Mit Entlassungen bei Tesla war zu rechnen, nachdem CEO Elon Musk Anfang des Monats laut einem Bericht intern zunächst die Streichung von 10 Prozent aller Stellen angekündigt hatte. Später begrenzte er das auf Angestellten-Jobs und erklärte, wer bei Tesla in der Produktion arbeite, sei davon nicht betroffen. Zudem solle auch die Zahl der Angestellten auf Sicht von 12 Monaten ungefähr unverändert sein, ergänzte Musk auf Twitter. Erst einmal hat bei Tesla jetzt aber offenbar eine schnelle Verschlankung begonnen, bei denen sich das Unternehmen gegenüber den Betroffenen zudem nicht großzügig zeigen soll. Aktualisierung: Laut einem Bericht wehren sich zwei von ihnen mit einer Sammelklage dagegen (s. ganz unten).
Software-Kündigungen bei Tesla gemeldet
Von ersten Entlassungen war schon vergangene Woche zu hören – zum Teil von den Gekündigten selbst in sozialen Medien, zum Teil über ehemalige Kollegen bei Tesla. In dieser Woche soll eine neue Welle begonnen haben, berichtete dann der Blog Electrek. Vielen Mitgliedern der Teams für Verkauf und Auslieferungen in ganz Nordamerika sei gekündigt worden, meldete er. Weil es auch stundenweise bezahlte Beschäftigte traf, sah der Blog darin einen Widerspruch zu Aussagen des Tesla-Chefs. Streng genommen hatte Musk aber vorher nur bei Jobs direkt in der Produktion Streichungen ausgeschlossen, nicht für alle, die nach Stunden bezahlt werden.
Bei Software-Entwicklern, die vermutlich zu den Angestellten („salaried headcount“) zählen, soll Tesla derzeit jedenfalls kräftig kürzen. Davon berichtete unter anderem @GergelyOrosz auf Twitter, der laut seinem Profil früher für Skype und Uber gearbeitet hat und jetzt eine Website für anspruchsvolle Technik-Jobs betreibt. Die Kündigungen würden auch bei Personen eingehen, deren Bereiche Musk vorher als ausgenommen genannt habe. Insgesamt seien sie umfangreich, ließ @GergelyOrosz erkennen, ohne eine Zahl zu nennen, und würden wohl mit Musks 10-Prozent-Ziel zusammenhängen.
Damn so many messages from sw engineers in California laid off. Most terrible layoff of 2022 award goes to Tesla:
– HR says they are firing due to performance
– But clearly it’s the 10% layoffs which should trigger the WARN act before mass layoffs 1/2 https://t.co/WbuvjNB2e0— Gergely Orosz (@GergelyOrosz) June 17, 2022
In dem Forum reddit wurde zudem ein Beitrag mit dem Titel „Tesla bietet 1 Woche Gehalt und eine Uber-Fahrt für Entlassene“ veröffentlicht. Das lässt ungefähr den Inhalt erkennen, der am Samstag nicht mehr nachzulesen war, weil der Text entfernt wurde. @GergelyOrosz aber bestätigte später die Titel-Angaben und hatte noch mehr Details: Die Personal-Abteilung begründe die Kündigungen mit Leistung. Den Betroffenen werde sechs Zeit Tage gegeben, um über das Angebot von einem Wochengehalt als Abfindung nachzudenken. Und die Kündigungen würden im Stillen ablaufen, also ohne Informationen für den Rest der Beschäftigten, schrieb der Beobachter. Dass es auch keine Pressemitteilung zu Art und Umfang der Job-Streichungen gibt, versteht sich bei Tesla fast von selbst.
Während sich mehrere der jetzt früheren Mitarbeiter in Internet-Beiträgen zwar enttäuscht über den Verlust ihres Jobs zeigten, ließen sie auch Dankbarkeit für die Zeit bei Tesla erkennen. So schrieb der frühere Singapur-Chef von Tesla, sein Job sei gestrichen worden, aber er sei stolz, zum Aufbau in dem Land beigetragen zu haben. Ähnlich äußerte sich ein LinkedIn-Mitglied, in dessen Profil am Samstag noch „Sr. Service Technician“ bei Tesla seit 2017 stand. Die Arbeit sei hart, sei es angesichts der Ziele des Unternehmens aber wert gewesen, schrieb der Ex-Mitarbeiter. Über die plötzliche Entlassung sei er bestürzt, habe aber zugleich das Gefühl, mit der Arbeit bei Tesla viel erreicht zu haben. In den Augen des Unternehmens ist das offenbar auch nach jahrelanger Mitarbeit zusammen mit einem Wochengehalt und einer Uber-Fahrt Abfindung genug.
Update: Sammelklage von Gigafactory-Gekündigten
Aktualisierung: Zwei bisherige Mitarbeiter in der Tesla-Akkufabrik in Nevada haben laut einem Bericht von The Telegraph wegen ihrer Kündigung eine Sammelklage eingereicht. Das Unternehmen hätte bei Entlassungen in großer Zahl 60 Tage Vorwarnung geben müssen, argumentieren demnach die Kläger. Für sich selbst und ebenfalls entlassene Kollegen fordern sie die 60 Tage Weiterzahlung von Gehalt und Sonderleistungen, die juristischen Kosten sowie mögliche spätere Entschädigungen. Die Namen der beiden Kläger werden in dem Telegraph-Bericht genannt. Beide geben auf LinkedIn ihre Tätigkeit als Supervisor bei Tesla in Nevada an und bestätigten in der vergangenen Woche, zu den Entlassenen zu gehören.