Lei Jun wurde schon als Kopie von Steve Jobs bezeichnet, aber der Erfolg gibt dem Mitgründer und CEO des chinesischen Elektronik-Herstellers Xiaomi Recht: Innerhalb von wenigen Jahren entwickelte sich sein Unternehmen mit Apple-Anleihen bei Design und Präsentation zu einem der größten Smartphone-Hersteller der Welt. Auch das Elektroauto-Geschäft hat Xiaomi schon im vergangenen Frühjahr offiziell ins Visier genommen. Das ist nicht unbedingt als Tesla-Imitation zu verstehen, denn elektrische Fahrzeuge gibt es in China von vielen lokalen Herstellern. Doch am Donnerstag präsentierte Jun einen humanoiden Roboter, der auffällig an das Tesla-Projekt Optimus erinnert.
Xiaomi will bei autonomen Elektroautos führen
Zunächst 10 Milliarden Dollar werde Xiaomi in die Entwicklung intelligenter Elektroautos investieren, teilte das chinesische Unternehmen im vergangenen März mit, und gründete im September Xiaomi Automobile mit Sitz in Peking. Seitdem wird offenbar intensiv an dem Projekt gearbeitet, denn am Donnerstag erklärte Lei, eigene Technologie für autonomes Fahren werde bereits getestet. Bis 2024 solle Xiaomi zu den führenden Anbietern auf diesem Gebiet zählen, kündigte der Gründer laut einer Pressemitteilung an.
Schon damit drang er in einen Bereich vor, den Tesla-CEO Elon Musk als entscheidend für das eigene Unternehmen ansieht: Ohne Lösung für FSD (kurz für Full Self-Driving) sei Tesla im Grunde nichts wert, sagte er wohl mit Blick auf die Börsenkapitalisierung in diesem Mai. Für noch aussichtsreicher aber erklärte Musk vorher sowie anschließend ein neues Projekt, das er im August 2021 überraschend angekündigt hatte: den humanoiden Roboter Tesla Bot, den er inzwischen Optimus nennt. Möglicherweise noch in diesem Jahr will der CEO einen Prototypen dafür zeigen. Aber in dieser Hinsicht ist ihm Xiaomi jetzt zuvorgekommen.
I was both nervous and thrilled to interact with him on stage. What did you think of his performance tonight? #CyberOne pic.twitter.com/Je1eXDYEGR
— Lei Jun (@leijun) August 11, 2022
Denn bei seiner Jahrespräsentation am Donnerstag berichtete Lei nicht nur von ambitionierten Autonomie-Plänen mit eigener Software und Hardware, sondern rief auch einen humanoiden Roboter zu sich auf die Bühne. In Trippelschritten und mit einer Blume im Greifer folgte der schwarz-weiße Prototyp dieser Aufforderung, unterhielt sich etwas mit dem Gründer, übergab die Blume und deutete Kung-Fu-Bewegungen an. Diese Interaktion habe ihn nervös gemacht und zugleich begeistert, schrieb Lei dazu. Cyber One (so der Name) stehe für den Aufbruch in das Gebiet der intelligenten Roboter. Der Weg sei noch weit, aber Xiaomi glaube stets daran, dass etwas Wundervolles passieren werde.
Tesla noch ohne Roboter-Prototyp
Weniger poetisch hatte auch Tesla-Chef Musk zu seinem Optimus erklärt, der werde „ein Zeitalter des Überflusses“ einleiten, weil humanoide Helfer ein Ende der Knappheit von Arbeit brächten. Einen Prototypen hat er bislang anders als Xiaomi nicht präsentiert, aber bei einem zweiten KI-Tag bei Tesla in diesem September könnte es nach seinen Angaben so weit sein. Zur Hauptversammlung Ende Juli zeigte Tesla Fotos von zwei mechanischen Händen mit einzelnen Fingern, die zu einem Herz-Symbol geformt waren und als Optimus-Vorschau verstanden wurden, aber Musk bekam keinen Humanoiden-Besuch auf der Bühne. Nicht nur bei Elektroautos hat er also zunehmend mit agilen und gut finanzierten Konkurrenten aus China zu tun.