Der Innenraum der in dieser Woche aufgefrischten Teslas Model S und Model X ist jetzt noch minimalistischer als der von Model 3 und Model Y. Zwar gibt es in den Premium-Elektroautos weiterhin auch einen Bildschirm direkt im Blickfeld der Person am Steuer, wie er bei den kleineren Teslas gelegentlich vermisst wird. Verschwunden aber sind in Model S und Model X die Hebel links und rechts vom Lenkrad, mit denen man bislang Gänge wählen, die Scheinwerfer bedienen, den Blinker setzen und den Scheibenwischer verstellen konnte. Das sorgte zunächst für Verwunderung, hat laut CEO Elon Musk aber System: Wie er erklärte, sollen die Autos selbst herausfinden, was davon jeweils gebraucht wird.
KI in Premium-Teslas soll Fahrmodus wählen
„Das Auto errät die Fahrtrichtung auf der Grundlage von Hindernissen, die es sieht, Kontext und Navigationskarte“, schrieb Musk in der Nacht auf Donnerstag zu einem Twitter-Hinweis auf die nicht mehr vorhandenen Hebel. Nach ein paar Tagen mit diesem System werde es zum Beispiel richtig lästig, noch selbst auszuwählen, ob es vorwärts oder rückwärts fahren oder in Parkstellung gehen solle. Der Tesla-Chef scheint also bereits eigene Erfahrungen mit den neuen Automatik-Funktionen gesammelt zu haben.
Wie das Auto-Schalten realisiert wurde, lässt sich einem internen Tesla-Dokument entnehmen, das der Blog Electrek wenig später veröffentlichte. „Das Fahrzeug nutzt Autopilot-Sensoren, um intelligent und automatisch den gewünschten Fahrmodus zu bestimmen und auszuwählen“, heißt es darin. Auch ein konkretes Beispiel wird genannt: „Wenn die Front eines Model S/X vor einer Garagen-Wand steht, erkennt es dies und schaltet automatisch auf Rückwärts, wenn der Fahrer das Bremspedal tritt.“ Dadurch werde Menschen „in den intelligentesten Serienautos der Welt“ eine weitere Aufgabe abgenommen.
https://mobile.twitter.com/elonmusk/status/1354680585139187713
Bis solche Systeme perfekt die Absicht von Menschen am Steuer erkennen, dürfte es noch eine Weile dauern. CEO Musk selbst wies auf Twitter ergänzend darauf hin, dass sich die KI-Entscheidungen mittels Touchscreen übersteuern lassen. Trotzdem scheint Tesla sich seiner Sache zumindest weitgehend sicher zu sein: In Model S und Model X gibt es, wie Electrek entdeckte, zwar tatsächlich eine Touch-Schaltfläche für das Umstellen von vorwärts auf rückwärts, neutral oder parken. Aber diese befindet sich nicht etwa auf dem großen zentralen Bildschirm in der Mitte, sondern recht versteckt im unteren Bereich der Mittelkonsole.
Touch-Schalter für Blinker, Licht und Autopilot
Ebenfalls etwas versteckt, aber besser erreich- und bedienbar, bieten Tesla Model S und Model X auch weiterhin eine Möglichkeit, den Blinker zu setzen. Das ist wahrscheinlich erforderlich, weil längst nicht jeder das FSD-Paket für zukünftig autonomes Fahren dazukauft, das wenn nötig Spuren und Autobahnen wechselt und dazu auch den Blinker betätigt. Hier hat Tesla den Hebel links entfernt, aber zwei virtuelle Köpfe in Form kleiner Touch-Flächen neben dem linken Griff des neuen rechteckigen (oder auch nicht) „Yoke“-Lenkrads hinzugefügt.
Das erkennt man, wenn man auf den Tesla-Bildern vom futuristischen Cockpit genauer hinsieht – die Blinker-Knöpfe dürften sich gut mit dem linken Daumen bedienen lassen, wenn man die Hände am Steuer hat. Etwas weiter entfernt von der Hand gibt es zudem einen virtuellen Schalter für das Licht, und auf der rechten Seite sind Touch-Knöpfe für Hupe, Autopilot, Scheibenwischer und Start der Sprachbedienung zu erkennen. Die neuen Premium-Teslas haben also jetzt nicht nur drei gut erkennbare Bildschirme (ein Display für die hintere Reihe kam hinzu), sondern für alle nicht-autonomen Fälle auch noch ein paar neue Touch-Sensoren.