Am Mittwoch hat die britische Regierung als Gastgeber des aktuellen Klima-Treffens COP26 in Glasgow ein Papier veröffentlicht, das wohl als symbolischer Aufbruch in eine entschlossene Elektroauto-Zukunft gedacht war. Unter dem sperrigen Namen „COP26-Erklärung über die Beschleunigung des Übergangs zu 100 Prozent emissionsfreien Pkw und Lieferwagen“ wird darin zugesagt, auf ein Ende für Fahrzeuge mit Emissionen auf den wichtigsten Märkten bis 2035 und weltweit bis 2040 hinzuarbeiten. Doch letztlich stellten sich nur 23 zumeist unbedeutende Staaten hinter die Deklaration, und auch die wichtigsten Autohersteller fehlen.
79% der Auto-Branche unterschreiben nicht
So sind weder Volkswagen noch Toyota noch Stellantis als die drei größten Autokonzerne weltweit in der Liste der Unterzeichner zu finden. Tesla dürfte wie andere Elektroauto-Neustarter nicht einmal gefragt worden sein, weil sie ohnehin nur lokal emissionsfreie Autos herstellen. Unter den großen Herstellern konnten sich immerhin Ford und General Motors aus den USA zur Unterschrift entschließen. Aus Deutschland ist anders als BMW Mercedes-Benz dabei, aus Großbritannien beziehungsweise China Jaguar Land Rover. Ein weiterer europäisch-chinesischer Unterzeichner ist Volvo Cars, der einzige rein chinesische BYD Auto, das seine Verbrenner und Hybride auslaufen lässt und mit Elektroautos schon in diesem Jahr größer werden will als Tesla.
Volkswagen habe sich der Deklaration nicht angeschlossen, weil China sich nicht darauf verpflichte, aus Kohle-Energie auszusteigen, erfuhr vor der Veröffentlichung die Financial Times von informierten Personen. Offiziell wiederholte das Unternehmen seine Haltung, dass das Ziel der Emissionsfreiheit feststehe, seine Erreichung aber von unterschiedlichen Gegebenheiten in unterschiedlichen Regionen abhänge. Auch BMW verwies auf erhebliche Unterschiede zwischen den weltweiten Märkten, die einen kompletten Umstieg unsicher machen würden.
Nach einer Auswertung von BloombergNEF kommen die Unterzeichner zusammen auf 15 Millionen verkaufte Fahrzeuge in 2020, sodass sie nur 21 Prozent des weltweiten Marktes ausmachen. Wenn man frühere Selbstverpflichtungen mitberücksichtigt und bis ins Jahr 2035 blickt, sollen es immerhin 32 Prozent sein. Dabei hätte ein Mitziehen bei COP26 wahrscheinlich nicht weh getan, denn zugesagt wird in der Deklaration lediglich, an der Erreichung der Ziele 2035 und 2040 zu arbeiten.
Elektroauto-Länder unerstützen Deklaration
Insofern dürfte die mehrheitliche Verweigerung der Branche auch politisch zu verstehen sein – und sie entspricht dem Verhalten der Regierungen bei den aktuellen Klima-Verhandlungen. Denn nicht nur die größten Autohersteller haben nicht unterschrieben, sondern auch die größten Auto-Märkte. In der Liste tauchen China und die USA ebenso wenig auf wie Deutschland. Dabei sind dagegen bekannte Elektroauto-Länder wie Norwegen und Schweden. Als einziger unter den wichtigsten Märkten hat sich Großbritannien der Deklaration angeschlossen. Laut BloombergNEF bedeutet das, dass jetzt 20 Prozent statt vorher 19 Prozent des globalen Auto-Markts von nationalen Zielen zu null Emissionen in 2035 (die Grafik oben zeigt den Stand vor COP26) abgedeckt sind.