Nach den Tesla-Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2021 ist eine Art Wett-Bieten der Analysten ausgebrochen. Schon kurz nach der Veröffentlichung vergangene Woche erhöhten mehrere ihre Kurs-Prognosen auf mindestens 1000 Dollar, und seit Bekanntwerden des Verkaufs von 100.000 Model 3 an Hertz zum Listenpreis wurden es noch mehr. Am meisten erwartet jetzt mit 1300 Dollar statt vorher 1200 Dollar wieder Piper Sandler von der Tesla-Aktie, nachdem zuvor New Street Research auf 1298 Dollar erhöht hatte. Von unerwarteter Seite könnten unterdessen Insider-Informationen zur weiteren Planung von Tesla bekannt geworden sein.
Anleihe bei S&P kurz vor Investment-Grade
Die Schulden von Tesla werden zwar durch vorzeitige Tilgungen immer geringer, aber noch gibt es öffentlich gehandelte Anleihen, und deren Risiko wird unter anderem von der Rating-Agentur S&P bewertet. Obwohl der Wert der Tesla-Aktien inzwischen sogar 1 Billion Dollar bei weitem übersteigt, haben die Schulden weiterhin Ramsch-Status – neuerdings aber nur noch denkbar knapp, denn nach der Veröffentlichung der Q3-Zahlen hob S&P sein Rating auf BB+ an. Das ist nur noch eine Stufe unter dem BBB-, ab dem bei der Agentur die Bewertung als „Investment Grade“, also gute Schulden-Adresse, beginnt.
Laut einem Bericht auf Seeking Alpha bezeichnet S&P in seinem Upgrade das Erreichen der hochgerechneten Produktionsrate von 1 Million Elektroautos pro Jahr als Meilenstein und lobt die hohe EBITDA-Marge im dritten Quartal. Die werde auch 2022 trotz Belastungen stabil bleiben, und eine weitere Verbesserung auf ein Investment-Rating für Tesla sei möglich. Dazu wolle die Agentur abwarten, ob die EBITDA-Marge ohne Einnahmen durch Verkäufe von CO2-Guthaben während des Hochlaufs der neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas über 18 Prozent bliebt.
$TSLA must expect 4Q deliveries of 272K+ (Street 262K) for S&P to “expect Tesla to deliver more than 900K deliveries in 2021.” Unlike the Street, credit agencies get a free look at TSLA’s internal forecasts. If S&P expects 900K+ delivs for 2021, it likely came from TSLA mgmt. pic.twitter.com/Dnhu0CMW7k
— Gary Black (@garyblack00) October 28, 2021
Das klingt positiv, aber streng. Dem Text der neuen Tesla-Einschätzung von S&P lassen sich aber noch weitere Informationen entnehmen, wie aus einem Twitter-Auszug hervorgeht. Demnach rechnet die Agentur mit insgesamt mehr als 900.000 Tesla-Auslieferungen in diesem Jahr, also noch mindestens 272.000 im aktuellen letzten Quartal. Das wären noch einmal mindestens 10.000 mehr, als nach mehreren Hochstufungen nach den Q3-Zahlen aktuell am Markt erwartet werde, schrieb dazu @garyblack00, ein häufig auf Twitter aktiver Fondsmanager.
Rating-Agentur könnte Tesla-Planung kennen
Und nach seiner Erfahrung ist das nicht nur eine Schätzung. Anders als Aktien-Analysten würden Anleihen-Bewerter oft Einblick in die internen Planungen von Unternehmen bekommen, erklärte der erfahrene Finanzmann. „Wenn S&P mehr als 900.000 Auslieferungen für 2021 erwartet, dürfte das vom Tesla-Management gekommen sein“, vermutete er. Wenn das stimmt, dann kann man dem S&P-Upgrade auch gleich das Tesla-Ziel für das kommende Jahr entnehmen, allerdings mit einiger Streuung und Unschärfe: Innerhalb der nächsten 18 Monate werde Tesla auf 1,2 Millionen bis 1,5 Millionen Elektroautos kommen, schreibt die Agentur laut dem Twitter-Auszug.
Während sich S&P über die noch fernere Zukunft jetzt offenbar nicht äußerte, blickte Piper Sandler als die Bank mit dem neuen höchsten Kursziel für die Tesla-Aktie ungefähr zur gleichen Zeit weiter bis 2030. Jegliche angeblichen Tesla-Killer hätten die Erwartungen bislang enttäuscht, schrieben ihre Analysten laut einem Bericht von TheStreet. Auf Twitter wurde eine Grafik aus der Aktien-Studie veröffentlicht, die das deutlich macht.
PIPER: “‘Tesla Killer’ EV launches from other brands have generally fallen flat.” Some “have already been on the market for several quarters. .. the VW ID.3, the Ford Mach E,” and “have not matched $TSLA .. even though Tesla's pricing is often higher.”
Street-high target $1300 pic.twitter.com/VHIgPgp2wi
— Carl Quintanilla (@carlquintanilla) October 28, 2021
Angesichts der anhaltenden Stärke rechnet die Bank jetzt mit 11,5 Millionen verkauften Teslas zum Abschluss dieses Jahrzehnts. Damit dürfte sie auch bei dieser Zahl die höchste Schätzung der Wall Street haben. Sie liegt aber immer noch unter der Prognose von Tesla selbst laut dem in diesem Sommer veröffentlichten Impact Report: 20 Millionen verkaufte Elektroautos im Jahr 2030.