In das Jahr 2022 ging die Aktie von Tesla mit einem Sprung: Noch am Wochenende vor dem ersten Handelstag veröffentlichte das Unternehmen die Zahlen zu Produktion und Auslieferungen im vierten Quartal 2021, und weil die weit über den Erwartungen lagen, legte die Tesla-Aktie bei der ersten Gelegenheit um rund 13 Prozent zu. An diesem Mittwoch dann folgten die Geschäftszahlen für das Quartal, und auch die fielen besser aus als erwartet. Dieses Mal aber begann die Aktie den Tag darauf mit einem dicken Minus, das sich bis Handelsende noch auf 11,5 Prozent vergrößerte. Insgesamt verlor Tesla so mehr als 100 Milliarden Dollar Börsenwert.
Roboter wichtiger als Elektroautos
Letztlich zeigten sich Anleger damit wohl enttäuscht von dem Update zur Produkt-Planung bei Tesla, das CEO Elon Musk im Vorfeld angekündigt und dann in der Telefon-Konferenz zu den Q4-Zahlen am Mittwoch abgeliefert hatte. Es fiel sowohl kurz als auch zumindest teilweise überraschend aus: In diesem Jahr werde Tesla keines seiner ausstehenden Elektroautos mehr auf den Markt bringen, sagte er. Cybertruck, Semi wie Roadster sollen jetzt frühestens 2023 kommen. Und an dem im September 2020 für 2023 angekündigten Tesla für 25.000 Dollar wird derzeit gar nicht gearbeitet, so Musk.
Stattdessen sprach der CEO viel über das Potenzial der Tesla-Software für autonomes Fahren, genannt FSD für Full Self-Driving. Derzeit ist sie im Beta-Test in den USA, doch wenn die finale Version kommt, könnte sie laut Musk die größte Werterhöhung bringen, die es je gegeben hat: Auf einen Schlag werde sich der Nutzen von Tesla-Elektroautos vervielfachen, wenn jeder Besitzer sie zusätzlich als Roboter-Taxi Geld verdienen lassen kann. Auch der zurückhaltendere Finanzchef Zachary Kirkhorn sagte in der Konferenz, Software für autonomes Fahren habe erhebliches Potenzial, die Margen von Tesla zu erhöhen.
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Musk selbst verwirrte zusätzlich mit der Aussage, in diesem Jahr liege der Schwerpunkt der Vorbereitungen für neue Produkte auf dem humanoiden Roboter, den Tesla erstmals im vergangenen Sommer erwähnt hatte. Mehr als Computer-Bilder, Daten und eine Tanz-Show mit einer Person im Roboter-Kostüm gab es damals nicht, und auch am Mittwoch hatte der Tesla-Chef keine echten Neuigkeiten dazu. Er sagte allerdings, langfristig könne der als Optimus bezeichnete Tesla-Roboter für das Unternehmen wichtiger werden als Elektroautos.
Sorge um Teslas Produkt-Pipeline
Insgesamt wurde das an der Börse offenbar als zu viel Abweichung vom Kerngeschäft wahrgenommen – obwohl dieses im vergangenen Jahr hervorragend lief und in diesem Jahr laut Musk um „komfortabel über 50 Prozent“ weiter wachsen soll. Mehrere Analysten erhöhten daraufhin ihre Gewinn-Schätzungen und Kursziele für 2022, aber um den Donnerstag für Tesla zu retten, reichte das erkennbar nicht aus. Unter anderem ein Analyst von Barclay’s zeigte sich angesichts des vorläufigen Verzichts auf das zuvor angekündigte Elektroauto für 25.000 Dollar und der weiteren Verschiebung des Cybertruck besorgt, dass es Tesla an einer Produkt-Pipeline für weiteres schnelles Wachstum fehlt.