Bild: Tesla (Symbolfoto)
Für Aufsehen sorgte zu Beginn der zurückliegenden Woche eine Meldung aus China: Gegenüber Anlegern soll Tesla ein kompaktes Model Q zu US-Preisen um 25.000 Dollar früh im nächsten Jahr bestätigt haben. Die Aktie bekam dann weiteren Schub durch die Nachricht, dass die neue US-Regierung eine bei Tesla unbeliebte Unfall-Meldepflicht abschaffen will. Durch seine Nähe zum designierten Präsidenten Trump ist CEO Elon Musk zudem mächtiger geworden, was er nach eigenen Angaben aber nicht ausnutzen will. In China wurde unterdessen der Cybertruck amtlich registriert und bei BYD genau inspiziert. Und die deutsche Tesla-Fabrik in Grünheide veröffentlichte ihren Jahresabschluss für 2023.
Deutsche Bank sieht Tesla Model Q
Zuerst berichtete in der Nacht auf den deutschen Montag GlobalChinaEV über eine Anleger-Veranstaltung, bei dem unter anderem über das neue Tesla Model Q informiert worden sein soll. Die Quelle dafür war offenbar eine Studie der Deutschen Bank, die das Treffen organisiert hatte. Allerdings scheint die chinesische Publikation zum Teil andere Informationen in den Bericht gemischt zu haben. Eine Reporterin von The Information bekam nach eigenen Angaben die gesamte Studie der Bank in die Hände. Demnach bekräftigte Tesla tatsächlich Pläne für ein neues Elektroauto im ersten Halbjahr 2025, verwendete dafür aber nicht selbst die Bezeichnung Model Q.
I got a copy of the Deutsche Bank report.
Here's what it does say:
1. @travisraxelrod met with DB for its Autonomous Driving Day on December 5 in NYC.
2. DB describes "the new Tesla model" which it calls "Model Q".
3. DB says it will launch in the first half of 2025, and…— Becky Peterson (@beckpeterson) December 9, 2024
Der Name wäre insofern plausibel gewesen, als er Tesla-Fans gefallen dürfte – mit Q werden an der US-Börse Unternehmen gekennzeichnet, die sich in Insolvenz befinden. Auf eine Entwicklung in diese Richtung setzen Leerverkäufer, die von fallenden Kursen profitieren und bei CEO Musk und seinen Anhängern verhasst sind. Doch während „Model Q“ zumindest von der Deutschen Bank erwähnt wurde, scheinen Angaben zu Größe und Batterie-Kapazität bei diesem Elektroauto von GlobalChinaEV erfunden oder aus anderen Quellen ergänzt worden zu sein.
2025 mit mehreren neuen Tesla-Elektroautos
Damit bleibt von dem Bericht zum Model Q vorerst wohl nur übrig, dass Tesla weiterhin im ersten Halbjahr 2025 ein Elektroauto unterhalb von Model 3 und Model Y auf den Markt bringen will, wie es in diesem April offiziell angekündigt wurde. Doch während in Zusammenhang mit der ebenfalls anstehenden Auffrischung des Model Y unter dem Code-Namen Juniper jetzt in Kalifornien erneut ein getarnter Prototyp gesehen wurde, bleibt das neue Modell rätselhaft. Als angepeilten Preis nach US-Subventionen nannte die Deutsche Bank zudem nicht wie berichtet um 25.000 Dollar, sondern unter 30.000 Dollar.
SPOTTED: NEW Model Y “Juniper” driving near San Jose, CA! pic.twitter.com/H84WViFGQh
— Colin W. (@Y2KColin) December 12, 2024
Dennoch soll 2025 bei Tesla ein Jahr der Produkt-Neustarts werden. Zu rechnen ist offenbar unter anderem mit einem Model Y mit drei Sitzreihen und verlängertem Radstand in der zweiten Jahreshälfte. Dazu hatte es zuvor ebenfalls bereits Gerüchte aus China gegeben. Ohne sich direkt auf Tesla-Aussagen zu beziehen, erwähnte die Deutsche Bank laut Carscoops auch dieses neue Modell, das wahrscheinlich nur in China zu haben sein werde. Wie der wohl noch namenlose kompakte Tesla und andere neue Elektroautos solle es zur Kosten-Senkung auf bestehenden Produktionslinien gebaut werden.
Tesla-Aktie auf neuem Allzeithoch
Für einen weiteren Anstieg der Tesla-Aktie auf knapp über 400 Dollar genügte am Montag in den USA schon diese Meldung, und im Rest der Woche ging es flankiert von höheren Kurszielen mehrerer Banken beschleunigt so weiter. Am Mittwoch schloss Tesla bei 424,77 Dollar und damit so hoch wie noch nie zuvor, und nach einem Rücksetzer am Donnerstag folgte am Freitag der nächste Allzeit-Rekord bei 436,23 Dollar. Das entspricht einem Gesamtwert des Unternehmens von rund 1,4 Billionen Dollar, der damit seit dem Trump-Wahlsieg Anfang November um knapp zwei Drittel gestiegen ist.
Tesla-CEO Musk wurde dadurch und durch Wertsteigerungen seiner anderen Unternehmen wie SpaceX und xAI mit noch größerem Abstand zum reichsten Menschen der Welt. Gleichzeitig macht ihn seine Nähe zu Trump mächtiger als je zuvor und verbessert die Chancen, die Politik in seinem eigenen Sinn zu beeinflussen. Der designierte US-Präsident berief den Tesla-Chef zum Co-Leiter der Kommission DOGE für staatliche Effizienz, was bedeuten könnte, dass Musk die Bedeutung störender Behörden beschneidet. So war bereits von einer vereinfachten Zulassung autonomer Autos unter Trump die Rede, von der Tesla mit seinen FSD-Plänen massiv profitieren könnte.
Musk-Konkurrenten erwarten Fairness
Nach Angaben von Trump ergeben sich dadurch jedoch keine Interessen-Konflikte. Musk werde die Interessen der USA weit vor die seiner Unternehmen stellen, sagte er dem Time-Magazin, das ihn am Donnerstag zur Person des Jahres 2024 gekürt hatte. Konkurrenten und selbst Gegner scheinen das so ähnlich zu sehen: Er sei ziemlich sicher, dass Musk das Richtige tun werde, sagte laut einem Bericht von Quartz Sam Altman, Chef von OpenAI. Auch der vom Tesla-Chef mehrfach verhöhnte Amazon-Gründer Jeff Bezos erklärte, er vertraue auf Aussagen, dass Musk die politische Macht nicht zum Vorteil seiner Unternehmen missbrauchen werde.
Dennoch macht sich das Wirken von Musk in der Politik zunehmend bemerkbar. Das Trump-Team wolle eine Meldepflicht für Unfälle mit Autos mit modernen Assistenz-Systemen abschaffen, berichtete am Freitag Reuters. 40 der in diesem Zusammenhang bislang gemeldeten 45 tödlichen Unfälle sollen mit einem Elektroauto von Tesla passiert sein, doch das Unternehmen hält die Statistik für irreführend und hat sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen. Ob die mögliche Abschaffung von Musk oder seinem Team angeregt wurde, ließ sich laut Reuters allerdings nicht sicher herausfinden.
Cybertruck-Daten bei China-Ministerium
Wenn es Tesla wie von Musk im Oktober in Aussicht gestellt tatsächlich gelingt, die eigenen Elektroauto-Verkäufe in diesem Jahr gegenüber 2023 noch leicht zu steigern, dann dürfte das vor allem an China liegen. Dort wächst der gesamte Markt weiterhin rasant, und Tesla kann anders als andere westliche Hersteller mithalten. Am Mittwoch entstand zudem der Eindruck, bald könne in China zusätzlich der Cybertruck verkauft werden, den es bislang nur in Nordamerika gibt. Die Anmeldung dafür wurde möglicherweise wieder zurückgezogen, aber der lokale Konkurrent BYD zeigte ungefähr zur gleichen Zeit großes Interesse an dem Tesla-Pickup.
Die Veröffentlichung von Daten beim chinesischen Ministerium für Industrie und IT erfolgt normalerweise kurz vor dem geplanten Marktstart des jeweiligen Fahrzeugs. Mit Blick auf den Cybertruck kam sie am Dienstag überraschend, denn laut CnEVPost hatte Tesla noch Anfang Dezember China-Pläne für den Pickup dementiert. Dennoch erschien ein Eintrag dazu in der neuesten Ausgabe des offiziellen Katalogs. Demnach hat der Cybertruck drei Motoren mit 206 KW und zweimal 222 kW Spitzenleistung – Tesla hat also offenbar Daten für die Top-Version Cyberbeast geliefert. Als Gewicht werden gut 3,1 Tonnen genannt, als Reichweite nach China-Norm 618 Kilometer.
Tesla-Konkurrent BYD sieht genau hin
Lokale Medien wiesen darauf hin, dass die Daten-Anmeldung beim Ministerium nur einer von vielen Schritten ist, um ein neues Fahrzeug auf den chinesischen Markt zu bringen. Der neue Tesla-Eintrag enthält zudem anders als andere auch ein „Verfallsdatum“, für das wie für die Anmeldung selbst der 11. Dezember angegeben ist. Ähnlich wie in Europa sollen in China Normen zum Fußgänger-Schutz eine allgemeine Zulassung für den Cybertruck in seiner US-Ausführung verhindern. CEO Musk selbst hatte dazu im Januar geschrieben, dass es sehr schwierig wäre, den Tesla-Pickup in China zulassungsfähig zu machen.
https://x.com/ahlnlj/status/1866800081397223773
Vereinzelte Exemplare haben es ebenfalls wie in Europa jedoch schon in das Land geschafft – zum Beispiel zu dem großen Tesla-Rivalen BYD, wie ein am Dienstag auf X veröffentlichtes Video zeigen soll. Darin begutachtet und filmt eine Gruppe von Männern in ähnlichen Jacken einen am Straßenrand stehenden Cybertruck, bevor er durch ein Tor in einen großen Hof rollt. Bei den Neugierigen soll es sich um Ingenieure des Elektroauto- und Batterie-Herstellers handeln, beim Umfeld um eine seiner Fabriken. Mit dem Shark hatte BYD in diesem Frühjahr in Mexiko seinen ersten eigenen Pickup auf den Markt gebracht, der allerdings ein Plugin-Hybrid ist. Das Interesse am Cybertruck scheint dort trotzdem groß zu sein.
Deutsche Tesla-Fabrik 2023 unter Ziel
In Deutschland wurden unterdessen Daten zur Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide bekannt, veröffentlicht von der Märkischen Oderzeitung, die sich auf den Geschäftsbericht der lokalen Manufacturing-Tochter für 2023 von diesem September beruft. Der Umsatz soll sich auf 7,8 Milliarden Euro nach 2,5 Milliarden Euro im Startjahr 2022 mehr als verdreifacht haben. Als Personalstand Ende Dezember gab Tesla 12.259 Beschäftigte einschließlich Leihkräften an. Laut dem Bericht produzierte die deutsche Gigafactory zu diesem Zeitpunkt mehr als 6000 Model Y pro Woche. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 200.000 davon ausgeliefert, was unter der Planung von 250.000 Anfang 2023 lag.
Auch eine Zielzahl für dieses Jahr ist in dem Bericht laut MOZ enthalten: In ganz 2024 wolle Tesla in Grünheide insgesamt 287.000 Model Y produzieren. Das wäre eine deutliche Steigerung gegenüber 2023, obwohl die Tesla-Verkäufe in Europa nach Daten aus den einzelnen Ländern bis November insgesamt etwa 15 Prozent niedriger waren. Das deutsche Werk soll allerdings nicht nur den europäischen Markt mit Model Y versorgen, sondern „einen wesentlichen Anteil“ der Region EMEA, zu der auch Afrika und Nahost gehören. Früher oder später dürfte in Grünheide zudem auch ein kompakteres Tesla-Elektroauto entstehen – als Model Q oder unter einem anderen Namen.