Weltweit knapp 100.000 Beschäftigte meldete Tesla Ende 2021 als seinen aktuellen Stand, und mit den Fabrik-Starts in Deutschland und dann den USA dürfte die runde Marke zwischenzeitlich deutlich überschritten worden sein. CEO Elon Musk wurde die Zahl der Stellen Ende Mai offenbar sogar schon zu hoch, denn in einer internen E-Mail soll er die Streichung jeder zehnten angekündigt haben. Später stellte er klar, dass damit nur Angestellten-Jobs gemeint waren und dass die Zahl der Beschäftigten insgesamt weiter zunehmen werde. Doch bei als überflüssig angesehenen Büro-Stellen hat Tesla offenbar keine Zeit verloren, und aus China wurde die Absage von drei Online-Jobmessen gemeldet.
Tesla-Mitarbeiter verabschiedet Kollegen
Um die Bedeutung des Twitter-Beitrags zu verstehen, den @BillWri90307793 am Freitagabend dort einstellte, muss man den Hintergrund dieses Accounts kennen: Es steht zwar nicht im Profil, aber frühere Nachrichten machten deutlich, dass die Person dahinter bei Tesla arbeitet. Das gewählte Twitter-Handle spricht (allerdings anders als der dazu angezeigte Name Viola, aber den kann man ändern) außerdem dafür, dass sie männlich ist.
Jedenfalls verabschiedete sich @BillWri90307793 am Freitag von Kollegen, die „unerwartet gegangen“ seien. Die Zusammenarbeit mit ihnen sei ein Geschenk gewesen, und er selbst werde den Kampf mit dem Wissen fortsetzen, das sie ihm vermittelt hätten. Es habe Kündigungen gegeben, bestätigte er auf Nachfrage, und er selbst sei unter den 90 Prozent der nicht davon Betroffenen gewesen. Ein anderer Twitter-Nutzer aus den USA schrieb, einige seiner Nachbarn seien entlassen worden. Finanziell gehe es ihnen gut, aber sie seien traurig, weil sie das Unternehmen geliebt hätten.
To my colleagues who unexpectedly departed today: it’s been a blessing along this journey, I will continue the fight with the knowledge you bestowed to me.
— Bill Wright (@BillWri90307793) June 11, 2022
Dass es um Tesla geht, muss man sich jeweils dazudenken – wenn es denn zutrifft, was aber wahrscheinlich ist. Unter dieser Einschränkung hören sich die Nachrichten von @BillWri90307793 und des anderen Nutzers nicht so an, als würden die Kündigungen nur unmotivierte Underperformer treffen. Eher scheint Musk rasch seine Ankündigung umzusetzen, den „salaried headcount“, also die Zahl der Angestellten-Stellen bei Tesla, um 10 Prozent zu verringern. Bevor seine erste E-Mail zu den Job-Plänen öffentlich wurde, hatte er in anderen erklärt, dass als gekündigt betrachtet werde, wer nicht mindestens 40 Stunden Woche an einem für seine Aufgabe relevanten Tesla-Standort anzutreffen ist.
Job-Messen für China offenbar abgesagt
Zumindest deutlich weniger Telearbeit bei Tesla hatte sich also schon vorher angedeutet, und auch die Zahl der Angestellten-Stellen scheint jetzt zu sinken, bevor sie wie von Musk Anfang Juni angekündigt in den nächsten 12 Monaten wieder das vorherige Niveau erreicht. Unterdessen scheint sich die neue Job-Zurückhaltung auch in China zu zeigen: Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters von Freitag sagte Tesla dort Online-Events ab, bei denen an den drei kommenden Wochenenden nacheinander neue Beschäftigte für Verkauf, F&E sowie Lieferkette gewonnen werden sollten. Das Land ist der größte Elektroauto-Markt der Welt, hat seiner Wirtschaft und ihren westlichen Abnehmern in diesem Frühjahr aber mit seiner Null-Corona-Politik, von der auch Tesla mit seiner Fabrik in Shanghai betroffen war, schwere Probleme bereitet.
Aktualisierung: Zumindest die Entlassung eines Tesla-Manager ist durch den Betroffenen selbst bestätigt. Seine Position sei „eliminiert“ worden, schrieb am Samstag auf LinkedIn Christopher Bousigues, der nach den Angaben dort bislang Country Manager für Tesla in Singapur war. Er sei eigens für diese Aufgabe mit seiner Familie nach Singapur umgezogen, werde jetzt aber vermutlich nach Europa zurückkehren.