Bild: Volkswagen
Mit dem VW ID.3 will der Volkswagen-Konzern entschlossen in das Tesla-Zeitalter starten und sein erstes Volks-Elektroauto auf der neuen MEB-Basis nicht nur zu einem niedrigen Basis-Preis anbieten, sondern optional auch mit hochmoderner Infotainment-Technik. So zeigte VW Anfang April ein Promo-Video mit einem neuartigen Head-up Display, wie es sich manche Tesla-Fahrer als Ergänzung wünschen würden. Doch nach einem neuen Bericht hat Volkswagen beim Computer-Teil des ID.3 weiterhin Probleme – und zwar möglicherweise nicht nur bei Software, die sich nachträglich relativ leicht aktualisieren ließe, sondern auch bei Hardware.
VW ID.3 bestellen ab August?
Diese Informationen sind Berichten über einen kostenpflichtigen Artikel in dem Magazin Der Spiegel zu entnehmen. Darin ist von einer „Pannenserie“ in Wolfsburg unter Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess die Rede, die den ID.3 ebenso betreffe wie den konventionellen Golf 8. All das wird in den Zusammenhang mit dem Umbau von VW auf Tesla-Kurs durch Diess gestellt. Der Vorstandschef vertritt entschlossen die Umorientierung des ganzen VW-Konzerns, der öffentlich trotz vieler Zweifel auf einem Liefer-Start für den ID.3 in diesem Sommer beharrt.
Bekannt ist, dass der VW ID.3 im Werk Zwickau bereits produziert wird – ebenso wie wohl sein Plattform-Bruder ID.4. Dann aber werden die Elektroautos mit unvollständiger Software abgestellt, wo sie auf eine Aktualisierung und dann die Auslieferung an die Endkunden warten. Bislang hieß es dazu, mit dem Massen-Update würden die Elektro-VWs schon die Fähigkeit zu späteren Funk-Update (over-the-air, OTA) wie bei Tesla erhalten. Der Spiegel aber berichtet jetzt, das werde erst später bei einem Werkstatt-Besuch geschehen. Zumindest bis Ende Juni sollen demnach die größten Probleme behoben sein, Präsentation und Bestellungen im August beginnen.
Warten auf Software von Tesla bekannt
Verzögerungen wegen Software-Problemen sind zwar unschön und für den Start von VW ins Elektro-Zeitalter vielleicht auch etwas beunruhigend, aber auch von Tesla nicht unbekannt – der von CEO Elon Musk zuvor für Ende 2019 anvisierte Abschluss aller Teil-Funktionen für autonomes Tesla-Fahren zum Beispiel wurde inzwischen auf Ende dieses Jahres verschoben. Aber Software lässt sich grundsätzlich leichter ändern als Hardware – und der Spiegel-Bericht enthält Anhaltspunkte dafür, dass sich VW hier zumindest teilweise vergriffen hat.
Denn einer der im ID.3 verwendeten Rechner soll nicht so viel leisten, wie es geplant sei; gemeint ist eines der drei Systeme namens InCar Application Server (ICAS), das nach früheren Berichten für Info-Anzeigen und Navigation in dem Elektroauto zuständig ist. Dazu zählt auch das schicke Head-up Display (HUD) für den ID.3, das VW im April demonstrierte: Es projiziert nicht einfach Tempo und andere Daten als Zahlen und Symbole auf die Windschutzscheibe, sondern blendet Ergänzungen wie Pfeile oder Abstandsbalken in das reale Bild vor den Augen des Fahrers ein.
Hinweis: In einer früheren Fassung wurde ein deutscher Zulieferer als Lieferant des problematischen Auto-Servers genannt, was nach einem Hinweis aus diesem Unternehmen in einer Korrektur als möglicherweise nicht richtig relativiert wurde. teslamag.de wurde später von seiner Rechtsabteilung aufgefordert, die Formulierung weiter zu entschärfen, was im Absatz über diesem geschehen ist.
Was bremst den Rechner im ID.3?
Dies wird als Augmented Reality bezeichnet und ist nicht nur hochmodern, sondern auch nützlich. Aber der VW-ICAS scheint damit nicht zurecht zu kommen zu sein, soll es jetzt in internen Dokumenten heißen – das HUD überfordere die Prozessoren immer wieder. Das kann an ineffizienter Programmierung liegen, was sich mit der Zeit lösen ließe, oder an zu wenig Rechenleistung, was einen Wechsel erforderlich machen würde. Für VW würde das wohl noch mehr Kosten- und Zeit-Aufwand bedeuten, als durch das Warten auf die Software ohnehin schon angefallen ist.