„Präsident Biden ist ein Kapitalist“, heißt es unumwunden in einem Dokument, das in dieser Woche das Weiße Haus vor seiner Ansprache zur Lage der Nation veröffentlichte. Dennoch halte er für falsch, dass die reichsten US-Haushalte einen niedrigeren Steuersatz bezahlen als arbeitende Familien, weshalb er den Kongress aufrufen werde, für seine Billionaire Minimum Tax zu stimmen, kündigte die Verwaltung weiter an. Das tat der Präsident dann tatsächlich – und ein Börsensender hat gleich ausgerechnet, was die neue Mindeststeuer für den schwer reichen Tesla-CEO Elon Musk bedeuten würde.
20% Steuer für Milliardäre wie Musk
Wie CNBC in seinem Beitrag über den Steuer-Vorschlag von Biden erklärt, soll für Haushalte mit einem Nettovermögen oberhalb von 100 Millionen Dollar (also nicht nur für Milliardäre) ein Mindestsatz von 20 Prozent gelten. Eine wesentliche Neuerung wäre zudem, dass auch unrealisierte Kapital-Gewinne zu den Einnahmen zählen. Für die Mindeststeuer würde also schon ausreichen, wenn beispielsweise die Tesla-Aktien von Musk von einem Jahresende zum nächsten an Wert gewinnen, auch wenn sie nicht verkauft werden.
Im vergangenen Jahr war die Tesla-Kursentwicklung genau entgegengesetzt. Auch das würde laut dem CNBC-Bericht bei der Besteuerung berücksichtigt und mit möglichen Gewinnen in anderen Jahren verrechnet. Konkret für Musk nimmt der Sender an, dass der Mindestsatz ab 2020 eingeführt werde. In dem ersten Jahr würde er dann 20 Prozent seines Nettovermögen an Steuern bezahlen, berichtet CNBC, ohne diesen Punkt zu erläutern. Offenbar ist zum Start eine einmalige Besteuerung nicht nur von Zugewinnen, sondern des bestehenden Vermögens in Höhe von 20 Prozent vorgesehen.
Bei einem Vermögen von 156 Milliarden Dollar Anfang 2020 hätte das 31 Milliarden Dollar Steuerschulden für Musk bedeutet, rechnet der Sender unter dieser Annahme vor. 2021 habe es um 121 Milliarden Dollar zugenommen, was ihn weitere 24 Milliarden Dollar Steuern gekostet hätte. In 2022 aber fielen vor allem Tesla-Aktien rapide, was Musk einen rechnerischen Verlust von 115 Milliarden Dollar einbrachte. Er hätte also 23 Milliarden Dollar zurückbekommen müssen.
Twitter-Verlust gegen Tesla-Gewinn
In den ersten Wochen dieses Jahres wiederum legte Tesla an der Börse eine kraftvolle Erholung hin. Das Musk-Vermögen hat sich dadurch um 45 Milliarden Dollar erhöht. Wenn es bis Jahresende dabei bliebe, wären also erneut gut 11 Milliarden Dollar Mindeststeuer fällig.
Dieses Hin und Her lässt bereits erahnen, welche Bedenken manche Experten gegenüber einer Besteuerung von einstweilen nur theoretischen Gewinnen haben. Nicht nur bei Musk steckt zudem ein großer Teil des Vermögens nicht in börsennotierten Aktien, sondern in privaten Beteiligungen oder noch schwierigeren Konstruktionen, über deren Wert und Entwicklung sich mit den Steuerbehörden streiten lässt. So hat der Tesla-Chef im Oktober 2022 für 44 Milliarden Dollar Twitter übernommen. Einen Börsenkurs für das Unternehmen gibt es nicht mehr, aber sein Wert dürfte seitdem erheblich gesunken sein. Immerhin könnte Musk einen solchen Verlust gegen den Tesla-Gewinn verrechnen, falls die Biden-Steuer tatsächlich kommt.