Musks Spezial-Programm zur Investoren-Werbung, wie Black weiter berichtet. Nach einer Absage habe er sogar selbst Gelegenheit bekommen, in einem Prototypen des Tesla Model S mitzufahren – und noch nie zuvor in seiner Zeit bei der Bank Anleger so glücklich grinsen sehen. Erwachsene Frauen und Männer hätten im Tesla gekichert wie Kinder. Angesichts dieser Vorführungen sahen die begeisterten Finanzmenschen offenbar auch über eine weitere Musk-Besonderheit hinweg: Laut Black trug der Tesla-Chef bei den offiziellen Treffen Jeans statt der üblichen Anleger-Anzüge.
https://twitter.com/Mark_Goldberg_/status/1292818184588886016
Die Nachfrage nach den Aktien war dann trotz laut Black in dieser Zeit schwieriger Finanzlage bei Tesla hoch genug, um den letzten Schritt vor der eigentlichen Börsen-Notierung anzugehen: Die Festlegung des Preises, zu dem die Aktien ausgegeben werden. Den Vorschlag dafür machen die begleitenden Banker. Dabei versuchen sie stets, sowohl dem Unternehmen mit einem hohen Kurs gerecht zu werden als auch mit einem niedrigen den Anlegern, die natürlich möglichst viel Aufwärtspotenzial für sich behalten wollen.
Tesla-Chef schockt in Konferenz
Als die große Zahl nannten Teslas Banken dann in einer Telefon-Konferenz 15 Dollar pro Aktie, berichtet Black. Auch so hätte Musk rund 200 Millionen dringend benötigte Dollar für die Anteile an seinem Elektroauto-Unternehmen bekommen, aber das reichte ihm nicht, und er pokerte hoch: „Nein, mehr“, habe der Tesla-Chef schlicht gesagt. Er wolle 17 Dollar pro Aktie haben, ansonsten werde er den Börsengang absagen. Bei Morgan Stanley sei „die Luft aus dem Raum verschwunden“, berichtet Black, die höheren Banker hätten ihre Telefone auf stumm geschaltet und angefangen zu fluchen.
Die entsetzten Reaktionen reichten laut Blacks Bericht von „was denkt der Typ, wer er ist?“ bis zu Überlegungen über einen eigenen Rückzug von dem Mandat. Aber offenbar steckte tatsächlich noch genügend Preis-Potenzial in den Tabellen, in denen Banker Interesse-Bekundungen von Anlegern mit gebotenem Preis und Volumen festhalten. Und ebenso offenbar machte der Tesla-Chef einen hinreichend überzeugenden Eindruck: Morgan Stanley und die anderen Banken ließen sich auf die 17 Dollar ein, und am 29. Juni 2010 wurden Tesla-Aktien erstmals an der Nasdaq gehandelt – und standen zu Börsen-Schluss schon bei 24 Dollar.
Musk habe auch den Börsengang auf seine spezielle Weise gehandhabt, schreibt Black abschließend. Und nach dem fast ausgefallenen großen Tag sei der Tesla-Chef sehr froh gewesen, sich von den New Yorker Bankern in Anzügen verabschieden zu können – ihn selbst eingeschlossen.