Die US-Behörde NHTSA bescheinigt Tesla Model 3 und Model Y seit kurzem das Fehlen von vier wichtigen elektronischen Sicherheitsfunktionen, die Zeitschrift Consumer Reports hat dem Model 3 ihre Empfehlung Top Pick entzogen, und das Versicherungsinstitut IIHS plant das Gleiche mit ihrem Sicherheitssiegel Top Safety Pick+. All das passiert, weil Tesla diese beiden Elektroautos in den USA jetzt ohne Radar-Sensor ausliefert und weil dadurch vorübergehend einige Sicherheitsfunktionen fehlen. Laut CEO Musk sind die von der NHTSA gestrichenen aber immer noch dabei, und baldige Software-Updates sollen das nunmehr reine Kamera-System besser machen als die vorherige Kombination mit Radar. Eine häufig geforderte Verbesserung hat Tesla sogar schon jetzt vorgenommen.
Innen-Kamera für Autopilot-Überwachung
Mit dem Model 3 kam bei Tesla zusätzlich zu den acht Kameras außen am Fahrzeug eine im Inneren, mit Blick auf die Personen im Innenraum. Zunächst wurde sie nicht genutzt, aber ein Hacker probierte schon einmal aus, was sie sieht und wie sie sich austricksen lässt – relativ leicht zum Beispiel mit einem Foto von Elon Musk. Das Model Y ist ebenfalls damit ausgestattet, Model S und Model X erst in der aufgefrischten Form, deren Auslieferung nach fast einem halben Jahr Unterbrechung Anfang Juni beginnen soll. Und als es in diesem Jahr erneut gefährliche Versuche und vielleicht sogar Unfälle mit Autopilot-Fahrten ohne Person am Steuer gab, forderten manche, Tesla solle besser überwachen, dass wirklich jemand dort sitzt und aufpasst.
Dazu gehörte die Zeitschrift Consumer Reports (CR), die dem Tesla Model 3 wegen des Radar-Entfalls jetzt ihre Best-Bewertung entzogen hat. Nach einem Unfall in Texas, bei dem sich allerdings bald herausstellte, dass wohl doch ein Mensch gefahren war, demonstrierte die Zeitschrift, dass sich die Fahrer-Überwachung für Teslas Autopilot mit einem einfachen Gewicht am Lenkrad aushebeln lässt. Das sei zu einfach, schrieb CR, und empfahl zusätzlich die Nutzung der Innen-Kamera wie bei anderen Herstellern. Und jetzt scheint es auch bei Tesla so weit zu sein.
Delivery was super smooth. Summon and lane departure avoidance disabled for now, increased follow distance, hard cap at 75, requires auto brights or kicks out of AP, cabin camera for driver monitoring.. nothing unexpected yet. pic.twitter.com/gKIkHSGNI7
— Kevin Smith (@spleck) May 27, 2021
Denn das Unternehmen sagte dazu zwar nichts, lässt aber offenbar Taten sprechen – beziehungsweise seine Software-Hinweise: „Die Innen-Kamera über dem Rückspiegel kann jetzt genutzt werden, um bei Autopilot-Nutzung Unaufmerksamkeit des Fahrer zu erkennen und darauf hinzuweisen“, heißt es laut dem Tracking-Dienst TeslaFi in den Erklärungen zur Version 2021.4.15.11. Passend dazu zeigte der Twitter-Nutzer @spleck Fotos vom Bildschirm seines frisch ausgelieferten Model Y mit derselben Software. Auf einem davon steht der gleiche Text, zusammen mit einem roten Lenkrad, das wohl als Symbol aufleuchtet, wenn die Tesla-Kamera Unaufmerksamkeit erkannt hat (s. Foto oben).
Ein Punkt weniger für Tesla-Kritiker
Anhand welcher Auswertungen das funktioniert, geht aus den Software-Hinweisen nicht hervor – üblicherweise prüfen solche Systeme, ob die Augen einer Person geöffnet und auf die Straße gerichtet sind. Wohl zur Beruhigung von Privatsphäre-Sorgen erklärt Tesla aber, die Daten der nach innen gerichteten Kamera würden das Fahrzeug nicht verlassen. Das gilt laut dem Text unter der Einschränkung, dass im jeweiligen Auto das Teilen von Daten mit Tesla nicht aktiviert ist. Wie @spleck berichtete, ist es als Voreinstellung für die Kamera nicht aktiv.
Zu dieser Neuerung bei Tesla äußerte sich Consumer Reports zunächst nicht, sondern beschränkte sich auf Kritik über die laut NHTSA neuerdings fehlenden Sicherheitsfunktionen. Allerdings stellte der Test-Chef der Zeitschrift auch in Aussicht, die Bewertung wieder zu überprüfen, wenn Tesla wie angekündigt Software-Updates per Funk liefert. Auch ein Vertreter des Instituts IIHS erklärte, vorerst verliere das Model 3 ohne Radar seine höchste Empfehlung Top Safety Pick+, könne sie sich nach Tests aber zurück verdienen. Und wenn dann noch die neue Fahrer-Beobachtung per Kamera bemerkt wird, dürften Autopilot-Kritiker noch einen wichtigen Punkt weniger auszusetzen haben.