Das Geschäft von Tesla läuft allem Anschein nach bestens, aber CEO Elon Musk scheint entweder das zu Kopf zu steigen oder etwas anderes die Laune zu verderben. Auf Twitter äußerte er sich am Wochenende zunächst weiter wie zuletzt häufiger über einen teilweisen Verkauf seiner riesigen Tesla-Beteiligung und deutete unter anderem an, dabei so vorzugehen, dass die Steuerlast möglich hoch statt niedrig ausfällt. Später aber ging Musk ohne zwingenden Anlass auf den Gründer von Tesla sowie den linken US-Politiker Bernie Sanders los.
Tesla-Chef gegen Eberhard und Sanders
Dass er von beiden wenig hält, hat der Tesla-Chef schon in der Vergangenheit deutlich gemacht. Mit dem als weit links stehend geltenden Politiker, der 2016 und 2020 Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten werden wollte, liegt er seit mindestens August 2020 im Clinch: Sanders schrieb auf Twitter, Musk habe von 4,9 Milliarden Dollar staatlicher Unterstützung profitiert, wofür er sich ein „fügsame Marionette der Öl-Industrie“ einhandelte. Von Martin Eberhard wiederum, einem von zwei Tesla-Gründern im engeren Sinn, sind bislang keine öffentlichen Angriffe auf Musk bekannt. Aber auch er wurde am Wochenende erneut zum Ziel von Twitter-Anwürfen.
Mit Eberhard hat sich Musk eigentlich längst geeinigt. Als mit Abstand größter Geldgeber und Board-Vorsitzender war er Anfang 2004 in das im Juli 2003 gegründete Unternehmen eingestiegen. 2008 übernahm er inmitten von ab 2007 erhobenen Vorwürfen gegen den Gründer den CEO-Posten. Eberhard klagte wegen verschiedener Punkte, was etwa ein Jahr später zu einer Einigung bei einem in der Welt des Silicon Valley wichtigen Punkt führte: Als offizielle Mitgründer von Tesla dürfen sich seitdem nicht nur er und sein anfänglicher Partner Mark Tarpenning bezeichnen, sondern auch Musk sowie mit JB Straubel und Ian Wright die beiden ersten Angestellten.
Founding story of Tesla as portrayed by Eberhard is patently false. I wish I had never met him.
Eberhard is by far the worst person I’ve ever worked with in my entire career. Given how many people I’ve worked with over the years, that’s really saying something …
— Elon Musk (@elonmusk) November 13, 2021
Zumindest für die Seite von Eberhard scheint auch eine Zusage Teil der Vereinbarung gewesen zu sein, sich öffentlich nicht kritisch über den jeweiligen Gegner oder seine Bedeutung für Tesla zu äußern. Jedenfalls war von ihm seitdem nichts mehr in dieser Richtung zu hören. Ganz anders dagegen Musk. Tesla sei trotz Eberhard am Leben, schrieb er zum Beispiel im Juni 2019 auf Twitter. Sein Vorgänger als CEO sei „die schlimmste Person, mit der ich je gearbeitet habe“, sagte er Anfang 2020 in einem Interview. Und am Wochenende wiederholte er diese letzte Aussage, verschärft mit einem „bei weitem“, schriftlich auf Twitter.
Musk provoziert bis in den Abend
Der Anlass dafür war ein harmlos klingender Verweis eines Nutzers auf die Tesla-Startfinanzierung in Höhe von 6,5 Millionen Dollar durch Musk. Bereitwillig erläuterte der heutige CEO dann auf Nachfrage noch, was Eberhard alles falsch gemacht habe, einschließlich „raffinierter Täuschung“ über Kosten und Zeitplan für den Roadster. Das Board habe im August 2007 einstimmig entschieden, ihn zu feuern, auch die Mitglieder von der Eberhard-Seite.
I keep forgetting that you’re still alive
— Elon Musk (@elonmusk) November 14, 2021
Während Musk noch mit Eberhard-Kritik beschäftigt war, veröffentlichte der Politiker Sanders auf Twitter eine Nachricht, die im aktuellen Umfeld durchaus auf Musk gemünzt gewesen sein könnte. „Wir müssen verlangen, dass die extrem Reichen ihren fairen Anteil bezahlen. Punkt“, schrieb er, Darauf reagierte der Tesla-Chef am frühen Sonntagmorgen in Texas oder Kalifornien nicht inhaltlich, aber mit einem politisch nicht korrekten Angriff: „Ich vergesse immer, dass Sie noch leben“, antwortete er dem 80 Jahre alten Politiker. Außerdem provozierte er Sanders mit der Anregung „Sie wollen, dass ich mehr Aktien verkaufe? Sagen Sie einfach das Wort…“. Bis in den US-Abend hinein ließ er, angestachelt von Fans, weitere Spitzen gegen den politischen Kontrahenten fallen.