Die Modell-Politik bei Tesla ist weiter in Bewegung – offenbar stets von insgesamt nicht ausreichenden Produktionskapazitäten und dem Bemühen geprägt, diese so effizient wie nur möglich zu nutzen. Das wiederum bedeutet, dass zwar die Zahl seiner produzierten Elektroautos steigt, die Auswahl aber tendenziell abnimmt. So werden auf den Tesla-Webseiten weltweit aktuell vier verschiedene Modelle zum Bestellen angeboten, aber sie sind längst nicht auf allen Märkten und in allen Varianten verfügbar. Und in China scheint soeben sogar das Model 3 in seiner mittleren Version weggefallen zu sein, die lange den größten Umsatz-Anteil gebracht haben dürfte.
Kein Tesla Model 3 LR mehr in China
Sowohl auf der Info- als auch auf der Bestell-Seite (s. Bildschirm-Foto oben) für das Tesla Model 3 in China standen am Dienstag nur noch zwei Varianten zur Auswahl: Performance und laut Google-Übersetzer „Standard-Akkulaufzeit“, also das, was aktuell als Standard Plus auch nach Europa exportiert wird. Nicht mehr vorhanden war dagegen das mittlere Modell, also das Model 3 mit großem Akku und Allrad-Antrieb, das im Westen Long Range oder Maximale Reichweite heißt. Vor der Einführung der Standard-Variante stellte es weltweit den Einstieg in die Tesla-Welt dar und war entsprechend wichtig für das Unternehmen.
Doch falls der Wegfall des Model 3 Long Range (LR) nicht nur vorübergehend oder ein Fehler ist, zeigt er, wie sehr und wie schnell sich die Zeiten bei Tesla ändern. In China ist die im vergangenen Herbst eingeführte Standard-Version mit Akkus aus LFP-Zellen von CATL inzwischen die weitaus beliebteste. In den USA wird sie noch mit Panasonic-Batterien produziert, aber auch Europa bekommt Model 3 mit LFP aus China.
Verschiebungen wegen Model Y für Europa?
Auf den Tesla-Webseiten für Deutschland waren am Dienstag noch alle drei bisher bekannten Varianten des Model 3 bestellbar. Die Performance-Version wird nach den Angaben dort voraussichtlich im August geliefert, Maximale Reichweite und Standard Plus erst im November. Vorproduzierte Fahrzeuge gibt es bei Tesla Deutschland aktuell gar nicht mehr, nachdem im Juni Dutzende mittlere Model 3, erstmals ebenfalls aus China, auf europäischen Länder-Seiten aufgetaucht waren.
Die aktuellen Verschiebungen im Programm könnten mit der Einführung Model Y auf dem europäischen Markt zusammenhängen, die jetzt doch mit Importen aus China beginnt, wie Tesla vergangene Woche mitteilte. Ursprünglich sollte das Model Y erst aus der neuen Gigafactory bei Berlin kommen, deren Fertigstellung sich aber verzögert. Im August soll jetzt das erste Schiff aus China eintreffen, für Neubestellungen nennt Tesla Auslieferungen voraussichtlich im September und Anfang 2022 für die Performance-Version.
Tesla vergrößert Standard-Reichweite
Damit stehen in Europa zunächst wie früher beim Model 3 zwei Varianten seines Crossover-Verwandten zur Verfügung. Im Produktionsland China dagegen gibt es seit kurzem noch eine dritte: Einen Tag vor der Europa-Nachricht tauchte im dortigen Konfigurator das Model Y in der Ausführung Standard-Reichweite auf, wie es sie in den USA Anfang des Jahres auch schon einmal gab, aber nur etwa sechs Wochen lang. Dem Vernehmen nach ist es wie das kleinste Model 3 aus China mit den CATL-Zellen ausgestattet. Aber Tesla muss den Akku etwas größer gemacht haben, denn die Reichweite des Model Y SR übertrifft leicht die des vergleichbaren Model 3.
Wie all das zusammenpasst, weiß (wenn überhaupt) wohl nur Tesla selbst. Von LFP-Zellen von CATL und möglicherweise auch anderen Lieferanten dürfte in diesem Zusammenhang jedenfalls noch häufiger zu hören sein. CEO Elon Musk hat mehrmals angekündigt, sie in Zukunft für alle Elektroautos mit Standard-Reichweiten verwenden zu wollen. Und wie das neueste Model Y in China zeigt, kommt zumindest Tesla auch mit der billigeren LFP-Chemie in Reichweiten-Regionen, die eine Version zwischen dieser Basis und der sportlichen Performance-Variante zunehmend unnötig erscheinen lassen.