Eine „riesige, riesige, riesige“ Maschine wolle Tesla bauen, sagte im Juni 2019 der inzwischen ausgeschiedene Automotive-Präsident Jerome Guillen, und einen Monat später machte eine Patent-Anmeldung klarer, was genau er gemeint haben könnte: Komponenten von mehreren großen Druckguss-Maschinen sollten so angeordnet werden, dass sie zusammen fast den gesamten Fahrzeug-Rahmen für einen Tesla an einem Stück produzieren. Mit dem Model Y geht Tesla bereits einen Schritt in diese Richtung. Und bei der nächsten Elektroauto-Plattform könnte das Konzept laut einem Bericht tatsächlich umgesetzt werden.
Druckguss-Durchbruch bei Tesla
Wie aus der neuen Biografie über CEO Elon Musk von Walter Isaacson inzwischen bekannt ist, will Tesla sowohl ein Elektroauto unterhalb von Model 3 und Model Y bauen als auch ein reines Robotaxi. Beide sollen auf einer neu entwickelten Plattform basieren, die beim Anleger-Tag in diesem März vorgestellt wurde. Mit einem modularen „unboxed“-Prozess will Tesla die Produktion deutlich billiger und schneller machen, erklärten Manager.
Viele Details dazu gab es noch nicht, aber wie jetzt die Nachrichten-Agentur Reuters berichtet, soll die von Tesla bereits intensiv genutzte Druckguss-Technologie eine wichtige Rolle dabei spielen. Fast der gesamte Rahmen des neuen Elektroautos werde möglicherweise in einem Guss entstehen, schreibt sie unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Experten. Dabei soll Tesla selbst einen technischen Durchbruch in Zusammenhang mit den inzwischen als Giga-Pressen bekannten Maschinen erreicht haben.
Eine Entscheidung darüber, ob der noch namenlose neue Tesla und dann wohl auch das Robotaxi tatsächlich den Rahmen aus einem Giga-Guss bekommen, soll laut dem Bericht noch im September fallen; allerdings könne sie in einer späteren Entwicklungsphase revidiert werden. Manche anderen Elektroauto-Hersteller planen inzwischen Druckguss für ähnlich große Teil wie beim Tesla Model Y oder zeigen Interesse daran. Dessen hinteres Rahmen-Element kommt stets aus einer Giga-Presse und bei manchen Versionen auch das vordere, komplettiert von einem tragenden Akku-Paket in der Mitte.
Giga-Presse mit 16.000 Tonnen benötigt
Gegen noch größere Gussteile sprechen laut Reuters hohe Kosten, die unter anderem für Test-Formen in solchen Dimensionen entstehen – rund 4 Millionen Dollar pro Versuch, von dem manchmal ein halbes Dutzend gebraucht werde, um die gewünschten Eigenschaften sicherzustellen. Tesla aber habe sich an Anbieter gewandt, die Formen für Tests mit Hilfe von Industrie-Sand in 3D-Druckern herstellen. Das soll schnelle Veränderungen an einer digitale Vorlage und Neudrucke innerhalb von Stunden ermöglichen und so die Kosten auf nur 3 Prozent des Niveaus bei Metall-Prototypen senken.
Noch sind nicht alle Herausforderungen wie das Einschließen von Hohlräumen in die riesigen Gussteile gelöst, schreibt Reuters weiter. Aber die Experten hätten den kommenden kleineren Tesla mit relativ kurzen Überhängen vorne und hinten als perfekte Gelegenheit für das Vorantreiben der Technologie bezeichnet. Dafür würden allerdings Giga-Pressen mit 16.000 Tonnen Schießkraft oder mehr benötigt, die teuer sind und kaum in heutige Fabriken passen. Alternativ sei Druckguss mit langsamer eingespritzter Aluminium-Legierung möglich, der zudem höhere Qualität liefere, aber eben auf Kosten der Produktivität gehe.