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Tesla-Woche 2/25: Neues Model Y, CO2-Deals, HW4-Rückruf, Roboter-Pläne, Musk & Weidel

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Bild: Tesla

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Beinahe wäre die zweite Woche des neuen Jahres eine weitere gewesen, in der die Tesla-Welt von politischen Umtrieben von CEO Elon Musk geprägt war. Für Donnerstag hatte er ein X-Gespräch mit der deutschen AfD-Chefin Alice Weidel angekündigt, das dann tatsächlich stattfand – aber wenig später wurde in Asien das überarbeitete Model Y vorgestellt. Außerdem stellte sich heraus, dass Tesla mit weiteren Milliarden-Einnahmen durch CO2-Deals rechnen kann und dass Probleme mit dem Autopilot-Computer einen Rückruf erforderlich machen. Und in einer Politik-Pause informierte CEO Musk über die aktuelle Planung für den humanoiden Roboter Optimus.

Neues Tesla Model Y startet in Asien

Die Überarbeitung des in den USA im Frühjahr 2020 gestarteten Model Y war lange im Vorfeld erwartet worden, jetzt wurde sie offiziell – vorerst allerdings nur für Asien und damit einschließlich des weltweit wichtigsten Elektroauto-Marktes China. Seit Freitag kann man es dort bestellen, die Auslieferungen sollen im März beginnen. Ähnlich wie zuvor das Model 3 hat Tesla das neue Model Y hauptsächlich optisch verändert. Zum Start im Westen wurde zunächst nichts bekannt, der angegebene Liefertermin für Taiwan spricht jedoch dafür, dass die Produktion in der deutschen Tesla-Fabrik im ersten Halbjahr beginnt.

Die Reichweite beider in Asien vorerst bestellbarer Varianten nahm leicht zu. Beim Tesla Model Y Long Range mit dem größeren Akku und Allrad-Antrieb stieg sie bei unveränderter Kapazität auf 719 Kilometer nach China-Norm. Bei der Basis-Version erhöht sich die Akku-Kapazität leicht auf 62,5 kWh – wohl dank besserer Zellen im selben Paket, wie Tesla sie für das Model 3 in Europa bereits 2023 angemeldet hat, aber bislang nicht anbietet. In China ist das kleinste Model 3, ebenfalls seit Freitag, damit zu bestellen. Der Preis auch für die beiden größeren Versionen stieg minimal; für das neue Model Y verlangt Tesla etwa 5 Prozent mehr.

Model Y mit Hebel und mehr Kamera

Außen hat Tesla seinen Bestseller vorne schnittiger und hinten flächiger gemacht und durchgehende Lichtleisten wie bei Cybertruck und Cybercab integriert (s. Foto oben). Innen wurden Sitze und Geräusch-Dämmung verbessert; Mitreisende auf der Rückbank bekommen wie beim Model 3 einen Bildschirm in der Mitte. Wie bei allen neuen oder aufgefrischten Elektroautos von Tesla seit 2021 fiel zudem der Hebel zur Fahrmodus-Auswahl rechts am Lenkrad weg, weil sie jetzt automatisch oder über den Bildschirm erfolgt.

Allerdings hat das überarbeitete Model Y weiterhin links den Blinker-Hebel. Tesla scheint hier auf Kritik auf den Verzicht darauf bei Model S und Model X ab 2021 sowie dann Model 3 und Cybertruck reagiert zu haben, bei denen über Knöpfe im Lenkrad geblinkt wird. Als weitere Besonderheit hat das Model Y wie der Pickup Cybertruck und das Konzept-Elektroauto Cybercab, aber anders als der Rest, eine Kamera in der vorderen Stoßstange. Das dürfte sowohl beim manuellen als auch später beim automatischen Manövrieren mit Teslas Autopilot-Software FSD helfen.

Tesla-Rückruf wegen Computer-Ausfall

Dafür wird auch beim neuen Model Y die vierte Hardware-Generation eingesetzt – deren neueste Revision AI4.1 jedoch Probleme zu machen scheint. Ende Dezember wurden zahlreiche Ausfälle des HW4-Computers bei jungen Model 3 aus China in Europa und in den USA auch bei Model Y bekannt. Betroffene Elektroautos müssen, oft nach Updates, plötzlich ohne Autopilot, GPS-Navigation und Rückfahr-Kamera auskommen und haben zum Teil einen hohen Verbrauch im Stand. Welches Ausmaß das Problem hat, war von Tesla konkret nicht zu erfahren. Jetzt veröffentlichte die US-Behörde NHTSA jedoch einen Rückruf mit mehr Informationen dazu.

Demnach entschied sich Tesla selbst zu dem Schritt, der auch Model S und Model X betrifft, nachdem sich ab November 2024 die Zahl der gemeldeten HW4-Ausfälle häufte. Ursache soll eine spezielle Kombination von Hardware- und Software-Versionen sowie kaltem Wetter sein, die zu Kurzschlüssen führen könne. Anders als bei den meisten anderen Tesla-Rückrufen ist es hier mit einem Software-Update nicht getan, jedenfalls nicht immer. In den meisten Fällen soll es als präventive Maßnahme ausreichen, aber wenn schon Probleme aufgetreten sind, will Tesla nach den Angaben die Hardware tauschen.

Potenziell soll das Problem in den USA knapp 240.000 Elektroautos hauptsächlich aus 2024 betreffen, konkret nach Tesla-Schätzungen nur 2 Prozent davon. Eine andere NHTSA-Aktion aus der zurückliegenden Woche adressiert jedoch wohl die gesamte Flotte: eine Voruntersuchung der Tesla-Funktion „smart summon“ (intelligentes Herbeirufen). Die ist Teil des FSD-Pakets für zukünftig autonomes Fahren und bekam Ende 2024 nach langem Warten den Zusatz „actually“, der die Bezeichnung einlösen sollte. Nach Angaben der NHTSA kam es bei der Nutzung trotzdem zu Unfällen. Eine ähnliche Prüfung hatte sie im Oktober für das ganze FSD-System begonnen. Beide können zu einem freiwilligen oder verfügten Tesla-Rückruf führen.

Hohe Tesla-Einnahmen mit CO2-Pool in EU

Kurz bevor der Musk nahe stehende neue Präsident Trump offiziell Chef der US-Regierung wird, erhöht die NHTSA also offenbar noch den Druck auf Tesla. Ob mit Trump Emissionsvorgaben in den USA erhalten bleiben oder verschärft werden, von denen das Unternehmen bislang über den Verkauf von CO2-Guthaben profitierte, ist offen; zumindest die direkte Förderung von Elektroauto-Käufern wird offenbar abgeschafft.

In Europa aber gelten ab diesem Jahr strengere Vorschriften für den Flotten-Verbrauch und damit den rechnerischen CO2-Ausstoß jedes Auto-Herstellers. Damit nahm Tesla in der Vergangenheit ebenfalls bereits viel Geld ein. Und 2025 könnten es allein in der EU mehr als 1 Milliarde Euro werden, wie es jetzt hieß.

Das schätzte laut einem Bericht von Bloomberg die Investmentbank UBS. Vorher war bekannt geworden, dass mit Stellantis, Toyota, Ford, Mazda und Subaru mehrere Konkurrenten einen so genannten CO2-Pool mit Tesla für 2025 in der EU bilden wollen. Sie gehen also davon aus, die strengeren Vorgaben selbst nicht einhalten zu können, und brauchen den reinen Elektroauto-Hersteller zum Ausgleich. Durch diese Konstruktion können sie Strafzahlungen an die EU vermeiden, müssen jedoch Tesla dafür vergüten. Laut UBS wäre im Tesla-Pool möglicherweise auch noch Platz für Volkswagen, was mehr als 1 Milliarde Euro Einnahmen bedeuten könne.

Tesla-Chef über Roboter und FSD-Fortschritt

Das ist eine hohe Summe – aber fast nichts im Vergleich zu dem, was Tesla laut CEO Musk mit „Autonomie“ verdienen könnte, also mit Elektroautos und insbesondere Robotern, die sich künstlich intelligent selbst zurechtfinden. Bei der Elektronik-Messe CES in Las Vegas ab Mitte der Woche waren laut Berichten reichlich Elektroautos zu sehen, unter anderem von Sony zusammen mit Honda. Tesla selbst war nicht dabei, wohl auch, weil das neue Model Y für die USA noch nicht angeboten wird.

In mehrerlei Hinsicht präsent war dagegen Musk. So wurde er vom Nvidia-Chef Jensen Huang erwähnt als jemand, der in den wichtigsten Bereichen künstlicher Intelligenz aktiv sei – mit xAI bei Grundlagen und mit Tesla bei autonomem Fahren sowie humanoiden Robotern mit Optimus. In letzteren steckt laut Musk das größte Zukunftspotenzial, und in einem Live-Interview zur CES aktualisierte er die Planung dafür: Noch 2025 werde Tesla mehrere tausend Optimus-Roboter bauen, im nächsten Jahr 50.000 bis 100.000, und in drei Jahren 500.000 Stück.

Als Kategorie würden humanoide Roboter das mit Abstand wichtigste Produkt der Menschheitsgeschichte werden und möglicherweise unbegrenztes Wirtschaftswachstum möglich machen, wiederholte der Tesla-Chef frühere begeisterte Aussagen zu diesem Thema. Ebenfalls nicht zum ersten Mal äußerte er sich zuversichtlich über Fortschritte der FSD-Software: Zu erwarten sei, dass sie innerhalb der nächsten drei Monate oder zumindest vor Ende des zweiten Quartals 2025 sicherer fahren werde als ein durchschnittlicher Mensch.

Musk in X-Interview einig mit Weidel

Außerdem ging es in dem etwa halbstündigen CES-Interview um Mars-Missionen. Musks Neuralink-Projekt für Hirn-Schnittstellen, seine Aufgabe als Co-Chef einer Kommission für Trump, Bürger-Journalismus, Starlink-Internet sowie Gegenwart und Zukunft des Sozialmediums X. Tesla-Aktionäre und andere Interessierte müssen sich also wohl daran gewöhnen, dass der CEO trotz beispiellos hoher Vergütung nur einen Teil seiner Zeit dem Elektroauto-Hersteller widmet – der für ihn zudem seit einiger Zeit eigentlich ein KI- und Robotik-Unternehmen ist.

Am Donnerstag gab Musk nicht nur das Interview zur CES, sondern führte zehn Stunden später und ebenfalls auf X das zuvor vielfach angekündigte Gespräch mit der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. Von deutschen Politikern und Medien war das Vorhaben zuvor als Einmischung kritisiert worden, zumal Musk vorher schon die AfD zur einzigen Chance für Deutschland erklärt hatte. Im Spiegel warnte der Grünen-Kandidat Robert Habeck, Musk solle die „Finger weg von unserer Demokratie“ lassen. Der Stern zeigte den Tesla-Chef zusammen mit Russlands Präsident Putin auf der Titelseite und sah einen „Angriff auf unsere Wahl“.

Abhalten ließ sich Musk davon natürlich nicht. Stattdessen wiederholte und bekräftigte er in dem gut eine Stunde dauernden Gespräch mit Weidel seine Empfehlung für ihre Partei. Ansonsten zeigten die beiden sich weitestgehend einig und lachten viel. Der politische Gesprächsstoff ging ihnen zum Ende hin aus – zwischendurch hatte die AfD-Kandidatin erwähnt, dass sie gar nicht gewohnt sei, so wenig unterbrochen zu werden. Also fragte sie Musk nach Mars-Missionen und Gott. Zu Spitzenzeiten folgten gut 200.000 X-Nutzer live dem Gespräch. Ohne die Medien-Aufregung im Vorfeld und Anschluss wäre es also vielleicht gar nicht groß aufgefallen.

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