Der Volkswagen-Konzern kommt mit seinen Elektroauto-Plänen nicht so schnell voran, wie er müsste, um Strafzahlungen wegen zu hoher Flotten-Emissionen an die EU in diesem Jahr zu vermeiden. Das wurde in dieser Woche bekannt – soll aber nur ein Schönheitsfehler auf dem Weg in eine stärker elektrische Zukunft mit Erfüllung der immer strenger werdenden CO2-Vorgaben sein. Wie der Konzern-Vorstandschef Herbert Diess jetzt bestätigte, wird die Entwicklung von Tesla vorangetrieben, und zwar auch mit Blick auf Digitalisierung. Geschlagen aber sieht er sich von dem Mehrfach-Pionier noch lange nicht.
Elektroauto-Nachfrage zieht an
Das geht aus Äußerungen von Diess bei einer Online-Veranstaltung der Nachrichten-Agentur Bloomberg hervor, die in Auszügen auf Twitter zitiert wurde. Die Nachfrage nach Elektroautos in Europa ziehe deutlich an, sagte der VW-Chef demnach unter anderem. So gesehen kommt VW mit seinem ersten grundlegend elektrisch entwickelten ID.3 zur richtigen Zeit. Die Auslieferungen starteten trotz Software-Problemen Mitte September, und in dem halben Monat landete der Elektro-Volkswagen auf Anhieb im Spitzen-Trio mit Renault Zoe und Tesla Model 3.
Angetrieben werde die Auto-Industrie derzeit von Tesla, sagte Diess laut den Twitter-Auszügen weiter. Das gelte nicht nur mit Blick auf elektrische Antriebe, sondern auch für das Auto als vernetztes Gerät, also den Bereich Digitalisierung. Beim zweiten Aspekt hat Volkswagen nach früheren Äußerungen aus dem Management noch einige Jahre Rückstand hinter Tesla, während man sich bei Batterie-Technik schon gleichauf sieht.
Listening to Herbert Diess of VW speak on Bloomberg:
He sees demand for EVs really picking up in Europe right now, sees real market acceptance. Work to do, but trajectory is good.
Autonomous vehicles are still coming, but sees a 5-10 year timeline there and real challenges.— Colin Mckerracher (@colinmckerrache) November 5, 2020
Die eigenen Kapazitäten für genügend Akkus für VW-Elektroautos seien bis 2025 gesichert, sagte Diess jetzt zu diesem wichtigen Thema. In jenem Jahr solle der reine Elektro-Anteil bei Volkswagen 25 Prozent erreicht haben, um die dann geltenden CO2-Vorgaben der EU zu erfüllen. Bis 2030 könnten es 35-50 Prozent werden – der genaue Wert hänge von weiteren EU-Entscheidungen ab.
„Rennen mit Tesla nicht entschieden“
Dass Diess Tesla als führend und den Antreiber betrachtet, bedeutet allerdings nicht, dass er keine Chance sähe, den Pionier noch einzuholen. Außer in Elektro-Antriebe investiert Volkswagen wie die anderen deutschen Autohersteller massiv in Software, um eine einheitliche und elegante Erfahrung wie bei Tesla zu ermöglichen. Und wer letztlich die Nase vorn haben werde, sei noch nicht abzusehen, erklärte der oberste VW-Manager: Das Rennen um die Führung beim Elektroauto-Marktanteil sei trotz des frühen Tesla-Starts noch offen.