Fast überall, wo Tesla Fabriken für Elektroautos oder Batterien baut oder erweitert, sind auch fliegende Beobachter dabei: Die Praxis begann mit der Errichtung der Gigafactory in China, deren rasches Heranwachsen von Neugierigen mit Drohnen gefilmt und im Internet dokumentiert wurde. Auch über den Tesla-Baustellen bei Berlin und im US-Bundesstaat Texas waren bald Drohnen zu sehen; bei beiden bekamen deren Betreiber kurz Probleme mit Security-Personal, die CEO Elon Musk dann per Twitter-Erlaubnis beendete. In China aber wurde jetzt wieder ein regelmäßiger Drohnen-Beobachter der dortigen Gigafactory-Aktivitäten von seiner Arbeit abgehalten.
Tesla-Beobachter soll Video löschen
Wegen des „Bremsen-Zwischenfalls“ auf der Messe Auto Shanghai 2021 ab Mitte April seien die Sicherheitsmaßnahmen für die Tesla-Fabrik in Shanghai verschärft worden, berichtete am Mittwoch auf Twitter @bentv_sh, der seit vielen Monaten einen Youtube-Kanal über die Gigafactory betreibt. Sicherheitspersonal der Fabrik habe seinen Flug gestoppt und ihn aufgefordert, die Aufnahmen des Tages zu löschen. Nur Bilder hätten überlebt, schrieb der YouTuber, und zeigte eines davon mit einem Parkplatz mit tausenden Teslas (jemand auf Twitter zählte gut 2500) vor der Gigafactory (s. oben).
Bewegte Drohnen-Bilder von der China-Fabrik aber dürfte es nach den neuen Informationen erst einmal nicht geben. Auch bei der Luft-Beobachtung von Giga Berlin wurde im vergangenen März ein sogar minderjähriger Tesla-Fans des Feldes verwiesen. Nach seinem Hilferuf auf Youtube und Twitter schaltete sich CEO Musk ein und gab den Luftraum über der entstehenden deutschen Fabrik im Prinzip frei. Ungefähr das Gleiche geschah, nachdem im August der Leiter der örtlichen Security einem Drohnen-Beobachter des Gigafactory-Baus in Texas das Fliegen und Filmen darüber verboten hatte.
Because of the "brake incident" at the Shanghai Auto Show, the Shanghai factory has upgraded security measures, and today's flight was stopped by factory security personnel, and the aerial footage was requested to be deleted, sorry! The pictures are surviving today #ElonMusk pic.twitter.com/9PSDDnNsjO
— WuWa (@bentv_sh) April 28, 2021
Insofern wäre auch in China mit einer Musk-Intervention zu rechnen, doch zumindest vorerst war nichts davon zu sehen – bis der Tesla-Chef reagiert, ist meist auch der Zwischenschritt über bekannte Twitter-Nutzer aus seinem engeren Kreis erforderlich. Auf der anderen Seite befindet sich Tesla in China in einer speziellen Situation. Das wurde spätestens vergangene Woche klar: Auf der Auto-Messe stieg eine Tesla-Besitzerin auf das Dach eines Model 3 und protestierte lautstark, ihre Bremsen hätten versagt. Tesla hat diese Behauptung in der Vergangenheit unter Verweis auf Daten bestritten und bestritt sie nach dem Vorfall erneut. Trotzdem schloss sich etwas an, das westlichen Beobachtern wie eine Medien-Kampagne gegen Tesla vorkam.
Schaltet sich CEO Musk wieder ein?
Darauf dürfte sich @bentv_sh bezogen haben, als er jetzt den „Bremsen-Zwischenfall“ als Auslöser für schärfere Sicherheit am Himmel über Giga Shanghai erwähnte. Ein direkter Zusammenhang zwischen Ärger auf einer Messe sowie anschließend in der Presse und der Beobachtung von Bauarbeiten besteht wohl eher nicht. Aber die Entscheidung spricht dafür, dass Tesla sich in China unter Druck fühlt – oder jedenfalls eine dort beschäftigte Person mit lokaler Verantwortung, die demnächst vom CEO zurückgepfiffen wird.