Die bislang getrennten Welten für das Laden bei Tesla auf der einen und allen übrigen Herstellern auf der anderen Seite wachsen zunehmend zusammen. Für Europa könnte man argumentieren, dass die Trennung bereis beendet ist, denn mit dem Model 3 startete Tesla hier mit Ladebuchsen nach dem verbreiteten Standard CCS und dazu passenden Superchargern – was zugleich bedeutet, dass die Ende 2021 begonnene Freischaltung für fremde Elektroautos technisch kein Problem ist. In Nordamerika blieb Tesla bislang proprietär, doch auch dort sollen bald erste Supercharger mit CCS-Kabeln kommen. Und auch anders herum öffnet sich das Unternehmen jetzt gegenüber der restlichen Elektroauto-Welt.
Tesla-Adapter sofort, Umrüstung später
Denn seit vergangener Woche ist in den Tesla-Shops für die USA und Kanada ein Produkt zu finden, auf das manche Kunden lange warteten: ein Adapter, mit dessen Hilfe sie Gleichstrom-Ladestationen nach der CCS-Variante für Nordamerika nutzen können. Das eröffnet ihnen den Zugang zu allen Säulen nach diesem Standard auch mit einem Elektroauto von Tesla, in dessen schlanke Ladebuchs der klobige CCS-Stecker normalerweise nicht passt (s. Foto oben).
Weil Tesla auch in den USA die Supercharger-Preise zuletzt deutlich angehoben hat und weil die eigenen Stationen dort manchmal überfüllt sind, haben einige Besitzer nicht gewartet, bis der Adapter offiziell im Shop für ihr Land zu haben ist. In Südkorea wurde er aus unbekannten Gründen schon 2021 eingeführt, und in den vergangenen Monaten entstand ein schwunghafter Import-Handel mit ungeduldigen Tesla-Besitzern in Nordamerika.
Dieser Umweg ist jetzt nicht mehr nötig. Zudem funktionierte er laut dem Blog Electrek nur mit Teslas, die nach Oktober 2020 gebaut wurden. Alle anderen brauchen zunächst eine kleine Umrüstung. Ähnlich ist es in Europa, wo ältere Model S und Model X für CCS-Laden modifiziert werden müssen. In Nordamerika soll man sich in das eigene Tesla-Konto einloggen, um zu prüfen, ob die Hardware-Änderung erforderlich ist. Ob dafür über den Adapter-Preis von 250 Dollar hinausgehende Kosten berechnet werden, geht aus der Shop-Beschreibung nicht klar hervor. Nötige Umrüstungen sollen erst ab Anfang 2023 angeboten werden.
Erste US-Supercharger mit CCS schon geplant
Für Besitzer älterer Teslas in Nordamerika lässt die Öffnung für CCS-Ladestationen in der Praxis also weiter auf sich warten. Dennoch rückt sie erkennbar auch in der Breite näher – ebenso wie umgekehrt die Bereitstellung von Supercharger-Infrastruktur für Elektroautos anderer Marken. In diesem Mai kündigte CEO Elon Musk an, in den USA zusätzlich Stecker „nach dem branchenüblichen Standard“ installieren zu lassen, und im September wurden konkrete Pläne für vier US-Stationen von Tesla bekannt, die teilweise auch mit CCS-Kabeln ausgestattet sind.