Bild: BMW
Auf einer Branchen-Tagung hat BMW-Konzernchef Oliver Zipse die Strategie seines Unternehmens verteidigt, anders als eine zunehmende Zahl anderer Hersteller nicht in die Richtung von nur noch Elektroautos zu gehen. Nachdem sich BMW ebenso wie Volkswagen, aber anders als Mercedes, einer COP26-Deklaration zu lokaler Emissionsfreiheit weltweit bis 2040 nicht angeschlossen hatte, bezeichnete Zipse diese beim Auto-Gipfel des Handelsblatts am Mittwoch sogar als „schädlich für das Klima“. Außerdem nutzte der BMW-Chef die Gelegenheit für neue Angriffe auf Tesla.
Kritik an Tesla-Qualität und -Anspruch
Bei seiner Klima-Behauptung, die in einem Bericht des Handelsblatts nur kurz erwähnt wird, dürfte Zipse das Argument bemüht haben, dass effiziente Verbrenner- oder Hybrid-Autos im Vergleich zu älteren Modellen die Emissionen senken. Reine Elektroautos sind zwar in dieser Hinsicht besser, aber so teuer, dass sie für viele nicht in Frage kommen, geht es üblicherweise weiter. Aber Zipse widersprach sich hier auf gewisse Weise selbst, denn ein Punkt in seiner anschließenden Tesla-Kritik lautete, dass der Konkurrent seine Elektroautos immer billiger macht.
Immerhin als zu nehmenden Konkurrenten bezeichnete der BMW-CEO laut der Publikation Automobil-Industrie Tesla bei der Tagung. Volkswagen-Konzern Chef Herbert Diess seit längerer Zeit und neuerdings auch der Ford-CEO Jim Farley gehen viel weiter und sprechen öffentlich von einem Beispiel, von dem man lernen kann. Zipse dagegen kramte einen relativ alten Einwand hervor: BMW unterscheide sich von Tesla durch den eigenen „Anspruch an Qualität und Zuverlässigkeit“. „Wir haben unterschiedliche Aspirationen bei der Kundenzufriedenheit, sagte er laut einem Bericht von BNN Bloomberg außerdem.
Möglicherweise ist dem BMW-Chef entgangen oder er ignoriert, dass Tesla-Kunden in den USA zwar immer noch von vielen Fehlern bei ihren Neuwagen berichten, laut Befragungen aber trotzdem insgesamt die zufriedensten sind. Elektroautos aus der Gigafactory in China scheinen zudem deutlich besser verarbeitet zu sein als die aus dem Tesla-Stammwerk Fremont in den USA. Nachdem die China-Produktion zuletzt schon über der in den USA lag, betrifft das von Zipse angeführte Qualitätsproblem, wenn überhaupt, also weniger als die Hälfte der globalen Tesla-Produktion.
BMW-Chef: Wachstum durch Preise
Schon in diesem Februar hatte der BMW-Chef Zweifel daran geäußert, dass Tesla seine führende Elektroauto-Position halten könne. Seitdem ist der Konkurrent allerdings weiter rapide gewachsen und stellte mit dem Model 3 im September in Europa erstmals das meistverkaufte Auto überhaupt. Aber auch darauf hatte Zipse bei der Handelsblatt-Tagung laut BNN Bloomberg eine Antwort: Tesla gehöre gar nicht richtig zum Premium-Segment, sagte er. Das Wachstum bezeichnete er zwar als „sehr schnell“, erklärte aber, es komme durch Preis-Senkungen zustande, was auf Dauer nicht funktioniere. Doch in den USA schon seit Februar und in Europa seit Oktober kennen die Tesla-Preise eigentlich nur eine Richtung, und zwar nach oben.