Viele Tesla-Besitzer in Europa drängen inzwischen auf Verbesserungen beim Autopilot-System in ihren Elektroautos. Denn nachdem das Unternehmen mit diesem Fahrhelfer lange führend war, ziehen inzwischen andere Hersteller links und rechts vorbei. So bietet Mercedes für EQS und S-Klasse in Deutschland den Drive Pilot, der teils sogar ohne menschliche Aufsicht fahren darf, und selbst Travel Assist von Volkswagen kann mittlerweile manches besser als der europäische Autopilot. Und nachdem viele Appelle bislang keinen Fortschritt bei Tesla brachten, zeigt jetzt ein deutscher YouTuber, wie schnell sich zumindest die Schilder-Erkennung verbessern ließe.
Bastel-System gegen Autopilot
Seit sich der Moderator von „Tips, Tricks & More“ im März 2020 selbst ein Model 3 kaufte, ist der vorher allgemeinere Tipp-Kanal mit heute 57.500 Abonnenten voller Tesla-Themen. Zum Beispiel zeigte er auch schon, wie sich das konventionelle Lenkrad in seinem Elektroauto durch ein Yoke wie in neuen Model S und Model X ersetzen lässt. In dem aktuellen Video bezeichnet sich der Moderator als 21 Jahre alten Hobby-Bastler ohne Ausbildung oder Studium. Trotzdem wolle er Tesla zeigen, wie Schilder-Erkennung „richtig geht“ – um das Unternehmen dazu zu bringen, bei dieser Funktion in Europa endlich nachzulegen.
In der Stadt und auf Landstraßen zeigt der Tesla-Autopilot die meisten Schilder mit Tempo-Limit korrekt an und passt die Geschwindigkeit daran an, falls er aktiviert ist. Auf der Autobahn aber kommen diese Informationen aus einer Datenbank, die in vielen Fällen veraltet ist. Man würde ohne Korrektur also gelegentlich viel zu schnell durch Baustellen fahren oder anders herum in neu freigegebenen Abschnitten unnötig langsam. Sowohl bei Tesla selbst in den USA als auch bei anderen Marken in Europa wie zum Beispiel VW geht das schon besser, weshalb Autopilot-Nutzer langsam die Geduld verlieren.
Dabei müsste sich Tesla nur einmal eine Stunde Zeit nehmen, um seine Tempolimit-Erkennung auch in Europa auf Autobahnen zum Laufen zu bringen, sagt der Moderator von Tips, Tricks & More in seinem Video dazu. Das dürfte etwas untertrieben sein, aber tatsächlich gelingt es ihm, relativ schnell ein System zusammenzustellen und zu trainieren, das in späteren Tests einige Schilder auf der Autobahn erkennt. Dazu braucht er in seinem Model 3 nicht viel mehr als eine zusätzliche Kamera und einen Kleincomputer, auf dem ein vorher mit vielen Beispielen trainiertes KI-Modell zur Erkennung läuft. Deren Ergebnis wird jeweils auf einem angeschlossenen Mini-Display ausgegeben.
Das Testen auf der Straße weckt bei dem jungen YouTuber Begeisterung. Schon bei der Anfahrt erkennt sein Bastler-System nicht nur Tempo-Schilder korrekt, sondern zum Beispiel auch einen Baustellen-Hinweis. Auf der Autobahn selbst übersieht es zwar das erste 120-Schild, erfasst aber das zweite. Auf dem parallel eingeblendeten Tesla-Display stand diese Angabe allerdings schon vorher. Für den YouTuber sind eingebauter Autopilot und seine Nachrüst-Lösung damit erst einmal „gleichauf“.
YouTuber ruft Sieg über Tesla aus
Auch als das erlaubte Autobahn-Tempo auf 100 sinkt, entgeht seinem System das beim ersten Schild noch. Beim zweiten aber reagiert es mit der korrekten Anzeige, während auf dem Tesla-Display immer noch 120 steht. „Er hat 100!“, jubelt der YouTuber, und findet: „Wir sind damit offiziell besser als Tesla“. Im Video folgt eine Baustelle mit mehreren Schildern für Tempo 80 und anderen Hinweisen, die ebenfalls erkannt werden, während das Autopilot-System laut der Anzeige den Abschnitt für unbegrenzt hält. Im abschließenden Fazit bitte der YouTuber Tesla darum, sich „ein paar Tage Zeit“ zu nehmen, um die Schilder-Erkennung auf einen in 2022 vorzeigbaren Stand zu bringen. Seine zeitliche Einschätzung hat sich also verändert, nicht aber die Überzeugung, dass das alte Autopilot-Problem mit vertretbarem Aufwand zu lösen wäre. Tatsächlich zeigen das inzwischen ja auch die Systeme anderer Hersteller.