„Ich ziehe weiter…“, schrieb Tesla-CEO Elon Musk am Sonntagnachmittag deutscher Zeit auf Twitter, und für viele hörte sich das so an, als wäre es auf den Kurznachrichten-Dienst selbst bezogen. Für den hatte Musk Anfang des Monats ein Übernahme-Angebot abgegeben, das vom Twitter-Board nicht unterstützt wird. Wie er etwa drei Stunden aber klarstellte, bezog sich sein Weiterziehen nicht auf Twitter, sondern auf Bill Gates, dessen Bestätigung eines großen Short-Position in Tesla er am Samstag veröffentlicht hatte. Für das Twitter-Geschäft dagegen könnte er doch noch die Zustimmung des Boards bekommen. Aktualisierung: Am Montagabend war es tatsächlich so weit: Musk und das Management verständigten sich auf eine Übernahme.
Twitter und Musk-Vertreter verhandeln
Zunächst hatte Musk 9,1 Prozent der Twitter-Aktien gekauft und das als rein passive Investition bezeichnet. Kurz darauf machte er aber klar, dass er doch aktiv im Sinn von Einfluss auf das Unternehmen werden will, und legte dem Board einige Tage später ein nicht verbindliches Übernahme-Angebot zu 54,20 Dollar für jede der restlichen Aktien vor. Das Twitter-Management beschloss daraufhin eine so genannte Giftpille, die eine Übernahme ohne seine Zustimmung sehr erschweren würde.
Doch diese Zustimmung scheint der Tesla-Chef jetzt doch noch bekommen zu können. Davon berichteten ungefähr zur gleichen Zeit die New York Times und das Wall Street Journal. Am Sonntagvormittag fand demnach eine Sitzung des Twitter-Boards statt und anschließend war ein Treffen mit Vertretern der Musk-Seite geplant. Laut dem Artikel im WSJ könnte es noch in dieser Woche zu einer Vereinbarung kommen, gegenüber der NYT wurde die Situation allerdings als schnell veränderlich beschrieben.
JUST IN: Twitter is working to hammer out terms of a transaction and could reach an agreement with Elon Musk as soon as today if negotiations go smoothly, according to a person with knowledge of the matter
Latest: https://t.co/iM2WXpvfzl pic.twitter.com/cIkiwsGpZU
— Bloomberg (@business) April 25, 2022
Wenn ein Aufkäufer und ein Unternehmen verhandeln, geht es oft auch um den Preis, aber ein höheres Angebot hat der Tesla-Chef in seiner Mitteilung über die 54,20 Dollar pro Twitter-Aktie sofort ausgeschlossen. Das hat er laut dem WSJ in den vergangenen Tagen bekräftigt. Bei den Gesprächen am Sonntag sollte es unter anderem darum gehen, was finanziell passiert, wenn eine Übernahme vereinbart, dann aber nicht vollzogen wird. In dieser Woche steht die Veröffentlichung der Twitter-Quartalszahlen an, und spätestens bei dieser Gelegenheit dürfte sich das Unternehmen über die Musk-Thematik äußern.
Tesla, SpaceX und Twitter unter einem Dach?
Die Gesprächsbereitschaft des Twitter-Boards soll damit zusammenhängen, dass der Tesla-Chef mittlerweile dargelegt hat, wie er die Übernahme finanzieren würde. Dafür bräuchte er noch knapp 40 Milliarden Dollar, doch Banken und er selbst sagten sogar 46,5 Milliarden Dollar an Krediten und Eigenkapital zu. Dafür gründete Musk mehrere Gesellschaften mit dem Namen X Holding. X.com hieß auch eines seiner frühen Unternehmen, und für die Twitter-Übernahme müsste er massiv Aktien von Tesla oder SpaceX verkaufen oder beleihen. Die Namenswahl weckte Spekulationen, Musk wolle womöglich nicht nur seine eigenen Beteiligungen neu organisieren, sondern die Unternehmen selbst einschließlich Twitter zum Teil einer Holding-Struktur machen.