Finanziell hat sich die Investition von 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin für Tesla bislang massiv ausgezahlt. Der Anfang Februar bekannt gegebene Einstieg Teslas in die Kryptowährung erfolgte zu Kursen unterhalb von 40.000 Dollar, und in dieser Woche kostete sie bereits erstmals mehr als 60.000 Dollar pro Einheit. Uneins sind sich Beobachter unterdessen weiter über die Frage, wie viel von ihr noch zu erwarten ist. Ein Analyst der Deutschen Bank erkennt hier eine Parallele zu Tesla – während Kollegen bei der Bank of America nur mäßige Kapital-Zuflüsse bei Bitcoin und zudem enorm hohe Umwelt-Belastungen dadurch sehen.
„Tesla und Bitcoin brauchen Ergebnisse“
Zusammen mit seinem Milliarden-Einstieg hatte Tesla angekündigt, möglichst bald auch die Bezahlung seiner Elektroautos in Bitcoin ermöglichen zu wollen. Schon vorher und anschließend erst recht begannen Finanzunternehmen, direkt oder Fonds-Investitionen in der Kryptowährung anzubieten. Ihr Kurs stieg, wenn auch mit den üblichen heftigen Schwankungen, seitdem immer weiter. Am Montag lag er erstmals über 60.000 Dollar und gab dann heftig nach, um sich am Donnerstag und Freitag erneut dieser Marke zu nähern.
Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Billion Dollar sei Bitcoin inzwischen zu groß, um es zu ignorieren, schreibt laut einem Bericht von Marketwatch jetzt ein Analyst und Ökonom der Deutschen Bank dazu. Die zukünftige Kursentwicklung werde sich in einem „Tinkerbell-Effekt“ stark danach richten, an welchen Bitcoin-Wert Marktteilnehmer glauben – also in selbsterfüllenden Prophezeiungen in beiden Richtungen. Hier habe Bitcoin eine Gemeinsamkeit mit Tesla, zitiert Marketwatch aus der Studie: Beide müssten „Potenzial in Ergebnisse transformieren, um ihre Wertversprechen aufrechtzuerhalten“.
Der Unterschied zwischen Tesla und Bitcoin ist natürlich, dass Tesla reale Produkte produziert und Bitcoin nur ein virtuelles Konstrukt ist, wenn auch ein aktuell höchst gefragtes. Über die Absichten von CEO Elon Musk bei seiner doppelten Bitcoin-Unterstützung (sowie der für die Alternativ-Kryptowährung Dogecoin) wurde bislang ohne entscheidendes Ergebnis spekuliert. Ein Analyst der Anlage-Firma Ark hält sogar für möglich, dass Tesla große Krypto-Serverfarmen als Abschalt-Reserve in einem rein oder weitestgehend auf erneuerbaren Quellen basierenden Strom-System im Blick hat.
Stromverbrauch steigt mit Bitcoin-Preis
Damit ließe sich möglicherweise der größte Kritikpunkt entkräften, den auch Tesla-Freunde an dem Bitcoin-Engagement auszusetzen haben: Kryptowährungen allgemein und diese sehr ausgeprägt bringen bislang einen enorm hohen Energieverbrauch mit sich. Auf gewisse Weise ist der Strom für das Mining von Bitcoin in riesigen Server-Farmen, mit dem das System am Laufen gehalten wird, tatsächlich verschwendet – jedenfalls so lange es noch ein funktionierendes klassisches Finanzsystem gibt, auch wenn es manche Krypto-Freunde am liebsten abgeschafft sähen.
Und mit dem Kurs nimmt der Bitcoin-Stromverbrauch zu, geht laut einem Bericht von Yahoo Finance aus einer Studie von Strategen der Bank of America (BofA) hervor. Zwischen beidem gebe es eine „relativ lineare Beziehung“, weil steigende Preise zu neuen Mining-Aktivitäten führen – einschließlich höheren CO2-Emissionen. Denn 75 Prozent der Bitcoin-Rechenleistung befänden sich laut der Bank in China mit 50 Prozent Kohle-Anteil an der Stromerzeugung und die Hälfte der chinesischen Kapazität in einer Provinz mit sogar 80 Prozent Kohle-Strom. Insgesamt sehen die Banker dadurch „enorme Umweltkosten“ durch Bitcoin.
Tesla in BofA-Studie nicht erwähnt
Bei 50.000 Dollar entfalle auf das Bitcoin-System aktuell 0,4 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs, zitiert Yahoo weiter aus der BofA-Studie. Das sei mit kleineren Ländern wie Griechenland, Niederlande oder Tschechien vergleichbar. Ohne Tesla zu erwähnen, rechnen die Strategen außerdem vor, dass der Kauf eines Autos für ungefähr eine Bitcoin-Einheit von 50.000 Dollar 270 Tonnen CO2-Emissionen verursachen würde, so viel wie 60 Verbrenner-Autos. Der Kauf von 1 Milliarde Dollar in Bitcoin bedeute rechnerisch sogar so viele Emissionen wie der Betrieb von 1,2 Millionen Verbrennern über ein ganzes Jahr.
Auch jenseits von solchen Umwelt-Aspekten (die über den neuen Schwerpunkt ESG aber auf die Börsenentwicklung zurückwirken) sehen die BofA-Strategen laut Yahoo auch sonst relativ wenig Sinn in Bitcoin. Als Zahlungsmittel eigne sich die Kryptowährung wegen zu geringer Liquidität nicht gut, und wegen ihrer Volatilität auch nicht zur Wertaufbewahrung. Es bleibe die Hoffnung auf steigende Kurse, die aber davon abhängen würden, dass die Bitcoin-Nachfrage weiter das Angebot übersteigt.