Regierungen rund um die Welt prüfen Enddaten für den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor und haben sie zum Teil schon beschlossen, während Tesla und andere Hersteller weniger klimaschädliche Alternativen in Form von immer mehr Elektroautos auf den Markt bringen. In diesem Umfeld positioniert sich Markus Duesmann, Vorstandschef der Volkswagen-Tochter Audi, offensiv: Laut einem Bericht arbeitet er an einem konkreten Zeitplan für das Ende der Produktion von Verbrenner-Autos. Außerdem rechnet Duesmann damit, dass auch Deutschland ein Tempolimit einführen wird und erklärte, ein im agilen Tesla-Stil entwickeltes neues Audi-Elektroauto passe in keine herkömmliche Fahrzeug-Kategorie.
Reine Elektroautos statt Hybride
Das geht aus einem Interview der Zeitschrift Wirtschaftswoche mit Duesmann hervor, das am Freitag veröffentlicht wurde. Die Informationen zum kommenden Verbrenner-Ende sollen allerdings nicht vom Audi-Chef selbst stammen, sondern aus ungenannter Quelle. Aber sie haben es in sich: In spätestens zehn bis fünfzehn Jahren werde das Unternehmen ausschließlich Autos mit Elektroantrieb anbieten, heißt es in dem Artikel. Und weil zuvor von der Arbeit an einem Plan für „ein Ende der Verbrenner-Produktion für jedes Audi-Werk“ die Rede ist, dürften damit keine Hybride gemeint sein.
Dabei waren gerade diese Misch-Fahrzeuge eines der Mittel, mit denen die deutsche Autobranche mit einigem Erfolg versuchte, die durchschnittlichen Emissionen ihrer Neuwagen-Flotte auf den neuen EU-Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro 100 Kilometer in 2020 zu drücken. Doch Audi will offenbar konsequenter werden und auf reine Elektroautos setzen. Und auch bei einem anderen sehr deutschen Thema zeigte sich Duesmann offen für eine andere Zukunft: „Ich freue mich nicht auf ein Tempolimit, aber ich glaube, dass es kommen wird“. Es lasse sich nicht bestreiten, dass das „einen CO2-Effekt“ hätte.
Duesmann wurde im April 2020 von BMW zu Audi geholt, wo er im Verbund mit VW-Konzernchef Herbert Diess den nötigen Umbau leiten soll. Bei Akkus habe Tesla inzwischen keinen echten Vorsprung mehr, sagte er im Juli. Bei Computer-Hardware und Software-Architektur sowie autonomem Fahren sah der Audi-Chef Tesla aber noch etwa zwei Jahre vor dem eigenen Unternehmen.
Tesla-Jäger in neuer Kategorie
Um das zu ändern, stellte er schon im Juni des Jahres ein Spezialteam zusammen, das ungehindert von Konzernstrukturen, aber mit vollem Zugriff auf die Ressourcen ein neues Elektroauto entwickeln soll. Das Projekt trägt den Namen Artemis nach der griechischen Göttin der Jagd, was sich nach Berichten direkt auf Tesla bezieht. 2024 soll der „Tesla-Fighter“ (von einem „Killer“ war schon länger nicht mehr die Rede) fertig sein und in jeder Hinsicht mit dem Pionier gleichziehen, vielleicht sogar mit einem exklusiven Lade-Netzwerk wie dessen Supercharger.
Dieses Elektroauto werde eine „neue Fahrzeugkategorie“ besetzen, sagte Duesmann jetzt dazu, nachdem vorher teils von einem Audi A9 oberhalb des heutigen Verbrenner-A8 berichtet wurde. Also wird sich Audi wohl einen dritten Buchstaben neben A und Q für seine Limousinen (plus Kombis) und SUV-artigen Autos ausdenken. Konkreter wurde Duesmann in dem Interview nicht, erwähnte aber, es geht um „ein neues Raumgefühl“. Darin liege der Luxus der Zukunft.