Bislang sind alle Elektroautos von Tesla mit Sitzbezügen aus (veganem) Leder ausgestattet, aber in Mexiko beginnt sich das zu ändern: Dort wurde am Freitag den Konfigurator für das Model 3 überarbeitet, und Teil davon sind einfache Stoffbezüge bei der Basis-Version. Auch sonst hat Tesla sein bislang billigstes Elektroauto abgespeckt, was ein Vorbote für weitere Märkte oder auch ein neues Einstiegsmodell sein könnte. CEO Elon Musk eckte unterdessen weiter mit seiner neuen Trump-Nähe an. In der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide arbeiten mittlerweile trotzdem Menschen aus mindestens 120 Nationen. Und in China, wo der Elektroauto-Markt ungebrochen wächst, stellte die lokale Marke Zeekr die Limousine 007 mit rekordschnell ladendem LFP-Akku vor.
Tesla Model 3 für Mexiko billiger
Im ersten Halbjahr 2025 will Tesla laut einer Ankündigung von diesem April damit anfangen, neue Elektroautos auf den Markt zu bringen, die in bestehenden Fabriken produziert werden können. Über die Frage, was genau damit gemeint ist, wird intensiv gerätselt. Zuletzt gab es zunehmend Gerüchte über eine Auffrischung des Model Y unter dem Code-Namen Juniper. Einen Hinweis auf zukünftige Tesla-Modelle zu wie angekündigt niedrigeren Preisen könnte aber auch das jetzt veränderte Model 3 für Mexiko geben.
Wie in den USA und Europa wird das im Herbst 2023 aufgefrischte Tesla Model 3 dort derzeit in drei Varianten angeboten. Den Einstieg bildet die Version mit kleinerem Akku und Heckantrieb, kurz als RWD bezeichnet. Doch während sie in den anderen Märkten ansonsten gleich ausgestattet ist wie Model 3 Long Range oder Performance, hat Tesla bei der Basis in Mexiko offenbar gespart. So sind die Sitze nicht nur mit Stoff statt Kunstleder bezogen, sie lassen sich auch nicht heizen oder kühlen. Der mit der Auffrischung des Model 3 eingeführte hintere Bildschirm fällt ebenso weg wie das Akustik-Glas für die hinteren Scheiben, und das neue Ambiente-Licht leuchtet statt vielfarbig nur weiß.
Tesla verliert weltweit Marktanteile
Im Ergebnis kostet das Model 3 RWD in Mexiko weniger als in den USA. Der Blog Electrek kam auf einen Preis von umgerechnet 35.000 Dollar, wenn man die mexikanische Mehrwertsteuer herausrechnet, rund 4000 Dollar weniger als im Land der Produktion. Dem dürften gesenkte Kosten für die Mexiko-Version gegenüberstehen, wobei nicht klar ist, wie viel die kleinen Veränderungen und Auslassungen ausmachen. Einen Teil des niedrigeren Preises könnte Tesla später mit Freischaltungen per Software wieder hereinholen, falls die verbaute Hardware dafür vorbereitet ist.
Wie am Freitag die seit langem skeptische Investmentbank Bernstein anmerkte, hat Tesla in diesem Jahr bislang in allen Regionen Anteile am jeweiligen Elektroauto-Markt verloren. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen in Europa und innerhalb dieses Blocks in Deutschland, wo die Tesla-Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2024 rund 40 Prozent niedriger waren als vor einem Jahr. Dabei dürfte auch die zunehmende Nähe von CEO Musk zu dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump eine Rolle spielen.
Musk eckt mit Trump-Interview an
Nach einem Attentat auf Trump Mitte Juli hatte der Tesla-Chef öffentlich seine Unterstützung für den Kandidaten erklärt; kurz darauf wurde bekannt, dass er auch einen Wahlkampf-Fonds für Trump eingerichtet hat. Anfang August kündigte die deutsche Drogerie-Kette Rossmann an, deshalb in Zukunft keine Elektroautos von Tesla mehr zu kaufen. Und wie sich am Dienstag zeigte, kommt diese Boykott-Haltung bei der Bevölkerung mehrheitlich gut an: 47 Prozent gaben in einer repräsentativen Umfrage des stern an, die Rossmann-Entscheidung gerechtfertigt zu finden, nur 37 Prozent lehnten sie ab.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 13, 2024
Wie der stern dazu weiter berichtete, zieht sich die Boykott-Mehrheit durch fast alle Parteien. Am deutlichsten stellten sich Grünen-Anhänger mit 72 Prozent dahinter, also die Klientel, in der Tesla traditionell mit die meisten Käufer fand. Mehrheitlich Boykott-Gegner gab es dagegen bei Wählen der AfD, die nicht für ihre Elektroauto-Begeisterung bekannt sind. Von seiner neuen Linie abbringen lässt sich Musk offenbar durch nichts davon. Am Montag vor der Veröffentlichung der Umfrage-Daten führte er ein langes X-Interview mit Trump. Manche Fans des Tesla-Chefs stellten enttäuscht fest, dass er darin Klimawandel-Gefahren selbst relativierte und nach Ansicht von Experten falsch darstellte.
Deutsche Tesla-Belegschaft aus 120 Nationen
Noch 2022 hatte Tesla das siebte Jahr in Folge die volle Punktzahl im Corporate Equality Index für den Umgang mit LGBTQ-Personal erreicht, und Musk selbst lobte das gute Abschneiden in dem Bereich. 2023 aber fiel die Hervorhebung des Themas DEI (Diversität, Gleichheit, Inklusion) im Tesla-Jahresbericht weg, und als in diesem Juli eine Update-Panne bei Crowdstrike Windows-Rechner weltweit lahmlegte, brachte der Tesla-Chef das in Zusammenhang mit DEI-Prinzipien bei der IT-Firma. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass seine Belegschaft weiterhin vielfältig ist: Allein in der deutschen Gigafactory in Grünheide sollen Menschen aus mindestens 120 verschiedenen Ländern arbeiten.
Das wurde am Freitag nach einem Besuch von Vertretern der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg (s. Foto oben) bekannt. Auf LinkedIn schrieb die Kammer, die Tesla-Fabrik sei der größte Ausbildungsbetrieb im ganzen Bundesland und zeichne sich durch den geringsten Wasser-Verbrauch pro Fahrzeug aus. Die Zahl der Beschäftigten sei mit 11.500 die höchste Brandenburgs, und darin seien mit 120 zudem die meisten Nationen repräsentiert. Die korrekte Zahl könnte sogar noch höher sein: Ebenfalls am Freitag berichtete der RBB, laut einer Sprecherin komme die Tesla-Belegschaft in Grünheide mittlerweile aus 150 verschiedenen Ländern, die meisten davon aus Deutschland, Türkei, Polen, Syrien und Indien.
Zeekr-Elektroauto setzt LFP-Laderekord
Zu den Märkten, auf denen Tesla in diesem Jahr trotz abnehmenden Anteils weiteres Wachstum verzeichnet, zählt China als der größte weltweit, der insgesamt noch stärker wächst. Die Konkurrenz dort wird immer intensiver. Am Dienstag stellte der Konzern Geely, zu dem auch Volvo Cars und darüber Polestar gehört, die 2025er-Version seines Elektroautos 007 der Marke Zeekr vor. Schon vorher war es bei vergleichbarer Leistung billiger als das Tesla Model 3 in China und hatte in der Top-Version mehr Reichweite als das Model S. Und der Zeekr 007 für 2025 ab umgerechnet knapp 27.000 Euro soll zusätzlich neue Maßstäbe bei der Ladeleistung setzen.
Innerhalb von 10,5 Minuten lässt sich die 75 Kilowattstunden fassende Batterie im 007 von 10 Prozent bis 80 Prozent laden, teile Zeekr unter anderem auf X mit. Die Laderate entspricht dabei bis zum 5,5-Fachen der Kapazität, also 5,5 C, was der höchste in der Elektroauto-Serie je erreichte Wert sein soll. Zum Einsatz kommt in der so genannten Golden Battery zudem nicht die NCM-Chemie mit teurem Nickel und Kobalt, sondern LFP (Lithium-Eisenphosphat) wie in den Basis-Modellen von Tesla Model 3 und Model Y. Die Kosten dafür sind laut Zeekr trotz des Rekords beim Ladetempo 30 Prozent niedriger als mit NCM-Batterien, die bislang als leistungsfähiger galten.