Vor ziemlich genau einem Jahr hat Sony auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas ein Konzept-Elektroauto namens Vision-S vorgestellt, was zu dieser Zeit überraschend kam. Der Konzern ist vor allem als Hersteller von Konsumelektronik einschließlich der Spielkonsole PlayStation bekannt, hat aber auch ein bedeutendes Sensor- und Halbleiter-Geschäft. Beobachter gingen deshalb davon aus, er wolle mit dem Vision-S vor allem vorführen, was mit seinen Komponenten und eleganter Software-Integration alles möglich ist. Doch zur aktuellen CES, in diesem Jahr rein virtuell ausgerichtet, präsentierte Sony weiteres Material, das den Start mit einem eigenen Elektroauto zumindest wahrscheinlicher wirken lässt.
Zulieferer freuen sich auf Sony-Kooperation
Der vielleicht deutlichste Hinweis darauf ist die Tatsache, dass ein Prototyp des Vision-Elektroautos mittlerweile einige Fahrtests auf echten Straßen hinter sich hat, wie Sony in einem Video zeigte. Außerdem kommen in einem weiteren Video mehrere namhafte Zulieferer aus der Auto-Industrie einschließlich der deutschen Bosch, Continental und ZF zu Wort, die sämtlich erklären, sich auf die weitere Kooperation mit Sony zu freuen. Ein Vertreter des österreichischen Auftragsfertigers Magna Steyr zum Beispiel sagt, der Bau des Prototypen sei nur „der Anfang der Zusammenarbeit“ gewesen.
Erste Daten seines Elektroautos, das von vorn sowohl an den Porsche Taycan erinnert als auch das Tesla Model 3 und ansonsten die heute übliche windschlüpfrige Form hat, verriet Sony schon 2020. Damals war von Allrad-Antrieb mit 536 PS und einer Beschleunigung auf 100 km/h in 4,8 Sekunden die Rede, außerdem erwähnte das Unternehmen eine besondere Audio-Erfahrung und ein an Software orientiertes Design. Elektroauto-Kerndaten wie Reichweite und Lade-Geschwindigkeit wurden aber auch in diesem Jahr nicht genannt, ebenso wenig wie gar ein Termin für den Marktstart.
Dennoch hat die Idee eines Elektroautos von einem Technologie-Unternehmen ihren Reiz – und ihre Vorteile gegenüber der seit dem Erfolg von Tesla zunehmend verbreiteten Variante, dass sich traditionelle Hersteller an dem für sie neuen Konzept versuchen. Denn wie ein BMW-Manager soeben erklärte, liegt die eigentliche Herausforderung für die etablierte Branche nicht in der Umstellung beim Antrieb, sondern darin, dass Tesla Autos als Plattformen für stetig aktualisierbare Software anlegt.
Auch Apple soll Elektroauto planen
Auf diesem Gebiet haben IT- und Elektronik-Unternehmen wie Sony mehr Erfahrung als Auto-Hersteller, die diese Kompetenzen intern erst richtig zu entwickeln beginnen. Aktuell wurde auch wieder vermehrt über Elektroauto-Pläne von Apple berichtet, auf das diese Überlegung ebenfalls zutrifft. Fast entsteht in diesem Umfeld der Eindruck, die fahrende Hardware, wie sie traditionelle Hersteller seit Jahrzehnten beherrschen und optimieren, sei heutzutage das kleinere Problem. Insofern könnte es vielleicht wirklich bald nicht nur ein Elektroauto vom Smartphone-Erfinder geben, sondern auch von dem des (wenn auch noch entschieden analogen) Walkman.