Tesla und Indien haben schon eine lange Geschichte. Seit April 2016 konnte man dort Elektroautos des Unternehmens reservieren, und ab dann erklärte CEO Elon Musk praktisch jährlich, dass der konkrete Start in dem Land bevorstehe – bis er ihn im vergangenen Mai überraschend erklärte, Tesla dürfe seine Fahrzeuge dort weder verkaufen noch warten. Ein lokaler Club widersprach und sah eher hohe Import-Zölle als Grund für die Musk-Verweigerung. Jetzt aber gibt es offenbar wieder Gespräche zwischen Tesla und der indischen Regierung über eine Produktion vor Ort, die dieses Problem lösen würde.
Indien könnte Tesla subventionieren
Für eine Produktion in Indien interessierte sich Tesla laut Berichten ebenfalls schon länger, setzte aber darauf, in dem Land zunächst importierte Elektroautos zu verkaufen und erst später eine lokale Fabrik dafür zu bauen. Dem standen die hohen Zölle von bis zu 100 Prozent entgegen, und Tesla setzte sich bei der Regierung dafür ein, diese zumindest vorübergehend zu reduzieren. Als CEO Musk im Mai 2022 von dem Verkaufsverbot in Indien schrieb und eine Fabrik deshalb ausschloss, schien das gesamte Projekt erledigt.
Tatsächlich hörte man anschließend nichts mehr davon, doch vergangene Woche war erneut eine Tesla-Delegation in Indien, berichtet The Indian Express. Das Unternehmen denke wieder über eine Produktion dort nach und bestehe nicht mehr auf reduzierten Import-Zöllen. In den Gesprächen unter anderem mit dem stellvertretenden IT-Minister soll es um mögliche Subventionen für eine indische Tesla-Fabrik gegangen sein. Das Unternehmen interessiere sich sowohl für Elektroauto- als auch für Batterie-Produktion in dem Land.
Noch wird also eher vorgefühlt, doch laut Indian Express bereitet die Regierung bereits veränderte Regeln für Produktionsanreize bei Elektroautos und Batterien vor. Diese sollen nicht speziell für Tesla gelten, aber auf die Bedürfnisse des US-Unternehmens abgestimmt sein. Die beiden Seiten sprechen also nicht nur wieder miteinander, sondern scheinen auch bereit zu sein, Zugeständnisse zu machen.
Elektroauto-Ökosystem wie in China
Für das bevölkerungsreiche, aber im Durchschnitt relativ arme Indien hätte eine Tesla-Fabrik das Potenzial, mehr moderne Produktionsanlagen in das Land zu bringen – ähnlich wie zuvor in China, wo die lokale Gigafactory zur Entstehung eines eigenen Elektroauto-Ökosystems mit starken inländischen Herstellern beitrug. Tesla wiederum kann neue Absatz-Märkte gewiss gebrauchen, auch wenn der indische Auto-Markt bislang relativ klein ist.
Zudem könnte sich eine Produktion in Indien als vorteilhaft erweisen, falls das Verhältnis zwischen den USA und China noch schlechter wird. Aus der dortigen Fabrik exportiert Tesla Elektroautos nach Europa und neuerdings auch Nordamerika, allerdings vorerst nur zum Nachbarn Kanada. In einem Interview nach der Tesla-Hauptversammlung am Dienstag gab CEO Musk zu verstehen, dass er fest mit einem Versuch Chinas rechnet, die unabhängige Republik Taiwan zu sich zurückzuholen.