Bild: Numeric Systems (Visualisierung neuer Cybertruck-Simulation)
In wenigen Tagen will Tesla die ersten zehn Cybertrucks an Kunden übergeben, und dann dürften auch die noch ausstehenden Daten wie insbesondere Preis und Reichweiten bekannt werden. Im Vorfeld hat sich eine deutsche Software-Firma jetzt erneut mit der Aerodynamik des E-Pickups beschäftigt. Der Schwerpunkt lag auf der Akustik, die durch die besondere Form an manchen Stellen entsteht. Dabei ließ sich aber auch ein genauerer cw-Wert für den Tesla-Pickup berechnen, der als Grundlage für eine Verbrauchs- und damit Reichweiten-Schätzung dient.
Höherer cw-Wert für Cybertruck simuliert
Mit einigem Aufwand könne Tesla beim Cybertruck einen cw-Wert von 0,30 erreichen, was „wahnsinnig“ für einen Pickup wäre, schrieb CEO Elon Musk kurz nach der ersten Vorstellung Ende 2019. Nach einer ersten Simulation von Numeric Systems aus München im vergangenen Sommer sah es aber nicht so aus, als hätte Tesla diesen niedrigen Luftwiderstandsbeiwert tatsächlich erreicht. Auf der Grundlage einer schwierigen, aber effizienten Methode kam Numeric auf 0,39.
Auch das wäre für diese Fahrzeug-Form relativ wenig, aber bei einem neuen Durchlauf mit einer verbesserten Version der Pacefish-Simulationssoftware kam jetzt ein etwas höherer Wert heraus. Darüber informierte der Numeric-Gründer und -Geschäftsführer Eugen Riegel am Montag auf LinkedIn: Bei geschlossener Ladefläche ergab sich für den Cybertruck ein cw-Wert von 0,438, bei geöffneter (zuvor nicht berechnet) von 0,472. Die Veränderung begründete Riegel auf Nachfrage von teslamag.de damit, dass die Kraftbestimmung mit Pacefish jetzt genauer sei.
Ansonsten basiert der virtuelle Cybertruck nach seinen Angaben weiterhin auf einem externen 3D-Modell von 2020. Das bedeutet, dass aerodynamische Verbesserungen, die Tesla seitdem möglicherweise vorgenommen hat, nicht berücksichtigt sind – an der kantigen Grundform wie ein Keil oder Dreieck hat sich aber nichts verändert. Außerdem fehlen dem Cybertruck-Modell weiterhin die Außenspiegel. Nach Angaben von Riegel zu seiner ersten Simulation würden die zusätzlich im Wind stehen, also den Widerstand erhöhen.
Mit diesen Einschränkungen hat er sich in seinem aktuellen LinkedIn-Beitrag sogar an eine Reichweiten-Prognose für den Cybertruck gewagt. Auf Grundlage des neu simulierten cw-Wertes von 0,438 ergibt sich ein Verbrauch von 40,9 Kilowattstunden pro 100 Kilometer bei 75 Meilen pro Stunde (120 km/h), schrieb der Software-Unternehmer. Für 274 Meilen oder 440 Kilometer bei diesem Tempo würde der große und kantige Tesla-Pickup also 180 Kilowattstunden Akku-Kapazität brauchen.
Tesla nennt weiter 500 Meilen Reichweite
Weitere Annahmen dabei sind ein Antriebswirkungsgrad von 90 Prozent und 3000 Kilogramm Gewicht des Cybertruck, wie Riegel auf Nachfrage erläuterte. Bei 55 Meilen pro Stunde ergäbe sich demnach ein Verbrauch von 26,1 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, der bei derselben angenommenen Akku-Größe schon knapp 690 Kilometer Reichweite bedeuten würde. Bei geöffneter Ladefläche ist die Aerodynamik wie erwähnt etwas schlechter. Damit steigt der Verbrauch um etwa 5 Prozent, und die Reichweite verringert sich entsprechend.
Zu Akku-Größen nennt Tesla nur noch selten konkrete Daten, also ist auch für den Cybertruck am Donnerstag nicht unbedingt damit zu rechnen. Um Angaben zu Verbrauch und Reichweite dürfte das Unternehmen aber nicht herumkommen – spätestens wenn der Cybertruck in der Datenbank der US-Behörde EPA eingetragen wird, was Voraussetzung für den regulären Verkauf und bislang nicht geschehen ist. Die meisten anderen Daten sind mittlerweile offiziell oder inoffiziell mitgeteilt worden. Für die Cybertruck-Reichweite nennt Tesla weiterhin bis zu 500 Meilen, aber daran herrschten schon vor der neuen Berechnung aus Deutschland Zweifel.