Bild: Tesla (Shop-Foto zu Universal Wall Connector)
Das Votum der Kunden ist deutlich: Vier von fünf deutschen Haushalten, die ein Elektroauto und ein Eigenheim mit Photovoltaik haben, wollen den Akku des Fahrzeugs laut einer Umfrage von diesem November auch als Speicher für ihr Haus nutzen. Als Prinzip ist dieses „bidirektionale Laden“ einfach, und immer mehr Hersteller erklären ihre Elektroautos als vorbereitet dafür. Bei Tesla ist das der Cybertruck, für den es schon eine dafür veränderte Wallbox gibt. Volkswagen wiederum nannte jetzt den ersten Partner für bidirektionales Laden in Europa – aber hier wird auf jeden Fall zusätzlich ein fest installierter Hausakku gebraucht.
Tesla mit neuem Wall Connector
Im US-Shop von Tesla kann man seit dem offiziellen Cybertruck-Start vergangene Woche einen „Universal Wall Connector“ bestellen, der innerhalb von 2-3 Wochen verschickt werden soll. Diese neueste Wallbox hat nicht nur einen eingebauten Adapter für das Laden von Elektroautos fremder Marken (die in den USA andere Ladebuchsen haben), sondern eignet sich laut der Beschreibung auch dafür, ein Haus mit Strom zu versorgen. Sie ist also nicht nur in der Lage, Strom in ein Elektroauto zu schicken, sondern kann ihn auch entgegennehmen – bidirektional eben.
Derzeit ist diese „powershare“-Technologie laut Tesla nur für den Cybertruck verfügbar – den es außerhalb von Nordamerika in der heutigen Form wohl nie geben wird. „Holen Sie mehr aus Ihrer Fahrzeug-Batterie heraus“, heißt es auf einer eigenen Webseite dazu. Um Powershare zu nutzen, braucht es allerdings meist zusätzliche Technik: Wer schon eine Powerwall und eine Wallbox von Tesla (sowie einen Cybertruck) hat, kann nach den Angaben loslegen. Ansonsten braucht man den neuen Universal Wall Connector und dazu eiine Komponente namens Tesla Gateway.
VW: Bidirektionales Laden „ab sofort“
Die neue Tesla-Wallbox kostet im Shop 595 Dollar, also nur wenig mehr als die bisherige Version, und ist deutlich bauchiger. Wie man an das nötige Gateway kommt, falls man keine Powerwall hat oder kaufen will, geht aus der Powershare-Seite nicht hervor. Relativ viele Kunden in den USA dürften allerdings schon hinreichend vorbereitet sein. Weltweit wurden nach Tesla-Angaben bis diesen Juli 500.000 von den eigenen Hausspeichern installiert, der Großteil wohl in der Heimat. Auch der bisherige Wall Connector mit seinem niedrigen Preis dürfte weit verbreitet sein.
Bei Tesla dürfte das Nadelöhr für bidirektionales Laden somit vor allem beim Fahrzeug selbst liegen – selbst in den USA ist der Cybertruck derzeit nur mit hohem Aufpreis in einer Erstserie zu bestellen. Volkswagen dagegen gab schon Ende 2021 an, dass neue ID-Elektroautos ab dem neuen Jahr für Laden in zwei Richtungen vorbereitet sind. Mit der Version 3.5 sei jetzt auch die Software dafür fertig, teilte das deutsche Unternehmen am Mittwoch mit. „Ab sofort“ sei damit bidirektionales Laden möglich.
Laut VW funktioniert die Haus-Versorgung mittels Elektroauto in ihrer ersten Version allerdings ausschließlich mit bestimmten Komponenten des Partners HagerEnergy. Dazu zählt zum einem der Akku S10 E Compact der Marke E3/DC, der wegen eingebauter Notstrom-Fähigkeit als „Hauskraftwerk“ bezeichnet wird; Preise dafür sind nicht öffentlich einsehbar, dürften aber im fünfstelligen Bereich liegen. Zum anderen braucht man laut einem Bericht von pv magazine die bidirektionale Wallbox Edison V2H und den Wandler Edison Power von E3/DC.
Akku-Zwang bei VW, mehr Tesla-Modelle
Nach den VW-Angaben gibt es in Schweden ein Pilotprojekt mit bidirektionalem Laden seiner Elektroautos. Die spezielle Wallbox und der Wandler dafür waren auf der Website von E3/DC am Donnerstag jedoch noch nicht zu finden. Ähnlich wie bei Tesla, aber aus anderen Gründen, bleibt die doppelte Nutzung von Auto-Akkus bei VW also vorerst in den meisten Fällen wohl noch Theorie. Zusätzlich schreibt das deutsche Unternehmen, dass in Zukunft weitere Hauskraftwerke für den Betrieb mit einer bidirektionalen Wallbox freigeschaltet werden sollen – lässt also erkennen, dass es auch später nicht auf Unterstützung durch einen fest installierten Akku verzichten will.
Bei Tesla dagegen sollen der universelle Wall Connector und das Gateway als Powerwall-Alternative genügen. Hier fehlt es eher an geeigneten Elektroautos, doch das soll sich nicht nur mit dem Cybertruck ändern: Man habe Wege gefunden, bidirektionales Laden zu niedrigeren Kosten als einfaches zu ermöglichen, und werde es in den nächsten zwei Jahren wohl in allen Tesla-Modellen einführen, sagte der Technik-SVO Drew Baglino beim Anleger-Tag in diesem März.