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Tesla-Woche 45/24: Trump treibt Aktie, Model Y mit Gratis-Strom, neue Audi-Marke für China

AUDI E concept

Static photo, Colour: Morning Haze

Bild: Audi

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Wohl niemand hat den Wahlkampf von Donald Trump um die Präsidentschaft in den USA persönlich und finanziell so sehr unterstützt wie Elon Musk – und wie sich dann zeigte, profitierte zunächst auch niemand so sehr vom Sieg des Republikaners wie er. Allein die Aktie von Tesla machte nach der Wahl einen Sprung um 15 Prozent und stieg bis Ende der Woche weiter. Musks Vermögen überstieg damit wieder die Marke von 300 Milliarden Dollar. Das Elektroauto-Geschäft von Tesla schwächelt allerdings, worauf das Unternehmen jetzt mit einem interessanten Angebot für Käufer eines Model Y in Europa reagierte. In China tun sich unterdessen vor allem traditionelle westliche Marken schwer – weshalb sie sich immer näher an die lokale Konkurrenz binden.

Tesla-Wert wieder über 1 Billion $

Auf etwas mehr als 1000 Milliarden Dollar belief sich am Freitag nach US-Handelsschluss der Börsenwert von Tesla. Durch den klaren Trump-Sieg wurde die Marktkapitalisierung also erstmals seit April 2022 wieder über die Marke von 1 Billion Dollar getrieben. Andere Elektroauto-Aktien zeigten sich dagegen schwächer. Beobachter erklärten das damit, dass der bald neue Präsident, der menschengemachten Klimawandel als „Schwindel“ bezeichnet, staatliche Förderungen dafür beenden könnte. Davon würde Tesla mit seiner dominierenden Stellung auf dem US-Markt weniger belastet als die etablierte Konkurrenz oder andere Elektroauto-Spezialisten.

Gleichzeitig ist jetzt wohl auch niemand besser positioniert Musk, um Trump ein mögliches Ende solcher Subventionen und anderer Elektroauto-Unterstützung auszureden. Unmittelbar nach der Wahl ließ der neu gewählte Präsident erkennen, dass er die massive Unterstützung durch den Tesla-Chef nicht vergessen hat. In seiner Siegesrede bezeichnete er ihn als „neuen Star“, wenn auch nur in Bezug auf das Weltraum-Unternehmen SpaceX, das Mitte Oktober erstmals eine zurückkehrende Starship-Rakete mit Greifern aufgefangen hatte.

Musk und Trump beruhigen Ukraine

Wie nah am politischen Geschehen und dem neuen US-Präsidenten Musk bis auf Weiteres ist, zeigte sich laut einem Axios-Bericht noch am Mittwoch: Trump soll mit dem Präsidenten der Ukraine telefoniert haben – und Musk zeitweise dazugeschaltet gewesen sein. Dabei hatten beide offenbar beruhigende Nachrichten für das Land, das sich seit bald 1000 Tagen gegen einen russischen Angriff wehren muss: Anders als im Wahlkampf drohte Trump nicht mit einem schnellen Ende der US-Hilfen für die Ukraine, und Musk sagte zu, sie weiterhin mit Starlink-Internet von SpaceX zu unterstützen.

Ob Musk als der Chef beider Unternehmen tatsächlich eine neu zu schaffende Behörde für staatliche Effizienz leiten soll, wie der Kandidat im Wahlkampf gesagt hatte, blieb nach dem klaren Sieg zunächst offen. Doch das regulatorische Umfeld dürfte vorteilhafter werden. Am Freitag wurde während der US-Handelszeit bekannt, dass die NHTSA Tesla im Mai wegen ihrer Ansicht nach problematischer Äußerungen zu autonomem Fahren in sozialen Medien ermahnt hat. Im Oktober hatte sie eine offizielle Untersuchung der dafür gedachten Tesla-Software FSD begonnen, doch die Nachricht von Freitag konnte den Höhenflug der Aktie nicht stoppen.

1 Jahr Strom für neue Tesla Model Y

Näher am aktuellen Geschäft zeigte sich, während in den USA gewählt wurde, dass Tesla in Europa und insbesondere dem wichtigsten EU-Markt Deutschland zu kämpfen hat: Die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos insgesamt war laut einer KBA-Mitteilung in diesem Oktober 4,9 Prozent niedriger als vor einem Jahr – und bei Tesla betrug der Rückgang sogar fast 52 Prozent. Mit diesem schwachen Ergebnis fiel die einst führende US-Marke im bisherigen Jahresverlauf bei Elektroautos klar hinter Volkswagen und knapp hinter BMW zurück. Die 31.461 deutschen Tesla-Verkäufe von Januar bis Oktober bedeuten ein Minus von 42,5 Prozent gegenüber demselben Zeitraum in 2023.

Wie in einer Reaktion darauf führte Tesla am Freitag einen neuen Kaufanreiz für sein Model Y in Europa ein: ein Jahr kostenloser Supercharger-Strom für Kunden, die das Elektroauto vor Ende des Jahres übernehmen. Das Angebot gilt zusätzlich zu bestehenden Aktionen, die in Deutschland zum Beispiel 0 Prozent Kreditzinsen umfassen. Für Model Y im gut gefüllten Bestand vorproduzierter Fahrzeuge gibt es außerdem einen Rabatt von 6000 Euro, den Tesla in diesem Juni als Ersatz für den deutschen Umweltbonus eingeführt hatte. Neukunden können bei allen Modellen zudem aktuell 500 Euro sparen, wenn sie beim Kauf einen Referral-Code verwenden.

XPeng-Herausforderung an Tesla-FSD

Für das Model 3 betreibt Tesla weniger Förderaufwand – was damit zusammenhängen könnte, dass beim Model Y eine Auffrischung ansteht, wie sie die Limousine schon im vergangenen Herbst bekam. Nach Berichten wird sie unter dem Code-Namen Juniper vorbereitet und soll Anfang 2025 auf den Markt kommen, wohl in stärker differenzierten Varianten als bisher einschließlich eines größeren Model Y als Siebensitzer. Möglicherweise ist auch ein neues Basis-Modell darunter, denn im Oktober bekräftigte CEO Musk, dass ein Tesla für 25.000 Dollar zwar nur als Robotaxi kommen soll, ab dem ersten Halbjahr 2025 aber andere „bezahlbarere“ Elektroautos geplant sind.

Mit dem bisherigen Programm will Tesla die Verkäufe in diesem Jahr laut Musk gegenüber den gut 1,8 Millionen von 202 noch leicht steigern. Die besten Voraussetzungen dafür bietet China, dessen Elektroauto-Markt weiterhin rasant wächst, allerdings auch immer anspruchsvoller wird. Die lokale Konkurrenz erreicht bereits Tesla-Niveau oder übertrifft es sogar. Als „direkte Herausforderung“ an FSD, berichtet SCMP, stellte das Startup Xpeng am Donnerstag die Limousine P7+ vor, die ab rund 25.000 Euro kostet und mit semi-autonomem Fahren das erste KI-definierte Auto der Welt sein soll. Tesla hat den Start von überwachtem FSD in China für das erste Quartal 2025 angekündigt, vorbehaltlich einer noch ausstehenden Zulassung.

China-Technik für Volkswagen-Elektroautos

In diesem Umfeld ist der Tesla-Anteil am chinesischen Elektroauto-Markt zuletzt auf Werte um 10 Prozent gesunken – aber andere West-Hersteller scheinen schlicht den technischen Anschluss verloren zu haben. So hieß es am Freitag, der Volkswagen-Konzern werde in seinem Joint-Venture mit JAC für neue Elektroautos statt der eigenen MEB-Plattform eine zusammen mit XPeng entwickelte Architektur verwenden. Und auch die VW-Marke Audi braucht in China offenbar lokale Elektroauto-Hilfe: Am Donnerstag stellte sie die neue Sub-Marke AUDI vor, in der viel Technologie von lokalen Partnern stecken soll. Die neue Marke für China ist also die alte, aber in ausschließlich Großbuchstaben, die auch die Front ihres als Konzept gezeigten ersten Elektroautos zieren.

https://twitter.com/leixing77/status/1854532238550950341

Das signalisiere sowohl die Verbundenheit mit als auch die Differenzierung von der Schwestermarke, heißt es in einer Presse-Mitteilung. Das sportliche Konzept-Elektroauto dazu (s. Foto oben) sieht innen wie außen schlichter aus als von Audi gewohnt, übernimmt also den chinesischen Stil, der wiederum von Tesla inspiriert wurde. Mitte 2025 soll der erste AUDI auf den Markt kommen, mit 700 Kilometern Reichweite und Nachladen von gut der Hälfte innerhalb von 10 Minuten. Laut dem chinesischen Experten Lei Xing steuert die deutsche Seite allerdings hauptsächlich das Design bei, während die Plattform von IM Motors, das smarte Cockpit von Z-One und Fahrassistenz von Momenta komme. „Vorsprung durch chinesische Technik“ fasste er auf Deutsch zusammen.

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