Am vergangenen Wochenende überraschte CEO Elon Musk mit einer Twitter-Abstimmung über die Frage, ob er 10 Prozent seines Tesla-Aktienpakets verkaufen solle. Als Motivation dafür führte er Diskussionen darüber an, dass nicht realisierte Kapitalgewinne selbst in vielfacher Milliarden-Höhe nicht besteuert werden. Wie sich dann herausstellte, hatte Musk schon vor der Befragung, an deren Ergebnis er sich nach eigener Aussage unbedingt halten wollte, Tesla-Verkäufe bei der Börsen-Aufsicht angemeldet. In dieser Woche begannen sie und sorgten dafür, dass die Aktie bis Freitag rund 15 Prozent verlor – aber dieser Kursrutsch könnte durchaus in Musks Sinn sein.
Tesla-Chef verkaufte 6,3 Mio. Aktien
In der Einladung zur Tesla-Hauptversammlung in diesem Jahr ist der Anteil des CEO an dem Unternehmen mit 23,1 Prozent angegeben. Er besteht demnach aus gut 244 Millionen Aktien, von denen der Großteil seit 2003 in einem Musk-Trust liegt und der Rest durch noch offene Optionen zustande kommt. Der Tesla-Chef lässt sich nicht in bar bezahlen, sondern mit solchen Rechten für den verbilligten Kauf von mehr Aktien.
Abhängig von der Geschäfts- und Kurs-Entwicklung von Tesla sammelt er damit bei jedem vorgesehenen Meilenstein rechnerisch neue Milliarden-Beträge ein. In einem früheren Programm hat Musk bereits knapp 23 Millionen Tesla-Optionen verdient, die spätestens im August 2022 ausgeübt sein müssen, wenn sie nicht verfallen sollen. Dann aber muss Musk die Differenz zwischen Optionspreis und Aktien-Kurs versteuern – was auf eine Zahlung von mehreren Milliarden Dollar hinausläuft. Diese Steuern könnte Musk zwar mit weiteren Krediten auf seine Tesla-Aktien aufbringen, scheint sich aber jetzt (offiziell auf Twitter-Wunsch) für Verkäufe entschieden zu haben.
Denn am Montag ging es schon los damit. Wie erst am Mittwoch gemeldet wurde, verkaufte Musk an diesem Tag Tesla-Aktien für rund 1,1 Milliarden Dollar, nachdem er vorher einen Teil seiner alten Optionen ausgeübt hatte. Insgesamt erhöhte sich sein Bestand dadurch um etwa 1 Million. Am Dienstag und Mittwoch aber folgten weitere Verkäufe von zusammen 3,5 Millionen Aktien – am Dienstag verzeichnete Tesla dadurch einen Rekord-Einbruch um 12 Prozent, also mehr als 100 Milliarden Dollar. Den Rest der Woche über schlossen sich, zusammen mit weiteren Verkäufen von Musk, weitere Verluste auf einen Schlusskurs von 1033,42 Dollar am Freitag an.
Musk kommt niedriger Kurs gelegen
Damit hat der Tesla-Chef in dieser Woche mindestens rund 6,3 Millionen Aktien für 7 Milliarden Dollar verkauft – zwar wurden schon Verkäufe von Donnerstag und Freitag gemeldet, aber wegen der zwei Tage Frist dafür könnten es auch noch mehr gewesen sein. Abhängig davon, ob Musk sein Ziel von 10 Prozent Verkauf auf die Zahl seiner Aktien oder das Gesamtvolumen einschließlich Optionen bezog, müssten also noch weitere 10,7-17,7 Millionen Tesla-Aktien von ihm auf den Markt kommen.
In 30 yrs investing, I’ve never seen anything like this. CEOs all sell shares to pay taxes when exercising options. Elon himself did it in 2016. He could have asked TSLA’s bankers to sell his 17M share block on Mon, taken a 3-5% hit for a 2% sale, and gotten this done in 2 days.
— Gary Black (@garyblack00) November 12, 2021
Der erfahrene Finanzmanager Gary Black äußerte auf Twitter Unverständnis über die Art der Verkäufe. Mit einem Block-Geschäft mit einer Investmentbank ließen sich die Musk-Transaktionen viel kursschonender abwickeln und wären jetzt schon beendet, schrieb er am Freitag. Angesichts der bisherigen Entwicklung, die allerdings auch von Unsicherheit über Musks Vorgehen geprägt war, sind tatsächlich weitere Kursverluste zu erwarten. Für Aktionäre ist das erst einmal unerfreulich – aber es könnte kurzfristig im Sinn des Tesla-Chefs sein. Denn dessen Papier-Vermögen wird zwar umso höher, je weiter die Aktie steigt. Aber er muss eben auch immer höhere Steuern auf den Gewinn durch seine Optionsausübungen bezahlen, was seine Tesla-Beteiligung relativ gesehen verringert, wenn er dafür Aktien verkauft.