Während am Donnerstagnachmittag die Spitzen der drei Auto-Konzerne General Motors, Ford und Stellantis im Weißen Haus waren, um zusammen mit US-Präsident Joe Biden neue Elektrifizierungsziele zu verkünden, dürfte Elon Musk in Texas an einer SpaceX-Rakete gebaut haben. Dass der Elektroauto-Pionier zu der Veranstaltung nicht eingeladen war, hatte der Tesla-Chef zuvor bestätigt und als „merkwürdig“ bezeichnet. Bidens Verzicht auf Musks Anwesenheit hing vor allem mit dessen gewerkschaftskritischer Haltung zusammen, ließ eine Sprecherin dazu durchblicken. Insgesamt zeigte der US-Präsident jedenfalls große Nähe zur etablierten Auto-Industrie in seinem Land – und das nicht nur inhaltlich.
Präsident hält Hand von GM-Chefin
Für seine Neigung, insbesondere bei Frauen gesellschaftliche Regeln zu körperlichem Abstand zu missachten, musste sich Biden schon vor seiner Wahl zum US-Präsidenten rechtfertigen, berichtete damals die Nachrichten-Agentur Reuters. Seitdem gab es mindestens zwei Fälle, bei denen er mittels Fotos zu Unrecht unerwünschter Küsse beschuldigt wurde. Aktuelle Bilder vom Weißen Haus aber erscheinen in dieser Hinsicht deutlich: In einer auf Twitter viel geteilten und diskutierten Gesprächsszene ist zu sehen, wie er mit der linken fest die rechte Hand der neben ihm stehenden GM-Chefin Mary Barry hält.
Wahrscheinlich ist diese Szene typisch für Biden, aber das Händchen-Halten mit der GM-Chefin hat inhaltlich gesehen durchaus Symbolcharakter. Wie nicht nur Fans auf Twitter, sondern auch verschiedene Medien anmerkten, war das Fehlen von Tesla bei dem Präsidenten-Termin zu Elektroautos auffällig. Aber wäre Musk dabei gewesen, hätte er sich womöglich nicht wie die anderen Auto-Führungskräfte lächelnd um Biden gedrängelt (das Foto oben wurde von Ford-CEO Jim Farley auf Twitter veröffentlicht), sondern lautstark protestiert.
https://twitter.com/ray4tesla/status/1423375690276110336
Denn im Vorfeld hatte der US-Präsident zwar wissen lassen, dass die Zukunft der Auto-Industrie elektrisch sei und es kein Zurück mehr gebe. Doch die konkreten Ziele, die er am Donnerstag mit Unterstützung der anwesenden Manager verkündete, sind bescheiden. Er strebe 50 Prozent Elektroauto-Anteil im Jahr 2030 an, heißt es dazu am Anfang einer Mitteilung des Weißen Hauses. Im Text wird das auf 40-50 Prozent korrigiert. Und wie CNBC berichtete, ist diese Vorgabe erstens nicht bindend und schließt zweitens auch Plugin-Hybride (und Wasserstoff-Fahrzeuge) mit ein.
Tesla profitiert von Förder-Plänen
Die von Biden ausgerufene Elektroauto-Zukunft scheint für ihn also noch in weiter Ferne zu liegen und Tesla als lebendes Gegenbeispiel hätte dabei vielleicht nur gestört. Unabhängig davon dürfte auch Musks Unternehmen aber stark profitieren, wenn der Präsident seine Förder-Pläne im dreistelligen Milliarden-Volumen durchsetzt. Teil davon ist eine Steuergutschrift für Elektroauto-Käufe, die 7500 Dollar bis 12.500 Dollar pro Stück betragen soll. Für einen Tesla würde es dann zumindest 10.000 Dollar geben, denn mit seiner Produktion in den USA erfüllt das Unternehmen das erste Bonus-Kriterium. Weitere 2500 Dollar extra werden nach den bisherigen Plänen gutgeschrieben, wenn das jeweilige Elektroauto zusätzlich von gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten gebaut wird – aber darauf kann man bei Tesla in den USA wohl noch lange warten.