Gut sieben Wochen, nachdem Starship SN8 in rund 15 Kilometer Höhe flog, aber bei der Landung explodierte, wagte SpaceX nun den nächsten Versuch. Ein paar Tage lang gab es noch Verzögerungen aufgrund von Wetter und ausbleibenden behördlichen Genehmigungen (SpaceX hatte beim Start von SN8 gegen Regeln verstoßen und musste weitere Sicherheitskonzepte vor Ort realisieren). In der Nacht auf diesen Mittwoch aber hob Modell SN9 vom SpaceX-Gelände im texanischen Boca Cica ab. Die drei Raptor-Triebwerke brachten den gut 50 Meter hohen und neun Meter dicken Koloss aus Edelstahl in die Höhe. Nach rund vier Minuten Flugzeit erreichte das Starship eine Gipfelhöhe von rund zehn Kilometern.
Tesla-Technik für Starship-Klappen
Sauber in die Horizontale gedreht, sank Starship SN9 anschließend in die dichten Atmosphärenschichten hinunter. Die ungewöhnlich anmutende horizontale Seitenlage haben die SpaceX-Ingenieure gewählt, um mehr Luftwiderstand zur Bremsung nutzen zu können. Auch in der dünnen Marsatmosphäre, durch die Starship in einigen Jahren zahlreiche Menschen zum Roten Planeten bringen soll, wird das einen zusätzlichen Bremseffekt haben.
Während des aerodynamischen Abstiegs näher an der Erde lenkten die jeweils zwei Vorwärts- und Rückwärtsklappen, angetrieben von Tesla-Motoren und -batterien. Kurz vor dem Erdboden aber drehte sich Starship SN9 zu spät zurück in die vertikale Lage. Die Rakete taumelte und kam schräg auf dem Erdboden auf, was zu einer sofortigen Explosion und völligen Zerstörung führte. Offenbar hatte eines der zwei Raptor-Triebwerke, die durch ihre Bremszündungen ein sauberes vertikales Aufsetzen hätten ermöglichen sollen, massive Probleme und arbeitete nicht.
Nun spekulieren SpaceX-Beobachter über eine längere Pause, ehe die nächsten Prototypen fliegen. Es könnte größere Probleme mit der Federal Aviation Administration FAA geben, die schon nach der missglückten Landung von SN8 verstimmt war. Auch die Zuverlässigkeit der Raptor-Triebwerke wurde in Frage gestellt. Dabei steht der nächste Protoyp Starship SN10 bereits in den Startlöchern. Noch bevor SN9 zum Testflug abhob, wurde er zu einer eigenen Startplattform gebracht. Mehrere Tage standen SN9 und SN10 danach benachbart auf dem Testgelände – ein beeindruckender Anblick.
SpaceX-Booster bekommt 28 Triebwerke
Doch womöglich dauert es nun zumindest einige Wochen, bis der nächste Testflug stattfindet. Parallel nehmen auch die ersten Super Heavy Booster Gestalt an. Auf ihnen soll das Starship sitzen, wenn es in den echten Weltraum geht, in den Orbit, zum Mond oder Mars. Das System aus Super Heavy und Starship System wird mit 120 Metern mehr als doppelt so hoch sein wie die bisherigen Starships alleine – das größte und stärkste Raketensystem aller Zeiten. Da die Booster allerdings statt 3 ganze 28 Raptor-Triebwerke enthalten sollen, rücken ihre Tests angesichts der augenblicklichen Raptor-Probleme wohl in noch etwas weitere Ferne.