Das zunehmend für seine Akku-Wechselstationen bekannte Elektroauto-Startup Nio aus China hat vor den ersten Auslieferungen in mehreren Ländern Europas seine Pläne und Angebote konkretisiert. Bei einer Veranstaltung in Berlin informierte das Unternehmen am Freitag darüber, dass seine Elektroautos nach dem Norwegen-Start im vergangenen Jahr noch 2022 auch zu Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Schweden kommen sollen. Allerdings scheint Nio sie vorerst gar nicht verkaufen zu wollen, sondern nur zu vermieten.
Bald 20 Stationen für Akku-Wechsel in Europa
Wie erwartet wird Nio in Deutschland und den anderen Ländern mit der Limousine ET7 etwa im Format des Tesla Model S beginnen, geht aus einer Pressemitteilung hervor. Aber auch zwei weitere Elektroautos für Europa wurden schon angekündigt, nämlich die kleinere Limousine ET5 und das SUV EL7, das in China ES7 heißt – hier scheint kurzfristig ein Marken-Streit mit Audi abgewendet worden zu sein. Auslieferungen des Nio ET7 sollen Mitte Oktober beginnen, die beiden anderen Modelle lassen sich jetzt vorbestellen.
Alle drei basieren laut Nio auf der neuen Plattform NT2. Dabei hebt das Unternehmen auf der einen Seite die Tauschbarkeit seiner Akkus hervor, die technische Upgrades ermögliche. Als zweiter wichtiger Aspekt wird die umfangreiche Sensor- und Computer-Ausstattung für moderne Fahrassistenten genannt, als dritter das digitale Cockpit mit KI-Assistent, OLED-Bildschirm und hochwertigem Sound-System. Abgesehen vom Akku-Tausch ist die Ausrichtung also ähnlich wie bei Tesla – mit viel stärkerem Hightech-Fokus als bei traditionellen Herstellern.
Zu seinen Wechsel-Plänen gab Nio bekannt, dass es bis Ende des Jahres 20 Stationen dafür in Europa geben soll und bis Ende nächsten Jahres 120. Die erste deutsche in einem Ladepark im bayerischen Zusmarshausen wurde vergangene Woche in Betrieb genommen, zwei weitere sind in Vorbereitung. Bis 2025 sollen tausend Nio-Stationen außerhalb der Heimat China installiert sein, die meisten davon in Europa, wiederholte das Unternehmen.
Nio-Elektroautos vorerst nur im Abo zu haben
Wenn neue Elektroautos verfügbar werden, ist stets auch der Preis für sie von Interesse. In dieser Hinsicht enttäuschte Nio am Freitag auf gewisse Weise, denn dazu gab es keine Informationen. Stattdessen kündigte das Unternehmen für die vier neuen Europa-Märkte ein Abo-Modell an. Solche Angebote sind auch bei anderen Elektroauto-Marken wie allen voran Tesla zunehmend verbreitet, kommen aber üblicherweise nicht von den Herstellern selbst.
Nio aber scheint in Europa vorerst voll auf das Vermieten nicht nur von Tausch-Akkus, sondern ganzer Elektroautos zu setzen. Auch auf der Website für Deutschland fanden sich am Samstag keinerlei Angaben zu Kauf-Preisen. Ein Abo zum Beispiel für den ET7 zu Preisen ab knapp 1200 Euro im Monat konnte man dagegen schon abschließen. Auch zu ET5 und EL7 wurden Abo-Preise angezeigt, hier mit dem Hinweis, dass die Fahrzeuge auf Bestellung gefertigt und in 6-8 Monaten verfügbar werden. Ob die Elektroautos auf Wunsch auch verkauft werden, wurde zunächst nicht klar. Der einzige Nio-Kaufpreis, der für Deutschland bekannt ist, stammt also einstweilen weiter aus der im September aktualisierten Bafa-Liste, in der er für den ET7 mit 69.900 Euro angegeben ist.