An Mut fehlt es Tesla nicht. In den USA läuft seit vergangenem Oktober ein Beta-Test mit einer grundlegend neuen Version der Autopilot-Software mit der Bezeichnung FSD, die den Weg zum autonomen Fahren bereiten soll, und trotz viel Kritik wegen einer möglichen Gefährdung der Öffentlichkeit soll er ab Oktober deutlich ausgeweitet werden. Bislang hieß es dazu, Tesla würde seinen fleißig in sozialen Medien berichtenden Beta-Testern dabei keinerlei Beschränkungen auferlegen. Das scheint technisch gesehen richtig zu sein, doch das Unternehmen bittet Teilnehmende offenbar zumindest darum, gut zu überlegen, was sie veröffentlichen und was nicht.
Tesla will vor Beta-Test NDA
Das geht aus einem Bericht der US-Publikation Vice von diesem Montag hervor. Nach ihren Angaben haben mehrere Quellen bestätigt, dass FSD-Tester für die Teilnahme ein so genanntes Non-Disclosure Agreement unterschreiben müssen. Solche NDAs sind in der Wirtschaft verbreitet und regeln den Umgang mit geschäftssensiblen Informationen. Das von Tesla muss laut Vice nicht speziell für den FSD-Test unterschrieben werden – aber für die Aufnahme in das Early Access Program, das wiederum eine Voraussetzung für die Beta-Teilnahme darstellt.
Dass Tesla seinen Testern nicht komplett den Mund verbietet, ließ sich an vielen Videos von ihnen bei missglückten FSD-Fahrten erkennen. Vor kurzem wurde diese Frage auf Twitter diskutiert, und der bekannte Fan und Beta-Tester @WholeMarsBlog erklärte, Tesla mache keinerlei Vorgaben darüber, was gezeigt werden darf und was nicht. Vorher hatte ein anderer Test-Teilnehmer einen Fehler der Beta-Software in einem eigenen Video mit den Worten kommentiert, Tesla wolle nicht, dass so etwas gezeigt werde.
Laut Vice ist die Darstellung von @WholeMarsBlog zunächst einmal richtig, auch wenn bislang nicht allgemein bekannt war, dass ein NDA über den EAP-Umweg eine Voraussetzung für die Aufnahme in den Beta-Test ist. Mehrere Quellen hätten die Existenz des Dokuments und seine Inhalte bestätigt, heißt es in dem Bericht. Explizit verboten ist für FSD-Tester demnach nur eines: Auskünfte gegenüber Medien und Testfahrten mit ihnen.
FSD-Tester sollen „selektiv“ berichten
Zu eigenen Berichten in sozialen Medien dagegen macht Tesla laut den Vice-Auszügen in dem NDA tatsächlich keine Vorgaben – jedenfalls nicht direkt. Allerdings sollen die FSD-Tester bedenken, „dass viele Personen Tesla scheitern sehen wollen“, und deshalb darauf achten, dass ihre Beiträge nicht falsch wiedergegeben werden. Außerdem werden sie gebeten, in sozialen Medien „verantwortungsbewusst und selektiv“ zu teilen. Nur interessante und teilenswerte Videos sollen veröffentlicht werden, zitiert Vice weiter.
Ein explizites Verbot von Tesla an seine privaten Tester, über Probleme und womöglich sogar Unfälle mit FSD (laut CEO Elon Musk gab es noch keine) zu informieren, enthält das NDA also offenbar nicht. Der Appell an die Programm-Teilnehmer könnte aber durchaus als Versuch verstanden werden, die Berichte in eine positive Richtung zu lenken. Beruhigend in diesem Zusammenhang ist, dass sich zumindest mehrere der nach Tesla-Angaben seit diesem März knapp 2000 Tester für diese sanfte Vorgabe bislang wenig zu interessieren scheinen.