„Ist das echt?“, fragte Tesla-CEO Elon Musk am Freitag auf Twitter, nachdem dort ein Ausschnitt aus einer Rede von US-Präsident Joe Biden veröffentlicht worden war. Darin erklärt der Präsident, wer ein Elektroauto kaufe, komme mit einer „Tankfüllung“ durch die kompletten USA, bevor er immerhin korrigiert, er meine natürlich nicht Benzin, sondern Strom. Außerdem scheint sich Biden hartnäckig zu weigern, die Bedeutung von Tesla anzuerkennen: Bei einem Besuch zur Eröffnung der Factory Zero von General Motors sagte er jetzt, dessen Chefin Mary Barra habe „die gesamte amerikanische Automobil-Industrie elektrifiziert“.
Mutter von Tesla-Chef meldet sich
Der Tesla-CEO wurde schon bei einem großen Treffen mit Branchen-Chefs nicht berücksichtigt und muss mangels Gewerkschaften in seinen US-Fabriken mit einem deutlich niedrigeren Elektroauto-Zuschuss als andere Hersteller rechnen. Zu der unkonventionellen Ansicht des Präsidenten von dieser Woche äußerte er sich zunächst nicht. Das übernahmen aber Fans auf Twitter für ihn, unter anderem seine Mutter: Der Schreiber des Präsidenten habe Biden möglicherweise versehentlich eine Rede gegeben, die vor 20 Jahren verfasst wurde, bot Maye Musk als Erklärung an.
Denn wenig später machte GM damals ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was der Präsident jetzt behauptete: Das Unternehmen stampfte die Produktion seines frühen Elektroautos EV1 ein und ließ sogar trotz Protesten Exemplare abholen, die schon bei Kunden waren. Anschließend passierte in der US-Autoindustrie wieder wenig – bis Tesla kam und unterstützt von schärfer werdenden Emissionsvorgaben nicht nur die einheimische Branche auf Elektroauto-Kurs zwang.
Biden aber ist offenbar der Meinung, dass dieser Trend in den USA gerade erst beginnt, und das herbeigeführt von GM-Chefin Mary Barra. Bei einem Gegenbesuch nach dem Auto-Treffen ohne Musk im Mai hielt er sogar eine Weile ihre Hand. Die Auto-Industrie in Detroit sei bei Elektroautos weltweit führend, sagte der Präsident jetzt, sowohl Tesla in Kalifornien und neuerdings Texas ignorierend als auch zunehmend interessante Modelle aus Asien. An die Adresse von Barra gerichtet, die er erst einmal im Publikum suchen musste, erklärte Biden dann, mit ihrer Ankündigung von diesem Januar, mit GM ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos zu verkaufen, habe sie „alles verändert“. Außerdem lobte er die Beschleunigung eines hinter ihm stehenden Prototypen für den GMC Hummer EV, als würde es kein Tesla Model S Plaid geben.
Elon Musk kritisiert und seufzt
Nachdem seine Mutter sich über diese Rede amüsiert hatte, stieg auch Tesla-Chef Musk darauf ein. Während er vom Präsidenten offenbar weiter nicht beachtet wird, hat er selbst schon vorher nicht an Kritik an ihm gespart und Biden zum Beispiel wegen der geplanten höheren Subventionen für Elektroautos aus gewerkschaftlich organisierten Fabriken als Marionette von United Auto Workers bezeichnet. Wer gehofft hatte, Tesla würde von dem Regierungswechsel in den USA profitieren, dürfte also enttäuscht sein. Musk selbst steuerte einen weiteren Reden-Ausschnitt bei, in dem Biden offenbar mitten im Satz vergisst, was er sagen wollte, und kommentierte das nur mit einem „seufz“.