Der Besitz von Elektroautos und privaten Photovoltaik-Anlagen ist nach Angaben des ADAC aus einer Umfrage von diesem März eng verbunden: 44 Prozent der deutschen Elektroauto-Besitzer sollten schon eine Solaranlage auf dem Dach haben und weitere 24 Prozent die Anschaffung planen. In eine ähnliche Richtung, aber noch ein Stück weiter geht eine Befragung für den Stromkonzern Eon: Vier von fünf deutschen Haushalten, die ein Eigenheim mit Photovoltaik und ein Elektroauto haben, wollen den Fahrzeug-Akku bidirektional nutzen, also auch im Stehen entladen können, um ihr Haus oder auch das allgemeine Netz zu versorgen (s. Grafik).
Bidirektionales Elektroauto-Laden gefragt
Exakt beträgt der Anteil in dieser Gruppe 84 Prozent, also sogar etwas mehr als vier Fünftel, geht aus einer aktuellen Presse-Mitteilung von Eon Deutschland hervor. Immer noch 76,9 Prozent sind es bei Befragten, die ein Elektroauto und ein Eigenheim, aber (noch) keine eigene Photovoltaik-Anlage haben. Der Kundenwunsch ist also deutlich ausgeprägt. Ausgerechnet Tesla allerdings zeigt sich beim Thema bidirektionales Laden immer noch zurückhaltend.
Längere Zeit über vertrat Tesla-CEO Elon Musk überraschend desinteressiert die Haltung, dass man als Speicher für eigenen Solar- oder auch Netzstrom lieber eine Powerwall kaufen solle, die stets das Haus versorgen kann statt nur, wenn das Elektroauto an einer bidirektionalen Wallbox hängt. In diesem März kündigte sein Technik-Chef an, dass Laden in zwei Richtungen in den nächsten zwei Jahren wohl bei allen Tesla-Modellen eingeführt werde. Musk widersprach nicht, sagte aber, ohne Powerwall werde diese Möglichkeit voraussichtlich wenig genutzt.
Der Tesla-Chef bleibt also skeptisch, aber trotzdem will sein Unternehmen bidirektionales Laden einführen – und reagiert damit längst nicht als erstes auf diesen vernehmlichen Wunsch von Elektroauto-Kunden. Beim Cybertruck wird er laut einem aktuellen Datenleck wohl zuerst umgesetzt, jedenfalls mit Steckdosen auf der Ladefläche. „Es sind im Grunde zehn stationäre Batterien in einem einzigen Truck“, erklärte gegenüber Bloomberg jetzt ein Ford-Manager den Reiz des Konzepts. Der elektrische Pickup F-150 Lightning des Unternehmens lässt sich auf diese Weise nutzen.
Nicht genügend Interesse bei Tesla?
In zwei Richtungen laden können laut Bloomberg auf dem US-Markt auch schon die Elektroautos Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6. Bei General Motors sollen neue Elektroautos auf der Basis der neuen Ultium-Plattform bidirektional werden, der Nissan Leaf ist es bereits. In Europa gab Volkswagen schon Ende 2021 bekannt, dass seine ID-Elektroautos mit der größeren Batterie ab diesem Zeitpunkt dafür vorbereitet produziert würden.
Dünner und zudem recht teuer ist das Angebot bislang bei den nötigen bidirektionalen Wallboxen. Ford stellte für seinen elektrischen F-150 eine geeignete Heimladestation für 1310 Dollar vor, aber wenn der Akku des Elektroautos ein Haus versorgen soll, kommen 3895 Dollar für ein Home Integration System hinzu; einschließlich Installation kostet die Lösung laut Bloomberg um 11.000 Dollar. Ähnlich wie bei einfachen Wallboxen mit seinem Wall Connector könnte Tesla das unterbieten. Noch scheint das Interesse von CEO Musk daran anders als bei den Kunden aber nicht ausgeprägt genug zu sein.