Zu den Erwartungen, die Tesla bei seinem Investor Day an diesem Mittwoch nicht erfüllte, zählte auch, dass dort kein Co-CEO oder gar neuer CEO vorgestellt wurde. Entstanden war sie, weil der Amtsinhaber Elon Musk laut einem Board-Mitglied vor kurzem einen Nachfolger identifiziert hat, Anleger schon lange eine Planung dafür fordern und Ende 2022 bekannt wurde, dass der erfolgreiche China-Manager Tom Zhu globale Aufgaben bei Tesla bekommen hat. Immerhin das bestätigte er bei der Veranstaltung in Texas persönlich – und hatte als neuer Chef von allen Elektroauto-Fabriken des Unternehmens einen neuen Rekord und einen Meilenstein zu verkünden.
Gigafactory-Chef mit passendem T-Shirt
Wie eine Reihe von anderen für die Öffentlichkeit neuen Gesichtern bei Tesla stellte sich Zhu kurz vor, als er die Bühne bei dem Anleger-Tag bekam (s. Foto). Er war allerdings seit spätestens vergangenem Dezember kein völlig Unbekannter mehr: Damals meldete eine chinesische Publikation zunächst, Zhu sei als neuer globaler CEO von Tesla ausgewählt worden. Das relativierte sie auf eine weltweite Rolle nur für den Auto-Bereich, aber auch eine westliche Agentur berichtete, er sei in den USA, um sich um die Gigafactory in Texas zu kümmern.
Später bestätigte ein Tesla-Foto anlässlich erstmals 3000 dort produzierter Model Y innerhalb einer Woche, dass Zhu zu der Zeit vor Ort war. Und am Mittwoch erwies sich auch die weiter gehende Meldung von Pingwest (vorerst in der korrigierten Form) als korrekt. Er sei jetzt global für Produktion, Verkauf und Service verantwortlich, sagte er zu Beginn seines Auftritts. Er arbeite seit 14 Jahren für Tesla, habe zuvor das Geschäft in China und Asien-Pazifik geleitet und repräsentiere bei dem Anleger-Tag alle Gigafactorys, erklärte Zhu, passend mit einem schwarzen T-Shirt mit einer solchen Fabrik bekleidet.
Ein Titel wurde für Zhu wie für die anderen neu auftretenden Tesla-Führungskräfte nicht eingeblendet. Doch seine Arbeit in den USA scheint bereits Wirkung zu zeigen. Derzeit habe Tesla weltweit vier Elektroauto-Fabriken mit zusammen gut 65.000 Produktionsbeschäftigten und einer installierten Kapazität von rund 2 Millionen pro Jahr, erklärte er. Mit einer Zunahme dieses Wertes sei zu rechnen, denn man versuche stets, aus bestehenden Präsenzen mehr herauszuholen. Ein konkretes Beispiel dafür hatte der globale Gigafactory-Chef gleich mitgebracht: Erst am Vortag habe das Werk in Fremont einen neuen Tagesrekord aufgestellt, berichtete er.
Neuer Tesla-Rekord in Mexiko angepeilt
Eine Grafik hinter ihm zeigte, dass die Produktion dort im vierten Quartal 2022 auf dem höchsten Stand seit Q3 2021 und damit wohl ebenfalls so hoch wie noch nie war. Wie zufällig konnte Zhu bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Tesla-Vertreter im Westen außerdem verkünden, dass alle Produktionsteams des Unternehmens zusammen am Morgen des Anleger-Tages einen weiteren Meilenstein genommen hätten: In der Gigafactory in Texas sei das viermillionste Elektroauto von Tesla produziert worden – Besucher hätten es vielleicht sogar gesehen. Von der dritten bis zur vierten Million seien jetzt nur sieben Monate vergangen, nachdem die erste noch zwölf Jahre brauchte.
Von einem Wirken Zhus vor Ort in der deutschen Tesla-Fabrik ist noch nichts bekannt, aber auch so meldete sie Mitte Dezember ihren eigenen Meilenstein, nämlich 4000 produzierte Model Y in einer Woche. Für die Gigafactory in Texas steht diese Meldung noch aus, was aber nicht heißen muss, dass die Marke noch nicht erreicht ist. Auf jeden Fall will Zhu das Tempo, das er 2019 in China hingelegt hat, noch übertreffen: Vom Baustart der Fabrik dort bis zu den ersten ausgelieferten Model 3 vergingen nur gut zwölf Monate, wie er am Mittwoch in Erinnerung rief – und bei der neuen Tesla-Gigafactory in Mexiko soll es laut Zhu noch schneller gehen, sagte einen Tag später der Gouverneur des Bundesstaats, in dem sie entsteht.