Kurz nacheinander wurden am Donnerstag zwei Informationen bekannt, die beide den Tesla Cybertruck betreffen, aber in unterschiedliche Richtungen weisen: Laut einem Bericht von Electrek hat Tesla Zulieferer aufgefordert, sich auf eine Basis-Jahresproduktion von 375.000 Cybertrucks einzustellen – mehr als CEO Elon Musk zuletzt als Mindestschätzung genannt hatte. Auf der anderen Seite gab das deutsche Handelsblatt weiteren Einblick in eine Tesla-Präsentation über frühe Probleme mit dem elektrischen Pickup.
Tesla plant offenbar 375.000 Cybertrucks
Der Cybertruck wird das erste neue Elektroauto von Tesla seit dem Model Y, aber zumindest gemessen daran wohl kein Massen-Modell werden. Im Vergleich zu anderen Modellen werde die Produktionsrate klein sein, sagte CEO Musk bei der Hauptversammlung im Mai. Als „vernünftige Schätzung“ nannte er 250.000 Cybertrucks pro Jahr, möglicherweise auch 500.000. Beim Model Y entspricht der höhere Wert jeweils dem Ziel allein für die erste Phase der neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas.
Teil der Erklärung dafür ist, dass der Cybertruck laut Musk einstweilen ausschließlich für Nordamerika vorgesehen ist. Zudem gilt der bei Vorstellung im November 2019 genannte Basis-Preis von 40.000 Dollar nicht mehr – die Frage ist nur noch, wie viel teurer der Cybertruck wird, zumal in der Top-Version, die inzwischen vier Motoren bekommen soll, wie Musk Ende 2021 bestätigte.
Die von Tesla angepeilte Produktion soll laut dem Electrek-Bericht von Donnerstag dennoch bei mindestens 375.000 Stück pro Jahr liegen. Das schließt der Blog daraus, dass Tesla Zulieferer gebeten habe, dafür zu planen, dieses Basis-Produktionsvolumen zu erfüllen. Allerdings habe sich die angemeldete Zahl schon häufiger verändert. Anfang dieses Jahres zum Beispiel habe Tesla die Zulieferer noch auf etwa 100.000 Cybertrucks weniger eingestimmt.
Erste Tesla-Pickups für interne Kunden?
Aus den Zulieferer-Informationen geht laut Electrek weiter hervor, dass Tesla Ende August die ersten Release-Kandidaten für den Serien-Cybertruck fertig haben will. Diese würden auf der Produktionslinie gebaut und seien der letzte Schritt vor dem offiziellen Produktionsstart, der nach der aktuellen Planung Anfang Oktober folgen solle. Bei der Hauptversammlung hatte Musk gesagt, im dritten Quartal würden bei einer Veranstaltung die ersten Cybertrucks an Kunden übergeben. Das wäre noch vor dem Serienstart, weshalb Electrek vermutet, dass wie beim Model Y aus Texas zunächst nur interne Käufer den neuesten Tesla bekommen.
Das Handelsblatt steuerte zum Thema Cybertruck unterdessen weiteres Material aus den mehr als 100 Gigabyte an internen Tesla-Daten bei, die der Zeitung nach ihren Angaben ein Insider übergeben hat, der problemlosen Zugriff darauf hatte. Schon in der ersten Veröffentlichung darüber Ende Mai wurde eine vertrauliche Präsentation über Probleme mit dem Cybertruck erwähnt, aus der jetzt weitere Details folgten. An der Auswertung wirkte das US-Magazin Wired mit.
Bericht über frühe Cybertruck-Probleme
Der Bericht soll auf 20 Seiten Messwerte und Test-Ergebnisse auflisten, unter denen nach einem Ampel-System die warnenden Farben Rot und Orange dominieren. So zeigt das Handelsblatt eine Tabelle mit Resultaten und Zielen für unterschiedliche Aspekte auf einer Skala von 1 bis 10. Bei Reifen, Lenkung, Fahrgefühl, Handling und Bremsen war der Cybertruck in der damaligen „Alpha“-Versionen demnach sämtlich schlechter als zum Start der Produktion geplant. Mehr als 6 Punkte bekamen nur die Reifen, die Bremsen sollen mit 4 Punkten am schlechtesten gewesen sein.
Been driving latest Cybertruck prototype around Giga Texas. It’s awesome!
— Elon Musk (@elonmusk) January 26, 2022
Dabei ist zu beachten, dass die Präsentation nach den Handelsblatt-Angaben von Januar 2022 stammt – was darin an Problemen beschrieben wird, kann den Cybertruck also verzögert und teurer gemacht haben, dürfte mittlerweile aber gelöst sein. Allerdings lassen sich die neuen Informationen schlecht mit einer Twitter-Nachricht vereinbaren, die Tesla-Chef Musk am 26. Januar 2022 veröffentlichte, laut Handelsblatt einen Tag nach dem Datum der kritischen Präsentation. Er sei mit dem neuesten Cybertruck-Prototypen in Texas herumgefahren, und das Auto sei „awesome“, schrieb der CEO.