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Bolt wegen Akku-Bränden in zweitem Rückruf – Tesla-Chef: Elektroautos trotzdem sicherer

2018 Chevrolet Bolt EV

2018 Chevrolet Bolt EV

Bild: General Motors

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Einige Monate vor Tesla mit dem Model 3 brachte General Motors Ende 2016 in den USA den Chevrolet Bolt auf den Markt – das zu dieser Zeit einzige Elektroauto, das weniger als 50.000 Dollar kostete und trotzdem mit einer Akku-Füllung mehr als 200 Meilen (rund 320 Kilometer) fahren konnte. Als dann die Serien-Produktion des Model 3 in Gang kam, verlor der Bolt rapide an Beliebtheit. Und im Nachhinein könnte sich das jetzt als Glücksfall für die Elektroauto-Geschichte erweisen. Denn anders als bei Tesla bislang stets nur behauptet oder befürchtet, hat GM beim Bolt offenbar tatsächlich mit einem gefährlichen Akku-Problem zu kämpfen.

Mehrere brennende Akkus in Chevrolet Bolt

Das deutete sich schon im Lauf des 2020 an, als die US-Behörde NHTSA wegen dreier ihr bekannter Akku-Brände bei stehendem Fahrzeug eine Untersuchung der Bolt-Jahrgänge 2017-2019 einleitete. Im November folgte ein erster Rückruf für gut 50.000 dieser Elektroautos. Zunächst sollte das Problem mit aktualisierter Software erst vorläufig und dann ganz erledigt werden – ähnlich wie bei Tesla, wenn auch beim Händler. Jetzt aber ließ General Motors wissen: Auch betroffene Bolt mit der neuen Software sollten weder ganz voll geladen werden noch fast leer bleiben, nicht frisch geladen in Garagen stehen und nicht über Nacht laden.

Diese Hinweise gelten, bis GM Ersatz für defekte Batterie-Module bereitstellen kann, heißt es in der Rückruf-Mitteilung weiter. Zusammen mit Experten des Lieferanten LG Energy Solutions habe man festgestellt, dass zwei seltene Produktionsfehler in den Bolt-Batteriezellen die Ursache für die Brände gewesen seien. Betroffen sind laut NHTSA dieselben gut 50.000 Chevrolet Bolt in den USA, für die schon der Software-Rückruf galt. Dies sind alle in 2017 und 2018 produzierten und ein Teil aus 2019. Weltweit soll es um rund 69.000 Fahrzeuge gehen – mehr als die Hälfte der bisherigen Gesamt-Produktion. Einige tausend gibt es über die frühere GM-Tochter Opel als Ampera-e auch in Europa.

Ein vergleichbarer Fall bei Tesla hätte das Unternehmen zumindest in früheren Zeiten wohl finanziell überfordert – und sowohl die eigene Marke ruiniert als auch das Ansehen von Elektroautos allgemein. General Motors dagegen hat immer noch sein weitaus größeres Verbrenner-Geschäft und kann einen solchen an sich heftigen Akku-Rückschlag leichter wegstecken. Und weil eben nicht die Elektroautos des Pioniers und Marktführer Tesla diese Probleme machen, sondern nur die eines alten Auto-Konzerns, dürfte auch die ganze Branche um eine Image-Katastrophe herumkommen.

Tesla-Chef verteidigt Elektroautos

Tesla-Chef Elon Musk scheint sich des schädlichen Potenzials eines derart grundlegenden und gravierenden Problems bei einem anderen Elektroauto durchaus bewusst zu sein. Auch Tesla kauft inzwischen Zellen von LG Energy, bislang nur für seine Gigafactory in China, die allerdings zunehmend auch Europa beliefert. Diese haben aber das Zylinder-Format, während GM größere Pouch-Zellen verwendet – und bei denen gibt es erhebliche Volumen-Veränderungen bei hohem Lade-Stand, wie Musk zu einem Artikel über den Rückruf erklärte. Dennoch sei die Feuer-Gefahr wahrscheinlich geringer als bei Verbrenner-Autos, schrieb der Tesla-Chef, ohne klar zu machen, ob sich dieser Vergleich auf den Bolt oder alle Elektroautos bezieht.

Musk selbst jedenfalls hat in dieser Hinsicht eine überzeugende Bilanz vorzuweisen: Nach dem jüngsten Safety Report von Tesla von Anfang des Jahres brannte 2020 rechnerisch nur noch alle 205 Millionen gefahrene Meilen eines der eigenen Elektroautos, während es im Durchschnitt aller US-Autos gut zehnmal so häufig dazu kam.

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