Das Supercharger-Netz als ein Faktor, der die Elektroautos von Tesla bislang fast konkurrenzlos praktisch macht, soll ihnen nicht auf Dauer exklusiv vorbehalten bleiben. Das hat CEO Elon Musk schon bestätigt und im Juli erklärt, dass Fremd-Fahrzeuge mit Hilfe der Tesla-App Zugang zu den Superchargern bekommen sollen. Einen genauen Zeitpunkt für die Öffnung nannte er nicht, aber eine Entdeckung in der App spricht dafür, dass sie naht.
Aktualisierung: Die Supercharger-Öffnung ist bestätigt, wenn auch nur testweise. Am Montag gegen Mittag schaltete Tesla eine neue Support-Seite mit Informationen über die ersten zehn eigenen Supercharger frei, an denen mit Hilfe der App Elektroautos beliebiger Marken laden können. Sie befinden sich sämtlich in den Niederlanden, vor einer Ausweitung sollen die Erfahrungen damit ausgewertet werden.
Hinweise für Nicht-Tesla-Fahrer
Das meldete am frühen Montag der Twitter-Account @Tesla_App_iOS, der Neuerungen in der App im Auge behält. Die aktuellen in Version 4.2.3 kann man nicht bei der normalen Nutzung erkennen, sondern nur im Quellcode der Smartphone-Software. Unter anderem stehen darin reichlich Texte, die von der Tesla-App an Ladewillige mit anderen Elektroautos ausgegeben werden können. Ein Beispiel ist „nicht seitlich parken“, weil dadurch der Zugang zu anderen Superchargern versperrt werde.
Tesla-Fahrer dürften das auch so wissen, und man muss sie auch nicht auffordern, zum Laden eine Abrechnungsadresse einzugeben, denn diese Daten sind bei ihnen im System hinterlegt. Das lässt sich auch den Texten im App-Code noch einmal entnehmen: „Um Ihren Tesla zu laden, stecken sie einfach das Kabel ein, wählen Sie für das Laden eines Nicht-Tesla einen Standort“, heißt es in einem davon. Der Ausdruck Nicht-Tesla („Non-Tesla“) kommt mehrere Male vor.
Version 4.2.3 of the Tesla Mobile App has been released and this is a juicy one:
-Charging subscriptions, charging non Tesla cars, pic.twitter.com/V4ChVZe8G1
— Tesla App Updates (iOS) (@Tesla_App_iOS) November 1, 2021
Darüber hinaus enthält die App Hinweise darauf, dass Tesla ein Abo-Modell für die Fremdnutzung seiner Supercharger anbieten könnte. Mehrere Male ist darin von einer „Membership“ die Rede, die einen niedrigeren Preis pro Kilowattstunde verspricht. Dabei könnte es sogar so etwas wie eine Flatrate geben. Denn einer der App-Texte lautet, „Sie können pro Tag maximal fünfmal an einem Supercharger-Standort laden“. Eine solche Einschränkung ist eigentlich nur sinnvoll, wenn nicht jeder Ladevorgang einzeln berechnet wird.
Der Software-Entwickler @olympusdev_ fand in der Tesla-App in Version 4.2.3 außerdem auch schon einige grafische Elemente für fremde Supercharger-Besucher. Zu dem Hinweis, nicht quer zu parken, gibt es zum Beispiel eine Ansicht, die zeigt, wie man es nicht machen soll (s. Foto oben). Außerdem hat Tesla für Besitzer anderer Elektroautos offenbar eine Möglichkeit integriert, eines der eigenen Marke zu kaufen.
Supercharger-Öffnung vor Ende des Jahres
Diese Informationen sprechen deutlich dafür, dass fremde Lade-Kunden dieselbe App in die Hand bekommen sollen wie Teslas eigene, nur eben mit einigen anderen Funktionen. Weiter offen ist dagegen die Zeitfrage. In diesem Juli hatte CEO Musk auf Twitter erklärt, die Supercharger-Öffnung werde „später in diesem Jahr“ erfolgen. Seitdem war nicht mehr viel davon zu hören. Aber der App-Quellcode könnte ein guter Indikator sein, dass sie jetzt tatsächlich bevorsteht. So war auch die neue Funktion, Live-Bilder von geparkten Teslas abzurufen und sie Audio-Durchsagen wiedergeben zu lassen, zunächst nur versteckt in der App zu sehen und wurde wenig später realisiert.