Tesla Model 3 und Model Y verfügen schon seit ihrem jeweiligen Start über die technische Voraussetzung dafür, ein modernes System für die Erkennung einer unaufmerksamen Person am Steuer zu realisieren: eine zusätzliche Kamera in der Einheit am Rückspiegel (s. Foto), die den Innenraum im Blick hat. In den USA wird sie seit einiger Zeit genutzt, um beim Fahren mit Autopilot-Funktionen zu überwachen, dass der Blick auf die Straße gerichtet bleibt. In Europa hat Tesla damit bislang offenbar nichts weiter gemacht, aber auch das ändert sich jetzt.
Tesla will Daten und Videos
Das ist den Hinweisen zu der neuen Version 2022.4.5.5 der Fahrzeug-Software zu entnehmen, die seit vergangener Woche verbreitet wird. Auf Twitter wurde unter anderem der deutsche Text davon veröffentlicht. „Unterstützen Sie Tesla bei der Verbesserung der Intelligenz von Funktionen, die auf der Innenraumkamera basieren, und geben Sie Analysen aus Ihrem Fahrzeug weiter“, heißt es darin.
Wenn man zustimmt, werden Daten der Kamera einschließlich kurzer Videos an das Unternehmen weitergegeben, wenn „ein sicherheitskritisches Ereignis (z.B. ein Aufprall) auftritt oder wenn für die Funktionsfähigkeit der Innenraumkamera eine Diagnose erforderlich ist“. Das Material wird laut Tesla nicht mit der eindeutigen Fahrzeug-Nummer, also letztlich der Identität des jeweiligen Kunden, verknüpft.
With Update 2022.4.5.5 Tesla asks to use the Cabin camera to collect data to improve and implement future Features in Germany.
First time the cabin camera gets activated here pic.twitter.com/IkUcmtljN0— Tesla_Adri (@tesla_adri) March 5, 2022
Aus Frankreich und Großbritannien meldeten Tesla-Besitzer ebenfalls den Hinweis auf die Innen-Kamera in der neuen Software. Die Neuerung wird also offenbar breit eingeführt, schien aber zunächst nicht bei Model 3 und Model Y in allen europäischen Ländern mit Software 2022.4.5.5 oder danach 2022.4.5.11 Teil des Update zu sein. Zudem enthalten die Tesla-Hinweise keine Informationen darüber, dass die Kamera jetzt wie in den USA auch als Autopilot-Aufpasser eingesetzt wird.
Kamera-Update als Autopilot-Vorbereitung?
Allerdings könnte das Sammeln von Bildern teilnehmender Kunden genau das vorbereiten. Immerhin will Tesla die Innen-Videos laut seinem Text ja nicht nur, um Unfälle zu analysieren, sondern auch, um die Kamera zu diagnostizieren, wenn ihr Funktionieren das erfordert (was auch immer das genau bedeuten soll). Bislang kontrolliert Tesla in Europa bei der Autopilot-Nutzung wie zuvor in den USA, ob eine Kraft am Lenkrad erkannt wird. Das soll Hände am Steuer und zugleich die Aufmerksamkeit der trotz Assistenz verantwortlichen Person sicherstellen, ist aber ungenau und lässt sich relativ leicht umgehen.