Bild: Tesla (CEO Musk mit Indiens Premierminister Modi im Juli)
Nach mehreren Jahren mit zwischenzeitlich unterbrochenen Verhandungen sah es Mitte November so aus, als sei eine Lösung für den lange erwarteten Markteintritt von Tesla in Indien gefunden: Sonderregelungen für einzelne Marken lehnt die Regierung zwar ab, zeigte sich nach Berichten aber offen dafür, den hohen Importzoll auf Elektroautos zu senken, wenn deren Hersteller Investitionen in Indien zusagen. Tesla ist dazu offenbar bereit, sodass mit einer baldigen Ankündigung gerechnet wurde. Jetzt soll sich allerdings die deutsche Regierung gegen die geplante Zollsenkung wenden.
Elektroauto-Zoll soll stark sinken
Derzeit müssen Importe kompletter Neuwagen nach Indien mit 70 Prozent verzollt werden, bei einem Wert oberhalb von 40.000 Dollar sind es sogar 100 Prozent. Tesla forderte von der Regierung lange eine Senkung, die diese jedoch verweigerte, wenn das US-Unternehmen nicht auch vor Ort produziert. Andersherum zeigte sich Tesla-CEO Musk grundsätzlich an einer indischen Fabrik interessiert, wollte den Markt aber erst mit importierten Elektroautos testen, bevor er sich für eine Investition entscheidet.
Die Zollsenkung auf 15 Prozent für alle ausländischen Elektroauto-Hersteller, die spätere Investitionen zusagen, sollte einen Ausweg aus der festgefahrenen Situation bieten. Sie würde zwar nicht nur für Tesla gelten, scheint aber gut auf die Wünsche des Unternehmens abgestimmt zu sein. Und Vertreter der deutschen Regierung finden offenbar, dass schon das zu weit geht: Laut einem Bericht aus Indien wollen sie zusammen mit dem deutschen Auto-Verband VDA offiziell gegen die geplante Zollsenkung protestieren.
Bei den Plänen handele es sich um eine „einseitige Initiative, die nur eine Marke fördert“, klagen laut dem Bericht von Times of India hochrangige Quellen. Die deutsche Regierung bereite eine Eingabe vor, die sie den indischen Kollegen übergeben wolle, insbesondere dem Ministerium für Wirtschaftsförderung, das sich für eine Tesla-Investition im Land einsetzt. In diese Aktivitäten sei auch der VDA einbezogen. Es bestehe die Gefahr, dass deutsche Unternehmen benachteiligt würden.
Tesla-Pläne könnten sich verzögern
Als Grund dafür nennt Times of India, dass BMW, Mercedes und Volkswagen schon früh in Indien investiert hätten. Sie von neuen Subventionen in Form der Zollsenkung auszunehmen, weil sie anders als Neueinsteiger wie Tesla keine neuen Investitionen planen, werde als Benachteiligung empfunden. Das solle der indischen Seite jetzt deutlich gemacht werden. Bilateral waren sich Tesla und die Regierung also offenbar schon fast einig – aber die neue Initiative aus Deutschland könnte für weitere Verzögerungen und Änderungen beim Indien-Start sorgen.
Neben der deutschen soll zudem auch die lokale Auto-Industrie Einwände gegen Zollsenkungen für Elektroautos erheben. Vertreter von Tata Motors hätten sich im Büro von Premierminister Modi und bei anderen Ministerien dagegen ausgesprochen, berichtet Reuters unter Berufung auf direkt informierte Personen. Eines der Argumente soll lauten, dass Elektroauto-Produktion durch indische Hersteller noch vor ausländischer Konkurrenz geschützt werden müsse.