In Indonesien wird Tesla aller Voraussicht nach eine Fabrik mindestens für Batterien errichten, um nach den Regeln des Landes Zugriff auf dessen umfangreiche Nickel-Reserven zu bekommen. Das jedenfalls nahm Mitte Mai der Investitionsminister vorweg und sagte, das Unternehmen wolle sogar ganze Elektroautos dort produzieren. Vorher traf CEO Elon Musk den indonesischen Präsidenten bei SpaceX und soll einen Gegenbesuch im November zugesagt haben. Gegenüber einem anderen asiatischen Land aber, das schon eine Weile auf Tesla wartet, zeigte er sich jetzt geradezu abweisend.
Deutliche Musk-Absage an Indien
Schon ab April 2016 konnte man die Elektroautos von Tesla auch in Indien zwar nicht kaufen, aber reservieren. Gut ein Jahr später informierte Musk, dass es Gespräche mit der Regierung über eine Befreiung von Import-Zöllen und -Beschränkungen gebe. Diese solle nur vorübergehend sein, bis eine lokale Fabrik gebaut sei, schrieb Musk schon damals auf Twitter. Seitdem wurden mehrmals Fortschritte bei Fabrik- wie Import-Verhandlungen gemeldet, und im Oktober 2020 erklärte der CEO, im Jahr darauf werde der Indien-Start „sicher“ kommen.
Auch dieser Termin wurde nicht eingehalten. Stattdessen soll Tesla in diesem Februar seine Standort-Suche und Lobby-Arbeit in Indien eingestellt haben, und eine Twitter-Mitteilung von CEO Musk dürfte als Bestätigung dafür zu verstehen sein – wenn auch als nur teilweise nachvollziehbare. „Tesla wird keine Produktionsstätte an irgendeinen Standort bringen, wo wir nicht vorher Autos verkaufen und warten dürfen“, antwortete er Ende vergangener Woche auf eine Frage nach einer möglichen Fabrik in dem Land.
Tesla will not put a manufacturing plant in any location where we are not allowed first to sell & service cars
— Elon Musk (@elonmusk) May 27, 2022
Nach der Darstellung des CEO darf Tesla also keine Autos in Indien verkaufen und will deshalb keine Fabrik mehr dort aufbauen. Dem ersten Teil davon wurde aber vielfach widersprochen, und anderem vom lokalen Tesla-Club. Verkauf und Service importierter Autos in Indien seien sehr wohl erlaubt, erklärte er. Man müsse dafür eben den Import-Zoll bezahlen, wenn sie komplett in China produziert würden. Das scheint der Plan von Tesla gewesen zu sein, denn im April hatte Indiens Transport-Minister erklärt, bloße China-Exporte seien keine gute Idee.
Tesla-Club und -Reservierer enttäuscht
Der Tesla-Club und andere Reservierer zeigten sich enttäuscht von der recht deutlichen Absage von Musk. An den hohen Zöllen von bis zu 125 Prozent will die Regierung offenbar auch für Elektroautos nichts ändern, und für den CEO scheint das gleichbedeutend mit einem Verkaufsverbot zu sein. Dass es das im engeren Sinn nicht gibt, zeigt allerdings zum Beispiel BMW: Erst in dieser Woche gab das Unternehmen den Start seines Elektroautos i4 in Indien bekannt – zu Preisen ab umgerechnet 84.000 Euro. Und Mercedes will seinen EQS vor Ort zumindest endmontieren, was den Import-Aufschlag auf 40 Prozent drücken soll.