Wer in den USA mit seinem Arbeitgeber in Streit gerät, kann das oft nicht vor Gericht bringen, sondern hat sich vertraglich darauf verpflichtet, solche Angelegenheiten in einem Schiedsverfahren klären zu lassen. Klagen dagegen sind dann nicht mehr möglich, und anders als richterliche Urteile bleiben die Schiedssprüche oft vertraulich. So wird es auch bei Tesla gehandhabt. In einem seltenen Fall wurde jetzt dennoch bekannt, dass das Unternehmen wegen Vorwürfen rassistischer Diskriminierung 1 Million Dollar an einen früheren Mitarbeiter zahlen musste.
N-Wort vom Vorgesetzten bei Tesla?
In Erfahrung gebracht hat ihn die Nachrichten-Agentur Bloomberg, und laut ihrem Bericht war das nur möglich, weil der Anwalt des Betroffenen vor einem Gericht beantragte, den Schiedsspruch gegen Tesla durchzusetzen. Demnach hatte eine pensionierte Richterin in dem Verfahren zuvor entschieden, dass der Mann, der ab 2015 bei Tesla beschäftigt war, zu Recht eine Entschädigung verlangte. Der Betroffene gab an, unter anderem von seinem Vorgesetzten das „N-Wort“ zu hören bekommen zu haben. Als er sich darüber beschwerte, soll ihm mehr und anstrengendere Arbeit aufgebürdet worden sein, bis er kündigte.
Laut dem Bloomberg-Bericht bestritt Tesla das und erklärte, es gebe keine schriftliche Belege für Beschwerden dieser Art gegenüber Kollegen oder der Personal-Abteilung. Der Mann habe seinen Job freiwillig gekündigt, weshalb ihm nur 148 Dollar an entgangenen Einnahmen zustünden. Nachfragen beantworteten das Unternehmen und seine juristische Vertretung in dem Fall nicht.
Die Schiedsrichterin schenkte jedenfalls dem Beschwerdeführer mehr Glauben. Schon einmal das N-Wort aus dem Mund eines Vorgesetzten stelle nach der aktuellen US-Rechtsprechung eine schwere Belästigung dar, erklärte sie laut Bloomberg. Ein nicht beteiligter Arbeitsrechtler kommentierte, solche Schiedsurteile wegen rassistischer Diskriminierung seien selten. Um das gegen Tesla sei offenbar besonders intensiv gekämpft worden.
Insgesamt musste Tesla wegen der Angelegenheit laut dem Bericht 1,02 Millionen Dollar bezahlen und hat das bereits getan, womit sich der Betroffene nach Angaben seines Anwalts zufrieden geben will. Den Großteil des Geldes kann der Ex-Mitarbeiter allerdings nicht selbst behalten: Als Schadenersatz für seine emotionalen und psychsischen Nöte nach Diskriminierung und Kündigung wurden ihm 266.278 Dollar zugesprochen – der Rest der Million kam durch seine Anwaltskosten und Gebühren zusammen.
Personal-Chefin warnt in E-Mail
Ende Juli hatte die Personal-Chefin von Tesla im öffentlichen Blog des Unternehmens eine interne E-Mail veröffentlicht, in der sie die Verwendung herabsetzender Worte wie dem mit N für Afroamerikaner selbst in freundlich-scherzhafter Absicht untersagte. Zeitlich könnte das auch eine Reaktion auf den laut Bloomberg Mitte Mai ergangenen Schiedsspruch mit anschließender gerichtlicher Durchsetzung gewesen sein. Aber zumindest aus der Vergangenheit stehen Tesla offenbar noch einige ähnliche Fälle bevor: Im vergangenen Jahr sollen in Kalifornien 30 Diskriminierungsbeschwerden von dort Beschäftigten eingegangen sein, von denen die Mehrzahl vorläufig als begründet eingeschätzt wurde.