Seit der Veröffentlichung der Zahlen zu Auslieferungen und Produktion im vierten Quartal 2021 zu Beginn dieses Jahres hat die Aktie von Tesla kaum an Wert gewonnen. Wenn man bedenkt, dass sie gleich nach der Meldung einen ihrer höchsten Tagesgewinne verzeichnet hatte, ist das erstaunlich. Eher als vom eigenen Geschäft und den Erwartungen dazu scheint Tesla an der Börse derzeit deshalb vom makroökonomischen Umfeld in Form steigender Zinsen getrieben. Denn seit den guten Q4-Zahlen hagelte es Analysten-Hochstufungen für die Aktie. Eine Bank warnte am Montag sogar, Tesla könne alle anderen Elektroauto-Hersteller obsolet machen.
12 Banken sehen Tesla über 1000 Dollar
Twitter-Beobachter zählten zuletzt 12 Kursziele großer Banken und Broker für die Tesla-Aktie oberhalb von 1000 Dollar auf Sicht von 12 Monaten. Mehrere davon kamen erst nach der Veröffentlichung der ersten Q4-Zahlen dazu. Zwischendurch waren manche durch den Tesla-Sprung um 13 Prozent auf fast 1200 Dollar unmittelbar danach schon übertroffen, doch an den meisten Tagen danach verlor die Aktie. Am Dienstag schloss sie nach einigem Hin und Her 0,6 Prozent höher bei 1064,40 Dollar.
Dazu könnte gegen den jüngsten Trend steigender Zinsen, die Aktien mit langfristigem Wachstum wie Tesla am stärksten beeinträchtigen, ein neuer Kommentar der Investmentbank Morgan Stanley beigetragen haben. Der wurde am Montag nach Börsenschluss veröffentlicht und enthält nicht nur eine Erhöhung der eigenen Tesla-Prognosen und des Kursziels für die Aktie: Die Analysten sehen auch Anzeichen dafür, dass Tesla seinen Vorsprung bei Elektroautos weiter ausbaut. Alle anderen Hersteller könnte das „obsolet“ machen, schrieben sie laut Twitter-Auszügen sogar.
https://twitter.com/ChrisDungeon/status/1480678507374129153
Die Tesla-Auslieferungen in Q4 2021 hätten 20 Prozent über den eigenen Erwartungen gelegen, heißt es in dem Kommentar zunächst – und auf ein Jahr hochgerechnet damit schon über der Prognose für 2022. Die wurde deshalb auf knapp 1,5 Millionen Elektroautos angehoben, die für 2030 auf 8,6 Millionen Stück. Das Kursziel für Tesla stieg parallel von 1200 auf 1300 Dollar.
Man müsse sich das Elektroauto-Rennen wie einen Marathon vorstellen, schlägt Morgan Stanley vor. Tesla sei darin schon bei der 21. Meile, alle anderen noch bei der zweiten oder dabei, sich die Schuhe zuzubinden. In dieser Situation bekomme der Führende auch noch ein „Jetpack“, das ihn für den Rest des Rennens unterstütze. Das könne unmöglich positiv für andere Elektroauto-Hersteller sein.
„Andere Elektroautos könnten obsolet werden“
Ebenfalls am Montag, aber noch während des Handels, hatte laut Seeking Alpha Goldman Sachs sein Tesla-Kursziel auf 1200 Dollar erhöht und die Aktie zu einem ihrer Top Picks für 2022 erklärt. Morgan Stanley wiederum schrieb, sie sei zwar nicht ihr absoluter Elektroauto-Favorit, aber vielleicht die wichtigste. Die Begründung: „Tesla nicht zu besitzen, bedeutet, das eine Unternehmen nicht zu besitzen, das alle anderen Elektroauto-Titel obsolet machen könnte“. Neben neuen Meilensteinen seien für 2022 auch viele Risiken bei Tesla zu erwarten, aber die für die Konkurrenz scheinen größer zu sein: Man frage sich, wann die Börse anfangen werde, die Umstellung auf Elektroautos als per Saldo negativ für die Auto-Aktien zu bewerten statt als positiv, erklärte die Bank.